07.03.2023
Hauptsache Freude am Fußball
Beim TSV Musberg gibt es etwas, das es seltsamerweise nur sehr selten gibt: Eine inklusive Fußballmannschaft. In dieser spielen 29 junge Menschen mit und ohne Handicap mit.
Als ich davon erfahren habe, habe ich sofort Kontakt aufgenommen und einen Besuchstermin vereinbart, um dann in Trainingsklamotten nach Musberg (Stadt Leinfelden-Echterdingen) zu radeln. Ich sprach mit dem Trainer, mit Vereinsvorständen, Eltern, einem Betreuer einer Behinderteneinrichtung – und natürlich einigen der jungen Leute. 29 Fußballinteressierte im Alter von acht bis 28 Jahre treffen sich jeden Montag, um gemeinsam zu trainieren und zu spielen. 19 davon haben ein Handicap, können beispielsweise ein Bein kaum bewegen oder reagieren langsamer als andere. Das Einzugsgebiet ist größer als das anderer Fußballabteilungen. Derartige Angebote, wird mir vor Trainingsbeginn erklärt, gebe es in der Region erst viermal, eines davon sei noch ganz neu. Dass es mangels „Gegenmannschaft“ bisher keine Spiele geben konnte, könnte sich damit ändern. Der Trainer ist ein Vater eines der Spieler. Die Mannschaft stelle eine Art “Abteilung innerhalb der Fußballabteilung“ dar. Ihr steht während des Trainings der halbe Sportplatz zur Verfügung. Auf der anderen Hälfte trainierte eine andere Mannschaft. Die Trikos, die getragen werden, sind überall und ohne Unterschied gleich. Einige Tragen Jacken mit der Aufschrift „All Inklusiv“.
Was sind die Motive, inklusiv spielen zu wollen? Aus Sicht derjenigen ohne Handicap ist es, dass nur einmal pro Woche trainiert wird, weniger Druck auf Leistung aufgebaut wird und zudem Mädchen genauso mitspielen dürfen wie Jungs. Von denjenigen mit Handicap berichtet ein junger Mann, er habe zuvor in einer regulären Mannschaft gespielt, dort aber viel Druck verspürt. Hier, in der inklusiven Mannschaft, könne aber jeder so spielen, wie es ihr oder ihm möglich sei. Alle seien willkommen mit den Fähigkeiten, die sie mitbrächten.
Ich habe übrigens bei den Aufwärmübungen und einem Teil des Trainings mitgemacht. Ohne Druck. Aber auch als Nicht-Fußballfan durchaus mit Freude.