Gemeinschaftsschule in Konstanz besucht
Die Gemeinschaftsschule in Konstanz ist ungewöhnlich groß und bietet genau deshalb, wie es das ursprüngliche Konzept des Landes für diesen Schultyp von Anfang an vorsieht, eine gymnasiale Oberstufe. Ich war vor Ort und sprach mit der langjährigen Schulleiterin, Lehrer*innen und einem der Schüler.
Elke Großkreutz war bereits die Leiterin der ursprünglichen Werkrealschule und gestaltete den Übergang zu einer Gemeinschaftsschule mit. Zum Ende des Schuljahres wird die Schulleiterin in den Ruhestand treten. Mit ihr und einem Kollegen sowie einer Kollegin sprach ich über das Schulmodell und die Erfahrungen, nachdem inzwischen zwei Abiturjahrgänge den Abschluss an der Schule mit rund 1.300 Schüler*innen gemacht haben. Die Aufnahme der Schüler*innen erfolgt zur 5. Klasse. Die jungen Leute kommen mit den unterschiedlichsten Grundschulempfehlungen. Eine der Erfahrungen der Schule: Alles ist offen. Auch Schüler*innen mit einer Hauptschulempfehlung können am Ende den Realschulabschluss oder sogar das Abitur bestehen. „Einige entwickeln einen unglaublichen Ehrgeiz“, war zu hören. Die Motive für die Schulwahl können sehr unterschiedlich sein: Einige Eltern lehnen selektive Schulmodelle ab, manchen erscheint das G9-Modell vorteilhaft zu sein und wieder andere schätzen die Lernkultur und soziale Aspekte. Dem Lernen lernen wird mehr Entwicklungsraum geboten als an vielen anderen Schulen. Ganz grob dürfte die Aufteilung nach erworbenen Schulabschlüssen bei Abgang von der Gemeinschaftsschule so aussehen: 15 Prozent Hauptschulabschluss und je 40 bis 45 Prozent Mittlere Reife und Abitur. Die Schule ist im Sekundarbereich I achtzügig. Drei davon könnten, wenn separiert werden würde, mit Kindern mit Gymnasialempfehlung gefüllt werden. Unterrichtet wird von einem multiprofessionellen Lehrerteam. Unterrichtet wird mal im geschlossenen Klassenverbund im Klassenzimmer, mal wird auf offene Lernsituationen (Freiarbeit) gesetzt, also eigenständiges Erarbeiten von Themen. Dabei werden dann Aufgaben mit individuell angepassten Schwierigkeitsgraden gestellt.
Ein Thema, das wir vertieft besprachen, war die Berufsorientierung. Diese beginnt in Klasse 5/6, indem Eltern ihre Berufe vorstellen. Ab der 8. Klasse erfolgen Berufspraktika und es werden Ausbildungsmessen etc. besucht.
Spontan hatte ich die Gelegenheit, mit Schüler Robin aus der 12. Klassenstufe zu sprechen. Er berichtete, dass die Schule stärker als andere auf Eigenverantwortung setzt, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern. Man nehme viel für „später“ mit, so Strategien fürs Lernen. Prägend sei auch gewesen, eine Inklusionsklasse besucht zu haben. Dort habe er Toleranz zu leben gelernt.