Stuttgart 21: Alte Kommunikationsdefizite und neue digitale Technik

Mat­thi­as Gastel (Grü­ne), Mit­glied im Bun­des­tags-Ver­kehrs­aus­schuss, zu den jüngs­ten Ent­wick­lun­gen rund um „Stutt­gart 21“:

Zur Befas­sung der Ver­schie­bung der Inbe­trieb­nah­me im Ver­kehrs­aus­schuss:

„Die Vor­wür­fe der Uni­ons-Frak­ti­on lös­ten im Ver­kehrs­aus­schuss Erstau­nen aus. Die Begrün­dung für die erneu­te Ver­zö­ge­rung der Inbe­trieb­nah­me waren schon vor Wochen in den Zei­tun­gen nach­zu­le­sen. Inso­fern konn­ten kei­ne neu­en Infor­ma­tio­nen erwar­tet wer­den. Die Kri­tik der Uni­ons­frak­ti­on an der Infor­ma­ti­ons­po­li­tik rund um das Bahn­pro­jekt ging nach hin­ten los. Es war ja nicht die Ampel­ko­ali­ti­on, die Pro­jekt­struk­tu­ren geschaf­fen hat. Die­se wur­den weit über­wie­gend in den Jah­ren geschaf­fen, als noch CSU-Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­ter im Amt waren. Damals war ent­schie­den wor­den, dass der Bund nicht im Len­kungs­kreis ver­tre­ten ist und dass Anfra­gen aus dem Par­la­ment in der Regel mit dem Ver­weis auf die eigen­wirt­schaft­li­che Ver­ant­wort­lich­keit bei Stutt­gart 21 abge­bü­gelt wer­den. Jetzt, als Oppo­si­ti­ons­frak­ti­on, kri­ti­siert die Uni­on genau die­se Des­in­for­ma­ti­ons­struk­tu­ren. Hin­zu kommt: Das Pro­jekt Stutt­gart 21 wur­de in eine eigens gegrün­de­te Pro­jekt­ge­sell­schaft aus­ge­glie­dert, die nicht Teil der Infra­struk­tur­ge­sell­schaft DB Infra­Go ist. Dies trägt nicht zur bes­se­ren Kon­trol­lier­bar­keit bei. Mein Fazit: Es war gut, dass sich der Ver­kehrs­aus­schuss Zeit genom­men hat, um sich mit den Ver­ant­wort­li­chen der Deut­schen Bahn aus­zu­tau­schen. Wer mehr erwar­tet hat, als das, was in der Sit­zung her­aus­kam, wird sich zuvor nicht aus­rei­chend mit den hoch pro­ble­ma­ti­schen Pro­jekt­struk­tu­ren befasst haben.“

Zur 3. Stu­fe des digi­ta­len Kno­ten Stutt­gart (sie­he Brief von MP Kret­sch­mann und Spie­gel vom 26. Juni 2024):

„Die Deut­sche Bahn muss den Gre­mi­en­vor­be­halt für die Umset­zung der drit­ten Stu­fe des digi­ta­len Kno­ten auf­he­ben. Es braucht mehr Digi­ta­li­sie­rung als die, die gera­de umge­setzt wird. Erst mit der drit­ten Stu­fe ent­ste­hen erfor­der­li­che Kapa­zi­täts­ge­win­ne im Groß­kno­ten. Der Bund hat einen Groß­teil der Finan­zie­rung sicher­ge­stellt. Die wei­te­ren benö­tig­ten Haus­halts­mit­tel muss der Bund noch finan­zie­ren. Dies ist aber kein Grund, sei­tens der DB die drit­te Stu­fe gänz­lich in Fra­ge zu stel­len.“

Wei­te­rer O‑Ton zum digi­ta­len Kno­ten:

„Bis vor weni­gen Jah­ren war vor­ge­se­hen, ETCS mit orts­fes­ten Signa­len zu ver­bau­en. Dies wäre gleich dop­pelt Unsinn gewe­sen: Denn damit hät­te ETCS sei­ne leis­tungs­stei­gern­den Vor­tei­le nicht aus­spie­len kön­nen. Zudem wären der Pla­nungs- und Umset­zungs­auf­wand und damit auch die Kos­ten erheb­lich höher aus­ge­fal­len. Es wäre also kein Nut­zen zu höhe­ren Prei­sen ent­stan­den. Wäre nicht auf ETCS ohne orts­fes­te Signa­le umge­schwenkt wor­den, so hät­te sich die Inbe­trieb­nah­me nicht um ein wei­te­res Jahr, son­dern eher um zwei bis drei Jah­re ver­zö­gert.“