Besuch im Tafelladen

06.09.2022

Viel Kundschaft, wenig Lebensmittel, wenig Ehrenamtliche

Die Tafel­lä­den gera­ten durch eine wach­sen­de Nach­fra­ge und ein schrump­fen­des Ange­bot an Lebens­mit­teln immer mehr in Bedräng­nis. Dar­über sprach ich vor Ort in Fil­der­stadt.

Der Kreis­dia­ko­nie­ver­band im Land­kreis Ess­lin­gen betreibt sie­ben Dia­ko­nie­lä­den. Dazu zäh­len drei Tafeln auf den Fil­dern (Lein­fel­den-Ech­ter­din­gen, Fil­der­stadt und Ost­fil­dern). An eini­gen der Stand­or­te, jedoch nicht mehr in Fil­der­stadt, wer­den auch gebrauch­te Möbel ange­bo­ten. In Fil­der­stadt gibt es neben den Lebens­mit­teln ein brei­tes und gut gefüll­tes Ange­bot an gebrauch­ter Klei­dung sowie Spie­le und – genug, aber nicht reich­lich – Haus­halts­wa­ren. Zum Ein­kauf muss eine Berech­ti­gung nach­ge­wie­sen wer­den. Die Kri­te­ri­en dafür wur­den von Dia­ko­nie und Cari­tas gemein­sam fest­ge­legt. Wer zur Kund­schaft des Job­cen­ters zählt oder eine nied­ri­ge Ren­te bezieht erhält eine Kar­te, die zum deut­lich ver­güns­tig­ten Ein­kauf berech­tigt. Abge­lehnt wird ein Antrag nur sel­ten. Dies dürf­te, so ver­mu­ten mei­ne Gesprächs­part­ne­rin­nen, dar­an lie­gen, dass vie­le gehemmt sind, sich als „arm“ zu outen und ohne­hin nur kämen, wenn die Not groß sei. Aktu­ell wur­de für 650 Per­so­nen eine Berech­ti­gungs­kar­te für die Tafel in Fil­der­stadt aus­ge­stellt. Neben immer mehr Rent­ne­rin­nen und Rent­nern sind seit Früh­jahr auch zuneh­mend Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne dar­un­ter. Von den Geflüch­te­ten aus der Zeit der „Flücht­lings­kri­se“ sind kaum mehr Berech­tig­te dabei.

Nach einem Rund­gang durch die ver­schie­de­nen Berei­che des Ladens spre­che ich mit Tan­ja Her­brik, der Lei­te­rin des Fach­be­reichs „Armut und Beschäf­ti­gung“ des Kreis­dia­ko­nie­ver­ban­des sowie mit Eli­sa­beth Gans­s­lo­ser, der Laden­lei­tung. Ich bekom­me erläu­tert, dass seit Coro­na vie­le ehren­amt­li­che Hel­fe­rin­nen und Hel­fer feh­len, da die­se über­wie­gend der älte­ren Gene­ra­ti­on ange­hö­ren. Gleich­zei­tig ist die Anzahl der Ein­kaufs­be­rech­tig­ten gestie­gen und die Men­ge an gespen­de­ten Lebens­mit­teln gesun­ken. „Die Pro­por­tio­nen stim­men nicht mehr.“ Ins­be­son­de­re feh­le es an Tro­cken­wa­re und Obst/Gemüse. Offen­bar habe der Lebens­mit­tel-Ein­zel­han­del sei­ne Ein­kaufs­po­li­tik ver­än­dert. So ver­kau­fe die­ser zuneh­mend preis­re­du­ziert, wenn sich Ware dem Min­des­halt­bar­keits­da­tum nähe­re. Sei dies tat­säch­lich der Grund für gerin­ge­re Men­gen, so sei dies kein Pro­blem. Denn schließ­lich hät­ten sich die Tafeln einst gegrün­det, um gegen Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung vor­zu­ge­hen. Deren Funk­ti­on sei nicht die einer Stüt­ze des Sozi­al­sek­tors, auch wenn man zuneh­mend in die Ver­ant­wor­tung für die Grund­ver­sor­gung gekom­men sei. Die­ser kön­ne man aber immer weni­ger nach­kom­men.

„Für Men­schen mit schma­lem Geld­beu­tel ist es schwie­rig sich aus­rei­chend mit Lebens­mit­teln, Beklei­dung, Haus­rat und Möbeln zu ver­sor­gen. Dia­ko­nie­lä­den und Tafel­lä­den ergän­zen die Ver­sor­gung von Men­schen am Ran­de und unter der Armuts­gren­ze.“ So steht es auf der Home­page des Dia­ko­nie­ver­bands geschrie­ben.