Autonom fahrende Busse – Chance für den ÖPNV?

Der Man­gel an Fahr­per­so­nal und die Not­wen­dig­keit, auch klei­ne­re Orte in länd­li­chen Räu­men mit einem ver­läss­li­chen öffent­li­chen Nah­ver­kehr anzu­bin­den spre­chen für auto­nom fah­ren­de (Mini-)Busse. Doch kann das funk­tio­nie­ren? Ich habe mich in einem Pra­xis­test in Mann­heim infor­miert.

Der futu­ris­tisch wir­ken­de Klein­bus bie­tet neun Sitz­plät­ze und eine groß­zü­gig bemes­se­ne Flä­che für Men­schen im Roll­stuhl oder auch Kin­der­wa­gen. Außen sind zahl­rei­che Kame­ras und Sen­so­ren zur Über­wa­chung des Ver­kehrs­ge­sche­hens ange­bracht. Obwohl der Bus auto­nom fah­ren kann, gibt es vor­ne sogar gleich zwei „Fah­rer­sit­ze“. Denn zuge­las­sen ist das völ­lig auto­no­me Fah­ren noch nicht. Hun­dert­pro­zent aus­ge­reift ist es zudem noch nicht. Es gibt einen Fah­rer, der jeder­zeit ein­grei­fen kann und neben ihm einen Inge­nieur von ZF Fried­richs­ha­fen, der die Tech­nik über­wacht und nach­steu­ert, um Feh­ler zu behe­ben und das Sys­tem zuver­läs­si­ger zu gestal­ten. Er berich­te­te, dass man durch die Ver­suchs­fahr­ten bereits sehr viel wei­ter­ge­kom­men sei. Das Fahr­zeug ori­en­tiert sich an der Umge­bung, die dafür im Vor­feld in einem digi­ta­len Com­pu­ter­mo­dell erfasst wur­de. Fünf Stu­fen kennt das auto­no­me Fah­ren. Die vier­te Stu­fe ist Rea­li­tät. Dabei dür­fen mal die Hän­de vom Steu­er weg­ge­las­sen wer­den, es muss aber ein­ge­grif­fen wer­den kön­nen. Mit­fah­ren ist auf der fest­de­fi­nier­ten Rou­te durch das Mann­hei­mer Neu­bau­ge­biet Frank­lin mög­lich, setzt aber die Anmel­dung als Test-Pas­sa­gier vor­aus. Ich ließ mich zwei Run­den auf der etwa zwei Kilo­me­ter lan­gen Stre­cke beför­dern. Das Anfah­ren und vor allem das Abbrem­sen erfolgt ruck­ar­tig und soll­te ver­bes­sert wer­den. Bei Ver­en­gun­gen der Fahr­bahn, so durch Müll­wa­gen oder Falsch­par­ker, agiert der Bus sehr vor­sich­tig und sicher.

Der Test­be­trieb dau­ert acht Wochen und wird vom Land geför­dert. Dabei wer­den in zwei Zeit­fens­tern am Tag Fahr­ten im Halb­stun­den­takt mit zwei auto­no­men Shut­tle­bus­sen ange­bo­ten. Die wis­sen­schaft­li­che Beglei­tung erfolgt durch das KIT in Karls­ru­he. In Fried­richs­ha­fen läuft par­al­lel ein ver­gleich­ba­rer Test. Dort wird auch über Land gefah­ren und der Ein­satz in länd­li­chen Räu­men erprobt. Aus mei­ner Sicht liegt ein gro­ßes Poten­ti­al in auto­nom fah­ren­den Bus­sen. Denn Fahr­per­so­nal ist längst nicht mehr im erfor­der­li­chen Umfang zu fin­den. In dünn besie­del­ten Regio­nen mit begrenz­ter Nach­fra­ge stellt die­se Mög­lich­keit eine beson­ders erfolg­ver­spre­chen­de Chan­ce für bes­se­re ÖPNV-Ange­bo­te dar, Mobi­li­tät ohne Auto zu ermög­li­chen.