12.07.2022
Derart überfüllte Bahnsteige sind die Ausnahme. Doch sind wir gerüstet auf das politische Ziel einer Verdoppelung der Fahrgäste bei den öffentlichen Verkehrsmitteln? Schaffen wir die Kapazitäten, um nennenswert Verlagerungen weg von der Straße zu erreichen und Verkehrsanteile für die Schiene zu gewinnen?
Das Beispiel „Stuttgart 21“ zeigt, wie schwierig dies ist: Es war ein wahrer Kraftakt nötig, um aus der eingleisigen, die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm querenden Wendlinger Kurve eine leistungsfähigere zweigleisige, kreuzungsfreie Verbindung zu machen. Ähnlich war es mit zusätzlichen Gleisen im Nordzulauf zum Hauptbahnhof. Mal war die Finanzierung das Problem, mal wurde die Notwendigkeit lange nicht gesehen. Ähnlich geht es jetzt mit der „Ergänzungsstation“ am Hauptbahnhof weiter: Diejenigen, die Stuttgart 21 einst gegen alle Expertise durchgesetzt haben, haben noch immer die politischen Mehrheiten. Sie nehmen in Kauf, dass sich ein neuer Bahnhof gleich mit der Inbetriebnahme am Limit befindet. Das Foto entstand im heutigen Kopfbahnhof. Heute gibt es mehr Bahnsteigkanten als zukünftig vorgesehen sind. Heute befinden sich kaum Treppenanlagen auf den Bahnsteigen und verschmälern diese. Im zukünftigen Tiefbahnhof wird dies jedoch anders sein.
Ich hoffe sehr und arbeite auch dafür, dass noch so etwas wie eine späte Vernunft einkehrt. Für einen reibungslosen, zuverlässigen Bahnverkehr, der Wachstumsperspektiven bietet, braucht es mehr Kapazitäten – nicht nur in Stuttgart!