“Wie ticken Jugendliche in Sachen Mobilität?” Dies ist eine der Fragestellungen der aktuellen Sinus-Jugendstudie, bei der Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt wurden. Hier fasse ich einige der zentralen Ergebnisse zusammen.
Mobilität bedeutet für Jugendliche nicht nur, zur Schule, dem Ausbildungsplatz oder zu Freunden gelangen zu können, sondern auch eine Loslösung von den Eltern. Die Abwägung verschiedener Mobilitätsalternativen ist neben persönlichen Vorlieben in besonderer Weise geprägt von den Möglichkeiten des Alters (Mofa-Führerschein ab 15, Moped-Führerschein ab 16 und Auto-Führerschein ab 17/18 Jahren), den Finanzmitteln sowie der Fahrbereitschaft der Eltern. In der Regel bewegen sich Jugendliche dabei auf vertrauten, alltäglichen Wegen. Die Forscher beschreiben das Mobilitätsverhalten der jungen Menschen so: „Die Jugendlichen können heute als ‘Zweckmobilisten´ charakterisiert werden. Die multimodale Verkehrsmittelnutzung ist die Regel – idealerweise mit digitaler Unterstützung.“ Als „ideal“ wird oft pragmatisch das Verkehrsmittel genannt, das am besten in die derzeitige Lebenssituation der Jugendlichen passt. Welches Verkehrsmittel am besten „passt“, hängt vom Reisezweck ab.
Eine Jugendliche formulierte es in den Befragungen so: „Ich liebe es, Bahn zu fahren. Ich liebe es, Fahrrad zu fahren, ich liebe alles mit Unterwegs-Sein.“ (Weiblich, 17 Jahre, Stadt)
Das Fahrrad in den Augen der Jugendlichen
Das eigene Rad ist beliebt, weil man flexibel ist und Kosten für Tickets spart.
Das motorisierte Zweirad in den Augen der Jugendlichen
Der Moped-Führerschein hat für Jugendliche keine hohe Relevanz. Er stellt vor allem eine zusätzliche finanzielle Herausforderung dar, da der PKW-Führerschein in diesem Alter schon greifbar und für die meisten Befragten ein naheliegendes Ziel ist. Lediglich in Einzelfällen auf dem Land ist das Moped eine Alternative zu oftmals schlechten ÖV-Angeboten.
Das Auto in den Augen der Jugendlichen
Die allermeisten Jugendlichen äußern, dass sie den Auto-Führerschein machen wollen. Der Führerschein und später ein eigener Wagen gehören für die meisten Jugendlichen – unabhängig vom Geschlecht – zum Erwachsenwerden dazu. Dafür sprechen aus Sicht der Jugendlichen: Jederzeit mobil sein können, besser am Leben in der Region teilhaben können, im Berufsleben keine Benachteiligung erleiden müssen und Dinge transportieren zu können. Tendenziell ist das eigene Auto für Jugendliche in ländlichen Regionen wichtiger als für die in der Stadt. Viele städtische Jugendliche können sich gut vorstellen, sich einen PKW mit den Eltern zu teilen. In der Praxis hängen das Ob und der Zeitpunkt des Führerscheinerwerbs ab vom Geld und der Zeit, die dafür erforderlich ist. Spaß am Autofahren ist dabei kein dominantes Motiv. Wirklich leidenschaftlich sprechen nur wenige Befragte über das Autofahren, vor allem Jungen mit Migrationshintergrund und aus unterschichtigen Lebenswelten. Für sie geht es auch um einen Statusgewinn. Insgesamt auffällig ist es aus Sicht der Jugendforscher, dass Jugendliche oft sehr nüchtern über das Auto sprechen: Hauptsache es fährt und sieht einigermaßen gut aus.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in den Augen der Jugendlichen
Wegen ihrer Flexibilität, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit nutzen Jugendliche gerne und viel Busse und Bahnen. Aber auch, weil sie dabei Menschen beobachten, in sozialen Austausch treten, alte Freunde wiedertreffen und neue Kontakte knüpfen können. Hinzu kommt, dass sich von Bus und Bahn aus die Umgebung gut betrachten lässt und während der Fahrt relaxt werden kann. Die Pünktlichkeit ist für die jungen Menschen der wichtigste Aspekt bei der Bewertung des ÖV. Interessant ist, dass das Image des öffentlichen Verkehrs bei Jugendlichen in ländlichen Räumen besser ausfällt als bei denen in Städten.
Die Mobilität der (persönlichen) Zukunft in den Augen der Jugendlichen
Die meisten Jugendlichen sind sich einig, dass für sie ein Leben als Berufspendler nicht in Frage kommt, weil das Familienleben darunter leiden würde.
Eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Zukunft der Mobilität findet jedoch nicht statt, stellen die Forscher fest. Innovationen wie das selbstfahrende Auto werden eher skeptisch gesehen.
Die Studie ist hier zu finden:
http://www.springer.com/de/book/9783658125325#aboutAuthors