Autonomes Fahren, Antriebe, Citylogistik und Fahrrad
Die Hochschule in Heilbronn bietet einige Studiengänge mit verkehrswissenschaftlichen Bezügen. Das machten Gespräche mit Professor*innen vor Ort einmal mehr deutlich.
Bevor die Gespräche auf dem Bildungscampus starten konnten, wurde ein Teil des Weges erstmal auf spannende Weise zurückgelegt: Meine Begleiter und ich wurden nämlich mit einem kleinen, selbstfahrenden Shuttle vom Bahnhof abgeholt. Dieser bietet sechs Sitzplätze. Fahren darf er nur auf einer zuvor vom Kraftfahrbundesamt genehmigten Strecke. Die Geschwindigkeit ist auf 20 Stundenkilometer limitiert. Es muss immer jemand an Bord eingreifen können, auch wenn es keinen Fahrersitz, sondern lediglich ein kleines Steuergerät gibt, das man sich um den Hals hängen kann. Per Laserscanner erfasst das kleine Fahrzeug die Umgebung und rollt so sicher durch den Verkehr.
Die Hochschule Heilbronn bietet in ihren Standorten Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall rund 50 Studiengänge in den Fachbereichen Technik, Wirtschaft und Informatik an. Die Dieter Schwarz Stiftung (Lidl) unterstützt die Hochschule Heilbronn durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten auf dem Bildungscampus und deren Erstausstattung. Auch ein Teil der Professuren werden gefördert.
Im Bildungscampus sprach ich, begleitet durch zwei Gäste aus der „Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität“ der Grünen Baden-Württemberg, mit verschiedenen Professor*innen. Hier ein Überblick:
Autonomes Fahren
Prof. Dr.-Ing. Raoul Zöllner ist Prorektor für Forschung, Transfer und Innovation an der Hochschule Heilbronn. Zu seinen Fachgebieten gehören unter anderem die Informatik sowie Autonome Systeme. Zusammen mit seinem Forschungsteam ist er die treibende Kraft hinter dem Einsatz des beschriebenen autonomen Busses (ein weiteres Exemplar fährt in Bad Wimpfen). Das Bussle fährt in Stufe 2 (von 5 Stufen) des autonomen Fahrens.
Logistik
Das Institut LOGWERT entwickelt für und mit Industrie, Handel und dem öffentlichen Sektor anwendungsnahe und umsetzbare Mobilitäts- und Logistiklösungen. Ziel des Instituts ist es, auf die zu erwartenden neuen Fragestellungen im Bereich der regionalen Wertschöpfung, der Logistik und der Personenmobilität nachhaltige Antworten zu finden. Uns wurde die gemeinsam mit DHL entwickelte Idee eines autonom fahrenden Hubs vorgestellt, das Pakete zu zuvor vereinbarten Zeitpunkten zu den Empfängern fährt.
Auch der Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw in Schleswig-Holstein war ein Thema, da dieser von der Hochschule begleitet wird.
Fahrrad-Mobilität
Über das Mobilitäts-Projekt PendlerRatD sprach Frau Prof. Jana Heimel. Ziel eines geförderten Projektes ist es, Berufspendler, die täglich mit dem Auto zur Arbeit fahren, einen vereinfachten Einstieg in das Pendeln mit Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln bekommen. Ein Bestandteil ist dabei die PendlerRatD Web-App. 600 Probanden wurden für Pilotphasen von einem bis sieben Monaten Dauer mit Fahrrädern/Pedelecs ausgerüstet und durch Befragungen begleitet. Ergebnisse: Radpendelnde sind die zufriedensten Pendler*innen. Jeder zweite Autopendelnde würde gerne das Fahrrad nutzen, fühlt sich aber häufig durch verschiedene Faktoren daran gehindert (Strecke ungeeignet, aber durchaus auch fehlende Überwindung für Umstieg). Von den Testpersonen gaben 85 Prozent an, auch nach dem Testzeitraum häufiger das Rad nutzen zu wollen.
Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule stellte Ergebnisse von Sicherheitstests von Lastenrädern vor (Kurvenverhalten).
Wasserstoff und E‑Mobilität
Im Gespräch mit Prof. Karsten Wittig ging es um Wasserstoff als Energieträger für Verbrennungsmotoren – ein strittiges Thema. Er räumte ein, dass batterieelektrische Fahrzeuge um den Faktor drei bis vier effizienter sind als Verbrenner. Aber Wasserstoff ließe sich, anders als Strom, in großen Mengen speichern. Wenn Überschüsse an Strom produziert werden, so sollten diese (und nur die Überschüsse!) in Wasserstoff umgewandelt werden. Während die Brennstoffzelle für niedrige Leistungen geeignet sein, sei die Direktverbrennung als Alternative zu Diesel bei hohen Leistungen vorteilhaft. Die Stickoxid-Thematik ließe sich durch optimierte Verbrennung in den Griff bekommen. Er gehe davon aus, dass Lastwagen-Hersteller auch auf die Wasserstoff-Direktverbrennung setzen würden.