31.12.2015, abgedruckt im Teck-Bote (Kirchheim unter Teck)
In Sorge um den Frieden in der Welt und den sozialen Frieden in Deutschland
Im Rückblick auf das nun zu Ende gehende Jahr bleiben leider vor allem die vielen Kriege und Menschenrechtsverletzungen in vielen Ländern dieser einen Welt in Erinnerung. Über 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – soviele wie noch nie zuvor. Die meisten der Flüchtlinge sind in andere Regionen ihres Landes oder in benachbarte Länder geflohen. Der Libanon, Jordanien und die Türkei haben die meisten Flüchtlinge aufgenommen. Rund eine Million Menschen, die auf der Suche nach Sicherheit und manchmal auch nach einer neuen Heimat sind, kamen bei uns in Deutschland an.
Mein innigster Wunsch angesichts dieser dramatischen Situation in Teilen unserer Welt ist es, dass endlich die Ursachen, weshalb so viele Menschen aus Angst um Leib und Leben ihr zuhause verlassen, bekämpft werden. Finanzierungsquellen für Terrororganisationen wie ISIS müssen konsequent ausgetrocknet und Waffenlieferungen in Krisenregionen eingestellt werden. Darüber hinaus brauchen wir eine aktive und vorausschauende Friedenspolitik, um die Eskalation von Konflikten vermeiden zu können. Dazu bedarf es einer Stärkung der Vereinten Nationen und der Europäischen Union. Von Letzterer bin ich allerdings maßlos enttäuscht. Europa hat in der Flüchtlingsfrage kläglich versagt. Weder haben die europäischen Staaten es geschafft, den Menschen in den Flüchtlingslagern in den Ländern rund um Syrien akzeptable Lebensbedingungen zu schaffen. Noch konnten sie sich auf eine gerechte Verteilung der in Europa angekommenen Flüchtlinge verständigen. Europa droht an der Gleichgültigkeit gegenüber dem Elend jenseits der Außengrenzen und an den Egoismen innerhalb der Union zu scheitern. Ein großes Projekt, dessen Vision auf den grauenhaften Erfahrungen zweier Weltkriege fußt und einzigartige Chancen birgt, steht auf der Kippe. Es ist jede Mühe wert, sich weiterhin für ein Europa der Gemeinsamkeiten einzusetzen. Diese Gemeinsamkeiten sollten in einer abgestimmten Außen- und Sicherheitspolitik, Grundrechten wie der Presse- und Meinungsfreiheit und in einer solidarischen Flüchtlingspolitik gesucht und gefunden werden.
Wir Grünen sind eine Friedens- und Menschenrechtspartei. Das stellt uns immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Eine davon war die mögliche Entsendung der Bundeswehr nach Syrien und den Nordirak, um dort die Terrororganisation ISIS zu bekämpfen. Ich kam für mich zur Überzeugung, dass die Voraussetzungen dafür, dass dieser Einsatz erfolgreich verlaufen kann, nicht gegeben sind. Ich habe daher gegen den Einsatz gestimmt. Die große Mehrheit der Abgeordneten hat anders entschieden. Nun hoffe ich selbstverständlich dennoch, dass der Einsatz Wirkung zeigt und die Terroristen maßgeblich schwächt. Dazu ist die Einigkeit der Beteiligten westlichen Mächte mit Russland und der Türkei erforderlich, dass alleine ISIS zu bekämpfen ist und die Kurden für dieses Ziel wichtige Verbündete sind. Und es braucht einen Konsens darüber, dass Assad, der Fassbomben gegen seine eigene Bevölkerung eingesetzt hat, nicht gestärkt werden darf. Andernfalls ist mit einer weiteren Verschärfung der Lage in und um Syrien und infolgedessen mit noch mehr Flüchtlingen zu rechnen.
Doch wir müssen uns auch um den sozialen Frieden in Deutschland sorgen. Die immer mächtiger werdenden Rechtspopulisten und gewaltbereiten Rechtsextremisten arbeiten an der Spaltung unserer Gesellschaft. Sie bieten aber keinerlei Lösungen an. Im Gegenteil: Sie sind Teil des Problems. Einfache Lösungen gibt es nicht. Dies wurde mir bei zahlreichen Besuchen in Flüchtlingsunterkünften unserer Region immer wieder deutlich. Ich habe mich dort intensiv mit haupt- und ehrenamtlichen Helfern, aber auch mit Geflüchteten, unterhalten. Dabei habe ich eine ungebrochen große Hilfsbereitschaft zugunsten der Flüchtlinge erlebt. Hierfür mein herzlicher Dank! Dieser Dank richtet sich an alle, die sich ehrenamtlich oder nachbarschaftlich für Mitmenschen einsetzen.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche uns allen auf dieser einen Welt ein neues Jahr, das friedlicher beginnt als wir das alte in diesen Tagen hinter uns lassen. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und denjenigen, die darauf angewiesen sind, die benötigten helfenden Hände.