Bahn rund um den Bodensee: Im Bundesverkehrswegeplan kurz gehalten

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Bodensee vom Zug aus bei Überlingen01.04.2016

Der Boden­see­raum stellt einen bedeu­ten­den Wirt­schafts­stand­ort, eine belieb­te Tou­ris­mus­re­gi­on und einen wert­vol­len Natur­raum dar (Foto: Vom Zug bei Über­lin­gen aus auf­ge­nom­men). Auf­grund der kul­tu­rel­len und sprach­li­chen Gemein­sam­kei­ten zwi­schen Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz bestehen star­ke grenz­über­schrei­ten­de Ver­flech­tun­gen. Leis­tungs­fä­hi­ge, umwelt­freund­li­che, öffent­li­che Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen sind daher für die­se Regi­on von beson­de­rer Bedeu­tung. Für eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung ist dabei ein beson­de­res Augen­merk auf die Schie­nen­we­ge für die Gewähr­leis­tung der loka­len, regio­na­len aber auch über­re­gio­na­len sowie grenz­über­schrei­ten­den Mobi­li­tät von Berufs­pend­lern wie von Erho­lung­su­chen­den zu rich­ten.

 

In den Tagen nach Ostern war ich für eine Mischung aus Urlaub und Bahn­po­li­tik viel am Boden­see unter­wegs. Ich habe Gesprä­che geführt mit Leu­ten, die am See woh­nen und die Situa­ti­on des Bahn­ver­kehrs gut ken­nen.

Buhl

Einer mei­ner Gesprächs­part­ner: Der Lan­des­vor­sit­zen­de von Pro Bahn, Ste­fan Buhl. Er lebt in Radolf­zell.

Sie alle ver­ste­hen nicht, wes­halb der Aus­bau der Gäu­bahn (Stutt­gart-Sin­gen-Zürich) im Ent­wurf des Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plans (BVWP) nicht hoch prio­ri­siert wur­de. Die­se wich­ti­ge Ver­bin­dung, für deren Beschleu­ni­gung eine ver­trag­li­che Ver­pflich­tung gegen­über der Schweiz besteht, steht im Ent­wurf des BVWP unter der dif­fu­sen Sam­mel­adres­se „Vor­ha­ben des Poten­ti­el­len Bedarfs, die in den Vor­dring­li­chen oder Wei­te­ren Bedarf auf­stei­gen kön­nen.“ Und die Leu­te vor Ort ver­ste­hen nicht, wes­halb die Elek­tri­fi­zie­rung der Hoch­rhein­bahn und der dar­an anschlie­ßen­den Boden­see­gür­tel­bahn (Basel-Radolf­zell-Fried­richs­ha­fen) im BVWP völ­lig fehlt.

Erfreu­lich in Sachen BVWP ist aus Sicht der Boden­see­re­gi­on hin­ge­gen, dass die Elek­tri­fi­zie­rung der Süd­bahn (Ulm-Fried­richs­ha­fen) und der dar­an anschlie­ßen­den öst­li­chen Boden­see­gür­tel­bahn bis Lin­dau vor­ge­se­hen ist. An den Kos­ten betei­ligt sich das Land Baden-Würt­tem­berg frei­wil­lig. Der Finan­zie­rungs­ver­trag hier­für wur­de kürz­lich nach lan­gem Drän­gen des Lan­des unter­zeich­net. Außer­dem für den Vor­dring­li­chen Bedarf vor­ge­se­hen ist die abschnitts­wei­se Ertüch­ti­gung der Süd­bahn auf die Maxi­mal­ge­schwin­dig­keit von 160 Stun­den­ki­lo­me­ter. Dies und die Elek­tri­fi­zie­rung mit dem dadurch ent­fal­len­den Lok­wech­sel in Ulm wird die Fahrt­zeit zwi­schen Stutt­gart und Fried­richs­ha­fen bzw. Lin­dau ver­kür­zen und die Fahrt mit der Bahn attrak­ti­ver machen.

Aeschach Bahnsteig 1

Ein nach wie vor unge­lös­tes Pro­blem ist, dass die meis­ten Bahn­hö­fe und Hal­te­punk­te ent­lang der Stre­cke nach Kon­stanz und der Boden­see­gür­tel­bahn (Radolf­zell-Fried­richs­ha­fen-Lin­dau) nicht bar­rie­re­frei sind. Das Foto links zeigt den maro­den “Zugang” zum eben­so maro­den Bahn­steig in Lin­dau-Aeschach. Es ist lt. Aus­kunft der Bun­des­re­gie­rung – anders als bspw. für die Sta­tio­nen Mühl­hau­sen, Rei­chen­au und Heg­ne (Land­kreis Kon­stanz) – kei­ne Sanie­rung vor­ge­se­hen. Die Situa­ti­on ist aber unhalt­bar!

Nonnenhorn Zustieg 1Das Bild rechts zeigt den erschwer­ten Zustieg in die Regio­nal­bahn in Non­nen­horn, weil der Bahn­steig viel zu nied­rig ist.

Die­se Bei­spie­le zei­gen, dass zu gro­ße Tei­le der Poli­tik dem Schie­nen­ver­kehr und der bar­rie­re­frei­en Mobi­li­tät nicht die not­wen­di­ge Prio­ri­tät bei­mes­sen.