Besuch bei Voith in Heidenheim
Das Maschinenbauunternehmen Voith in Heidenheim stand schon länger auf meiner Besuchsliste. Nun war es endlich soweit! Ein wichtiges Thema für mich als Bahnpolitiker: Die Digitale Automatische Kupplung, die den Schienengüterverkehr fast schon revolutionieren könnte.
Die Voith GmbH & Co. KGaA ist ein über 150 Jahre altes Unternehmen, ein weltweit agierender Technologiekonzern und befindet sich vollständig in Familienbesitz. Die drei Konzernbereiche sind Energie, Papier und Transport. Der Jahresumsatz liegt bei fünf Milliarden Euro und wird von über 20.000 Beschäftigten erwirtschaftet. 8.000 der Arbeitsplätze befinden sich auf dem Gelände in Heidenheim. Investitionsschwerpunkte befinden sich in Europa und Nordamerika.
Mit dem Landtagsabgeordneten Martin Grath und der früheren Bundestagskollegin und jetzigen Vorsitzenden der Grünen im Heidenheimer Kreistag, Margit Stumpp, traf ich mich mit der Unternehmensspitze zum ausgiebigen Gespräch. Anschließend warfen wir noch kurze Blicke in Produktionshallen.
Zu den drei Konzernbereichen heißt es auf der Homepage des Unternehmens:
Ein großer Teil der weltweiten Papierproduktion wird auf Voith-Papiermaschinen hergestellt. Ein Viertel der weltweit aus Wasserkraft gewonnenen Energie wird mit Turbinen und Generatoren von Voith Hydro erzeugt. Antriebselemente von Voith Turbo werden rund um den Globus sowohl in industriellen Anlagen als auch auf Schiene, Straße und auf dem Wasser eingesetzt.
Ausführlich haben wir über ein von Voith entwickeltes chemisches Strom-Speichermedium gesprochen. Es soll mehr Ladezyklen ermöglichen als Lithium-Ionen-Akkus und noch dazu preiswerter sein. Damit wolle man als Unternehmen einen Beitrag zur Netzstabilität leisten. Thema waren zudem Pumpspeicherkraftwerke, die Voith aus dem gleichen Grund in höherer Anzahl für erforderlich hält.
Im Verkehrsbereich sieht Voith seine Kernkompetenz im Antriebsstrang und hat insbesondere den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie den Güterverkehr im Blick. Geboten wird ein elektrisches Direktantriebssystem für Stadtbusse (Solo‑, Doppeldecker- und Gelenkbusse) sowie Reisebusse, die Batterien oder Wasserstoff-Brennstoffzellen als Stromquellen einsetzen.
Für den Schienengüterverkehr wird die Digitale Automatische Kupplung (DAK) angeboten. Diese verbindet und trennt Güterwagen, Luft‑, Daten- und Stromleitungen automatisch. Zudem wird die automatische Bremsprobe durchgeführt. Damit werden in großem Ausmaß Zeit und Personalaufwand gespart. Die DAK ist eine wesentliche Stellschraube dafür, den Güterverkehr auf der Schiene wettbewerbsfähiger zu machen. Verfolgt wird die Scharfenberg-Technologie, die es im Grundsatz schon seit rund 100 Jahren gibt. Die Schweizer Bundesbahnen (SBB) setzen die DAK von Voith bereits seit einigen Jahren 600-fach ein. Ab 2024 soll in der Schweiz der nächste Umsetzungsschritt gegangen werden. Der technische Standard sei auf europäischer Ebene weitgehend geklärt, wurde uns im Gespräch bestätigt. Derzeit gebe es noch keinen Markt. Ich sehe hier eine politische Aufgabe.
Wie fast immer bei Unternehmensgesprächen thematisiere ich auch die Fachkräftefrage. Dies sei die größte Herausforderung für die Zukunft. Vom Schulsystem erwarte man eine Stärkung der MINT-Fächer.