Verkehrs-Haushalt 2022 beschlossen

31.05.2022

Meine Haushaltsrede: Anfang, deutlich mehr muss folgen

Nach­fol­gend gebe ich das Bun­des­tags-Pro­to­koll mei­ner Haus­halts­re­de wider. Im Anschluss dar­an lie­fe­re ich noch eini­ge ergän­zen­de Infor­ma­tio­nen.

Mat­thi­as Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Herr Prä­si­dent! Lie­be Kol­le­gin­nen! Lie­be Kol­le­gen! Der Hand­lungs­be­darf ist gera­de im Bereich der Schie­nen­weg­einfra­struk­tur beson­ders groß. Wir erle­ben aktu­ell mas­si­ve Ver­spä­tun­gen im Bahn­ver­kehr. Es wird zu wenig in die Infra­struk­tur inves­tiert. Aber die Deut­sche Bahn ist noch nicht mal in der Lage, die­ses Geld voll­stän­dig abzu­ru­fen und zu ver­bau­en. Deren Bau­stel­len­ma­nage­ment ist sehr kri­tik­wür­dig. Die Kapa­zi­tät ist zu nied­rig, auch durch die vie­len Bau­stel­len, die nicht gut gema­nagt wer­den. Ges­tern hat der DB-Chef sogar ver­kün­det, dass Güter teil­wei­se wie­der auf die Stra­ße wan­dern müs­sen, weil die Kapa­zi­tä­ten auf der Schie­ne nicht aus­rei­chen. Das, mei­ne Damen und Her­ren, ist die Fol­ge von drei völ­lig ver­kehr­ten Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­tern, drei Ver­kehrs­mi­nis­tern in Fol­ge, die von der CSU kamen. Drei Uni­ons­bun­des­ver­kehrs­mi­nis­ter waren ein­fach zu viel für das deut­sche Schie­nen­netz; das ver­kraf­tet es nicht. Sie haben ein ein­zi­ges bahn­po­li­ti­sches Trüm­mer­feld hin­ter­las­sen.

(Bei­fall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Tata! Tata! Tata! – Vic­tor Per­li (DIE LINKE): War­um kür­zen Sie denn dann? – Zuru­fe der Abg. Flo­ri­an Oßner (CDU/CSU) und Dr. Dirk Spa­ni­el (AfD))

Der Haus­halt 2022 ist sicher­lich nicht genug und schon gar nicht genug, um alle Pro­ble­me zu lösen; aber er ent­hält eini­ge posi­ti­ve Bot­schaf­ten. Bei­spiels­wei­se stei­gen die Bedarfs­plan­mit­tel für den Aus- und Neu­bau der Schie­ne gegen­über 2021 um 22 Pro­zent. Die Lärm­sa­nie­rungs­mit­tel stei­gen um 33 Pro­zent an, und für die elek­tri­sche Güter­bahn gibt es 24 Pro­zent mehr als noch im Vor­jahr.

(Zuruf von der CDU/CSU: Sag mal, was ihr alles kürzt!)

Die Inves­ti­tio­nen in die Schie­nen­in­fra­struk­tur stei­gen gegen­über 2021 um ins­ge­samt 180 Mil­lio­nen Euro. Die Inves­ti­tio­nen in die Schie­ne lie­gen um 970 Mil­lio­nen Euro höher als die in die Stra­ße. Wobei – das muss man gleich dazu­sa­gen -: Wir müs­sen mal dar­über reden, was da alles jeweils rein­ge­rech­net wird; das müs­sen wir noch machen.

(Zuruf des Abg. Flo­ri­an Oßner (CDU/CSU))

Aber der Weg, der Kurs, den wir hier ein­schla­gen, stimmt auf jeden Fall.

(Bei­fall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abge­ord­ne­ten der FDP)

7,4 Mil­li­ar­den Euro ste­hen an Ver­pflich­tungs­er­mäch­ti­gun­gen zur Ver­fü­gung, das heißt Finan­zie­rungs­si­cher­heit für die Infra­struk­tur in den Fol­ge­jah­ren. Und ich als ein Fan der Nacht­zü­ge freue mich ganz beson­ders, dass es hier vor­an­geht, dass wir an einem euro­päi­schen Nacht­zug­kon­zept arbei­ten und hier die Schie­ne gegen­über dem Flug­ver­kehr attrak­ti­ver machen.

(Bei­fall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abge­ord­ne­ten der SPD und der Abg. Cari­na Kon­rad (FDP))

Im Haus­halt 2023 wird die Koali­ti­on dafür sor­gen müs­sen, den Koali­ti­ons­ver­trag noch deut­lich stär­ker abzu­bil­den, als es jetzt gelun­gen ist. In Stich­wor­ten: Es geht um die Bahn­hö­fe, die Eng­pass­be­sei­ti­gung im Netz, es geht um die Gleis­an­schlüs­se für Indus­trie­be­trie­be – dazu muss der Ver­kehrs­mi­nis­ter auch mal die För­der­richt­li­nie vor­le­gen -, und es geht um Klar­heit dar­über, dass es dau­er­haft nied­ri­ge­re Tras­sen­prei­se ins­be­son­de­re für den Güter­ver­kehr gibt.

(Bei­fall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abge­ord­ne­ten der SPD)

Anders als mit mehr Geld für die Schie­ne las­sen sich die Kli­ma­zie­le im Ver­kehrs­be­reich nicht errei­chen. Wir haben also viel zu tun. Der 2022er-Haus­halt ist ein Anfang. Aber wir sind noch nicht weit genug; da muss 2023 deut­lich mehr gelie­fert wer­den. Es braucht ins­be­son­de­re deut­lich mehr Mit­tel für die Schie­ne gegen­über der Stra­ße.

(Bei­fall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abge­ord­ne­ten der SPD)

Wir brau­chen eine star­ke Schie­ne: im Per­so­nen­ver­kehr, damit mehr Leu­te statt mit dem Auto mit einer zuver­läs­si­gen Bahn fah­ren, -

Vize­prä­si­dent Wolf­gang Kubicki:

Herr Kol­le­ge, kom­men Sie zum Schluss, bit­te.

Mat­thi­as Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

- und im Güter­ver­kehr, damit mehr Güter auf die Schie­ne ver­la­gert wer­den kön­nen. So errei­chen wir eine bes­se­re, gesün­de­re Mobi­li­tät und errei­chen auch die Kli­ma­zie­le im Ver­kehr.

(Bei­fall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abge­ord­ne­ten der SPD und der FDP)

 

Anmer­kun­gen und Ergän­zun­gen

Der Haus­halt für 2022 tritt wegen der Bun­des­tags­wahl und der Regie­rungs­bil­dung erst deut­lich ver­zö­gert und fak­tisch für einen ver­kürz­ten Zeit­raum in Kraft. Zufrie­den stel­len kann er uns nicht. Ers­tens spie­gelt sich dar­in längst noch nicht alles wie­der, was wir im Koali­ti­ons­ver­trag ver­ein­bart haben. Zwei­tens wür­de mehr Geld für die Bahn oft aber gar nichts bewir­ken, weil die Deut­sche Bahn noch auf Haus­halts­res­te aus den Vor­jah­ren zurück grei­fen kann, da sie schon die zu gerin­gen Inves­ti­ti­ons­mit­tel selbst ange­sichts gestie­ge­ner Bau­prei­se nicht ver­bau­en konn­ten. So ste­hen bei­spiels­wei­se – zusätz­lich zu den „fri­schen“ Haus­halts­mit­teln – rund 400 Mil­lio­nen Euro an Haus­halts­res­ten für Aus- und Neu­bau (Bedarfs­plan­mit­tel) sowie 300 Mil­lio­nen Euro für die Digi­ta­li­sie­rung zur Ver­fü­gung. Wenn wir bei der Sanie­rung und dem Aus­bau der Schie­nen­we­ge vor­an­kom­men wol­len, dann müs­sen meh­re­re Schrit­te gleich­zei­tig gegan­gen wer­den: Erhö­hung der Pla­nungs­ka­pa­zi­tä­ten bei der DB, Erhö­hung der Bun­des­mit­tel für die Schie­nen­in­fra­struk­tur und die Beschleu­ni­gung von Pla­nungs- und Umset­zungs­pro­zes­sen.