Lastwagen bald elektrisch

07.11.2022

Werksbesuch bei MAN in München

Der Bus- und Lkw-Her­stel­ler MAN setzt auf bat­te­rie­elek­tri­sche Antrie­be. Ich habe das Stamm­werk in Mün­chen besucht und mir die Pro­duk­ti­on von Last­wa­gen ange­schaut.

Auf dem Gelän­de wer­den aus­schließ­lich Last­wa­gen der mitt­le­ren und schwe­ren Bau­rei­he pro­du­ziert. ins­ge­samt sind 4600 Mit­ar­bei­ten­de am Stand­ort im Pro­duk­ti­ons­be­reich tätig, rund 9100 Mit­ar­bei­ten­de am gesam­ten Stand­ort. Gemein­sam mit Mit­glie­dern der Lan­des­ar­beits­ge­mein­schaf­ten Ver­kehr der Grü­nen in Bay­ern und Baden-Würt­tem­berg habe ich mir die Pro­duk­ti­on ange­schaut und vor­her und nach­her mit Vertreter*innen des Unter­neh­mens über die Antriebs­wen­de, aber auch über die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen durch die Lie­fer­pro­ble­me gespro­chen (Fol­ge: ver­län­ger­te Lie­fer­zei­ten). MAN setzt sehr klar auf in Bäl­de bat­te­rie­elek­tri­sche Antrie­be. Die Reich­wei­te wür­de auch im Fern­ver­kehr aus­rei­chen, wenn vor­ge­schrie­be­ne Pau­sen­zei­tenn zum Zwi­schen­la­den genutzt wer­den könn­ten. Die Brenn­stoff­zel­le sei in in den kom­men­den Jah­ren noch unwirt­schaft­lich. Die Bat­te­rie­zel­len wer­den in Nürn­berg pro­du­ziert. Eine Klein­se­rie sei dort bereits ange­lau­fen und im Jahr 2025 sol­le die Groß­se­rie star­ten. 2024 sol­len die ers­ten elek­tri­schen Last­wa­gen aus­ge­lie­fert wer­den. Auf der einen Pro­duk­ti­ons­stra­ße sol­len dann sowohl die her­kömm­lich als auch die bat­te­rie­elek­trisch ange­trie­be­nen Fahr­zeu­ge her­ge­stellt wer­den. Bei der Besich­ti­gung eben die­ser Fer­ti­gungs­stra­ße konn­ten wir sehen, dass wegen der – im Ver­hält­nis zur Pkw-Pro­duk­ti­on – gerin­gen Stück­zah­len viel mensch­li­che Hand­ar­beit erfor­der­lich ist. Robo­ter kom­men in der  Fah­rer­haus- und Achs­pro­duk­ti­on, Werks­lo­gis­tik und in der Lackie­re­rei zum Ein­satz.. Die Bus­se wer­den bereits in Anka­ra gebaut.

Kurz zu den Bus­sen: Unter opti­ma­len Bedin­gun­gen errei­chen die bat­te­rie­elek­tri­schen Exem­pla­re Reich­wei­ten von über 500 Kilo­me­ter. Unter sehr schwie­ri­gen Bedin­gun­gen mit gro­ßer Hit­ze oder Käl­te, sind es der­zeit etwa 200 Kilo­me­ter. Für den Nah­ver­kehr sind die Bus­se bereits ein­setz­bar. Für den Rei­se­bus­ver­kehr wer­den in eini­gen Jah­ren Reich­wei­ten von 500 bis 600 Kilo­me­ter (mit Nach­la­den in Pau­sen) erwar­tet. Höhe­re Geschwin­dig­kei­ten als im Nah­ver­kehr füh­ren zu einem grö­ße­ren Ener­gie­hun­ger. Ande­rer­seits blei­ben die Türen län­ger geschlos­sen, was wie­der­um den Bedarf an Ener­gie zum Küh­len oder Hei­zen ver­rin­gert.

Im Gespräch wur­de uns als Poli­tik ein­mal mehr mit­ge­ge­ben, wor­auf es ankom­me: Auf eine leis­tungs­fä­hi­ge Lade­infra­struk­tur vor allem ent­lang der Auto­bah­nen und aus­rei­chend grü­nen Strom. Die Her­stel­ler wür­den sich beim Aus­bau der Lade­infra­struk­tur aber auch sel­ber enga­gie­ren.

Vor weni­gen Wochen hat­te ich MAN auf der Nutz­fahr­zeug­mes­se IAA in Han­no­ver besucht. Nach­fol­gend gebe ich mei­nen Bericht dar­über wie­der:

Gezeigt wird eine E‑Sattelzugmaschine, die – je nach Kon­fi­gu­ra­ti­on – eine Tages­reich­wei­te von 600 bis 800 Kilo­me­ter mög­lich machen soll. MAN folgt mit der Anga­be einer „Tages­reich­wei­te“ der Logik, dass das Fahr­per­so­nal Pau­sen ein­le­gen muss, die zum Nach­la­den (in 45 Minu­ten auf 80 Pro­zent) und damit der Ver­grö­ße­rung der Reich­wei­te genutzt wer­den kön­nen. Ab 2026 sol­len mit einer neu­en Gene­ra­ti­on an Bat­te­rien bis zu 1.000 Kilo­me­ter mög­lich wer­den. Für die Brenn­stoff­zel­le sieht MAN wegen der hohen Inef­fi­zi­enz und einer sich kaum abzeich­nen­den Tank-Infra­struk­tur (zunächst) kaum eine Per­spek­ti­ve – viel­leicht aber ab 2030. Da ein­deu­tig auf den bat­te­rie­elek­tri­schen Antrieb gesetzt wird, enga­gie­ren sich Tra­ton, Daim­ler und Vol­vo für den Bau von 1.700 Lade­sta­tio­nen ent­lang von Bun­des­fern­stra­ßen. Bei MAN spiel­te in den IAA-Gesprä­chen auch das auto­no­me Fah­ren eine Rol­le. Damit soll unter ande­rem dem Fah­rer­man­gel begeg­net wer­den. Die Idee dahin­ter ist, dass Last­wa­gen auf den Auto­bah­nen, über die Hubs mit­ein­an­der ver­bun­den sind, in Level 4 des auto­no­men Fah­rens unbe­glei­tet fah­ren.