Güter auf die Schiene? Der Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz

Die Spe­di­ti­on Mai­er mit Sitz in Sin­gen am Hoh­ent­wiel, zur schwei­ze­ri­schen Pflan­zer-Grup­pe gehö­rend, ist im euro­päi­schen Land­ver­kehr mit eige­nen Last­wa­gen und über Koope­ra­tio­nen im Stück­gut- und Kom­plett­la­dungs­ver­kehr unter­wegs. Als „Spe­zia­li­tät“ ist das Unter­neh­men aber im Grenz­ver­kehr zwi­schen Deutsch­land und der Schweiz unter­wegs. Unter­neh­mens­an­ga­ben zufol­ge wer­den in der Schweiz 60 Pro­zent der Sen­dun­gen auf der Schie­ne trans­por­tiert. In Deutsch­land, so erfuhr ich im Gespräch, sind es null Pro­zent. Was sind die Grün­de? Die­se sind viel­fäl­tig: So besteht in der Schweiz ein Lkw-Nach­fahr­ver­bot, die Maut ist höher als in Deutsch­land (bzw. als in der EU zuläs­sig) und die frist­ge­rech­te Zustel­lung der Güter beim Kun­den (meist bin­nen 24 Stun­den) kann in der Schweiz über den Schie­nen­weg gewähr­leis­tet wer­den, nicht aber in Deutsch­land. Ziel des Unter­neh­mens ist, den schon hoher Schie­nen­gü­ter­ver­kehrs­an­teil in der Schweiz wei­ter aus­zu­bau­en. Über­haupt sind die Vor­aus­set­zun­gen in Sin­gen für die Schie­ne ide­al, wenn­gleich bis­lang noch alle Güter erst auf den Last­wa­gen und dann in der Nähe von Zürich auf die Bahn ver­la­den wer­den: Sin­gen ist ein Kno­ten, von dem aus es in ver­schie­de­ne Rich­tun­gen wei­ter­geht. Das Hupac-Güter­ge­län­de liegt direkt vor der Türe und die Spe­di­ti­on Mai­er muss ent­spre­chend der Vor­ga­ben für die Bau­ge­neh­mi­gung bin­nen fünf Jah­ren ein Güter­gleis an ihrem neu­en Logis­tik­ge­bäu­de bau­en. Neben­an hat das Unter­neh­men vor sie­ben Jah­ren den alten Güter­bahn­hof gekauft (der­zeit ver­mie­tet, kei­ne Bahn­nut­zung).

In Sin­gen und Pful­len­dorf ver­fügt das Unter­neh­men über erwei­ter­te Logis­tik­flä­chen. Das neue Logis­tik­ge­bäu­de in Sin­gen ging erst vor weni­gen Mona­ten in Betrieb. Eine Beson­der­heit: Die neue Lager­hal­le in Sin­gen ist zwei­stö­ckig errich­tet wor­den. Das Dach ist begrünt und mit PV-Modu­len bestückt wor­den. Gemein­sam mit zwei Ver­tre­tern aus der grü­nen Kom­mu­nal­po­li­tik ließ ich mich durch die rie­si­gen Hal­len mit den knapp zehn Meter hohen Rega­len füh­ren. Die Lager­flä­chen kön­nen völ­lig unab­hän­gig vom Logis­tik­an­ge­bot der Fir­ma Mai­er genutzt wer­den. Brü­chig gewor­de­ne Lie­fer­ket­ten haben vie­le Unter­neh­men ver­an­lasst, sich wie­der gewis­se Lager­be­stän­de zu leis­ten. Kon­junk­tu­rell ist die Nach­fra­ge hier wie auch bei den Trans­por­ten etwas zurück gegan­gen. Was die Fach­welt dis­ku­tiert, wird auch im Gespräch in Sin­gen (wenn­gleich nicht fürs eige­ne Unter­neh­men) bestä­tigt: Die Anzahl der Last­wa­gen sinkt ana­log der der­zei­ti­gen Trans­port­nach­fra­ge. Bei einem Auf­schwung und stei­gen­der Nach­fra­ge ist von Eng­päs­sen bei den Kapa­zi­tä­ten aus­zu­ge­hen. Eng­päs­se gibt es aber auch nach wie vor beim Fahr­per­so­nal: Es ist schwie­rig, neue Kräf­te zu fin­den. Als ein Grund wer­den hohe Ein­stiegs­bar­rie­ren gese­hen (teu­re Aus­bil­dung, hohe Abbre­cher­quo­te, Büro­kra­tie).

Zuletzt spra­chen wir noch über alter­na­ti­ve Lkw-Antrie­be. In der Schweiz ver­fügt der Mut­ter­kon­zern über 40 E‑Lkw, die im Ver­tei­ler­ver­kehr (täg­lich bis zu 300 Kilo­me­ter) zum Ein­satz kom­men. In Deutsch­land wer­den hin­ge­gen län­ge­re Stre­cken gefah­ren, wofür man der­zeit noch kein geeig­ne­tes Ange­bot sei­tens der Her­stel­ler sieht.