Die Nächte auf den Fildern dürften absehbar ruhiger werden. Die Deutsche Post DHL wird höchstwahrscheinlich ihre Nachtpostflüge einstellen. Womöglich werden diese Flüge bereits ab April gestrichen. Die konkrete Entscheidung hängt von der Modernisierung des Postrechts durch den Bundestag und von der Bundesnetzagentur ab.
Das noch geltende Postrecht schreibt dem Universaldienstleister (dies ist die Deutsche Post) vor, dass 80 Prozent aller Briefe am nächsten Werktag ankommen müssen. Da die Briefmengen immer stärker zurückgehen und die Kosten des Briefnetzes auf immer weniger Briefe verteilt werden müssen, drohen deutliche Portoerhöhungen. Um das Porto auch künftig unter dem europäischen Durchschnitt halten zu können[1], werden die maximal zulässigen Brieflaufzeiten etwas verlängert. 95 Prozent der Briefe sollen am dritten Werktag ankommen müssen. Damit kann auf besonders teure und klimaschädliche Nachtpostflüge verzichtet werden. Dies hat auf die Menschen, die rund um den Flughafen Stuttgart wohnen, in Punkto Lärm besonders positive Auswirkungen: Zwei der insgesamt drei Postverbindungen in Deutschland haben den Flughafen Stuttgart als Start- oder Zielort. Von und nach Stuttgart werden Hannover und Berlin regelmäßig mit Nachtluftpost angeflogen. In Summe geht es pro Monat um 80 bis 100 An- und Abflüge, die zwischen Mitternacht und 1 Uhr erfolgen.
Matthias Gastel, grüner Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Nürtingen/Filder: „Ich verfolge die Weiterentwicklung des Postrechts intensiv und begleite das nun beginnende parlamentarische Verfahren. Mit dem sich abzeichnenden neuen Recht könnte zwar der ein oder andere Brief etwas länger bis zu seiner Zustellung unterwegs sein. Dafür bleibt das Porto erschwinglich und mit dem ermöglichten Entfall nächtlicher Briefpostflüge werden Beiträge zum Lärm- und Klimaschutz geleistet.“
Ein weiterer Aspekt komme hinzu, so Gastel, nachdem sich die Anzahl der Beschwerden über die Qualität der Versorgung mit Briefpost gehäuft hätten: „Die neuen Vorgaben lassen sich durch die Bundesnetzagentur, die zusätzliche Kompetenzen erhält, besser durchsetzen als die bisherigen.“
Die Deutsche Post nutzt seit einigen Jahren vermehrt die Potentiale für die Verlagerung von Transporten auf die Schiene. Als Bahnpolitiker stehe ich dazu regelmäßig mit dem Unternehmen im Austausch und unterstütze dieses Ziel.
Hier mein Beitrag von Mai 2023 zum gleichen Thema: https://www.matthias-gastel.de/chancen-fuer-verzicht-auf-nachtpostfluege/
[1] Das Briefporto liegt in Deutschland mit 0,85 Euro für einen Standardbrief weit unter den teuersten Ländern Dänemark (4,30 Euro) und Italien (2,80 Euro). Zypern und Malta sind bieten den günstigsten Versand für rund 0,40 Euro. Siehe https://de.statista.com/statistik/daten/studie/378586/umfrage/porto-fuer-standardbriefe-in-laendern-europas/ Der Durchschnittspreis in Europa liegt lt. Deutscher Post bei 1,33 Euro.