Bundestags-Anhörung zur Zukunft des Nachtzugverkehrs

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CNL 114.01.2015

Die Nacht­zü­ge sind gut aus­ge­las­tet. Das bestä­tigt inzwi­schen selbst die Deut­sche Bahn AG (DB). Und doch streicht sie die Nacht­zug­an­ge­bo­te immer wei­ter zusam­men. Allei­ne im Dezem­ber 2014 fie­len 6 von 17 Ver­bin­dun­gen weg. Ver­füg­te die DB um die Jahr­tau­send­wen­de noch über rund 600 Schlaf- und Lie­ge­wa­gen, sind es aktu­ell gera­de noch um die 200. Und die neue­ren Dop­pel­stock-Lie­ge­wa­gen die­nen seit kur­zem nur noch als Reser­ve.   Im Rah­men einer Anhö­rung hat sich der Bun­des­tags-Ver­kehrs­aus­schuss heu­te mit der Zukunft des Nacht­rei­se­zug­ver­kehrs beschäf­tigt. Ich habe dabei deut­lich gemacht, dass die Per­so­nen-Nacht­zü­ge für meh­re­re Ziel­grup­pen gegen­wär­tig ein inter­es­san­tes Ange­bot dar­stel­len – und auch künf­tig dar­stel­len kön­nen, wenn die DB und ande­re Bahn­un­ter­neh­men es wol­len und die Poli­tik die­se dar­in unter­stüt­zen. Zu den Ziel­grup­pen gehö­ren Fami­li­en, Städ­te­rei­sen­de, Urlaubs­rei­sen­de (auch mit Fahr­rad und Ski) sowie Geschäfts­rei­sen­de, die sich alle eine Über­nach­tung im Hotel spa­ren und zu meist attrak­ti­ven Tages­zei­ten am Ziel­ort ankom­men. In den letz­ten Mona­ten hat uns als poli­tisch Ver­ant­wort­li­che sehr viel Post von Men­schen erreicht, die den Erhalt der Nacht­zü­ge for­dern. Auch dies belegt, dass das grund­sätz­li­che Inter­es­se an die­ser Art des Rei­sens vor­han­den ist.   „Vie­le Fahr­zeu­ge errei­chen in der nächs­ten Zeit ihre maxi­ma­le Lebens­dau­er“. So schrieb die DB in ihrem Bericht für die Anhö­rung im Bun­des­tags-Aus­schuss. Anders aus­ge­drückt: Ohne Inves­ti­tio­nen in den Bestand oder die Neu­an­schaf­fung von Zügen hat der Nacht­zug kei­ne Zukunft. Auf mei­ne Fra­ge, wann die DB gedenkt, wie­der in Nacht­zug­ma­te­ri­al zu inves­tie­ren, ant­wor­te­te Ulrich Hom­burg, Vor­stand Per­so­nen­ver­kehr der DB AG sinn­ge­mäß, dass erst ein­mal ein wirt­schaft­lich aus­sichts­rei­ches Gesamt­kon­zept für den Nacht­ver­kehr erkenn­bar sein müs­se.   Nach Ansicht des Diplom-Ver­kehrs­wis­sen­schaft­lers Jakob Kun­ze, der im Auf­trag der Bun­des­tags­frak­ti­on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine Stu­die zur Zukunft des Nacht­zug­ver­kehrs erstellt hat, sind die Tras­sen­prei­se ein ent­schei­den­der Fak­tor. Die „Schie­nen­maut“ macht etwa 20–30 Pro­zent der Gesamt­kos­ten im Bahn­ver­kehr aus. Bis 2017 soll ein neu­es Tras­sen­preis­sys­tem in Kraft tre­ten. Nach dem, was von den Über­le­gun­gen hier­zu bis­her bekannt gewor­den ist, sol­len die Tras­sen­prei­se für die Nacht­stun­den sin­ken. Dies käme dem Nacht­zug­ver­kehr sehr ent­ge­gen. Doch der DB-Ver­tre­ter brems­te auf mei­ne Nach­fra­ge die Hoff­nung. Das sei gegen­wär­tig rei­ne Spe­ku­la­ti­on. Noch sei völ­lig unklar, wie das neue Tras­sen­preis­sys­tem aus­se­he. Zum The­ma „Tras­sen­prei­se“ wer­de ich dem­nächst ein Fach­ge­spräch durch­füh­ren. Denn die­se wer­den in der Fach­welt häu­fig als die zen­tra­le Stell­schrau­be für mehr oder weni­ger Bahn­ver­kehr – gleich ob tags­über oder nachts – betrach­tet.   Ein wei­te­rer Aspekt, den ich zur Spra­che brach­te, ist der Ver­trieb. Die Fahr­gäs­te erwar­ten ver­schie­de­ne, aber ein­fa­che Wege, um ein Ticket zu lösen. Immer wie­der kommt es vor, dass freie Kapa­zi­tä­ten vor­han­den sind, der Zug aber als aus­ge­bucht ange­zeigt wird. Auf mei­ne Kri­tik dar­an erklär­te die DB, das habe mit den Kon­tin­gen­ten zu tun, die für aus­län­di­sche Part­ner­bah­nen vor­ge­hal­ten wer­den. Die­se wür­den dann häu­fig nicht abge­ru­fen, jedoch auch nicht frei gege­ben wer­den. Mei­ne Fra­ge, wes­halb eini­ge Nacht­zug­ver­bin­dun­gen ande­rer Anbie­ter von der DB seit eini­gen Wochen nicht mehr ange­bo­ten wer­den, konn­te in der Anhö­rung sei­tens der DB nicht beant­wor­tet wer­den.

Was ist für die Zukunft des Personen-Nachtreisezugverkehrs nötig?

1. Seitens der DB

Inves­ti­tio­nen in Wagen­ma­te­ri­al (Neu­kauf oder Reno­vie­rung)

Neu­es Tras­sen­preis­sys­tem

Bes­se­res Mar­ke­ting und ver­ein­fach­ter Ver­trieb

Bes­se­rer Ser­vice (u. a. gas­tro­no­mi­sche Ver­sor­gung an Bord)

Neue Ver­bin­dun­gen, auch ins Aus­land

Prü­fung von neu­en Ver­bin­dun­gen im Hoch­ge­schwin­dig­keits­be­reich

Höhe­re Aus­las­tung der Züge durch Umor­ga­ni­sa­ti­on (z. B. bes­se­re Ver­knüp­fung mit Tages­zug­ver­kehr in den Tages­rand­zei­ten; erleich­ter­te Frei­ga­be von Nacht­rei­se­plät­zen für Berufs­pend­ler)

 2. Seitens der Politik für mehr Wettbewerbsgerechtigkeit

Anglei­chung des Mehr­wert­steu­er­sat­zes auf Bahn­ti­ckets und Flug­ti­ckets im grenz­über­schrei­ten­den Ver­kehr

Vol­ler Ein­be­zug des Flug­ver­kehrs in den Emis­si­ons­han­del

Kei­ne wei­te­re Benach­tei­li­gung der Schie­nen­bahn bei der EEG-Umla­ge

Ein­füh­rung einer Bus­maut

Har­mo­ni­sie­rung der Fahr­gast­rech­te

 

Ver­mut­lich am 28. Janu­ar wer­den die Nacht­zü­ge The­ma im Ver­kehrs­aus­schuss sein. Dies stellt eine wei­te­re Gele­gen­heit dar, über die Erwar­tun­gen an das Bun­des­un­ter­neh­men Deut­sche Bahn und die poli­ti­schen Hand­lungs­not­wen­dig­kei­ten zu dis­ku­tie­ren.