Besuch im Böblinger Tafelladen
Wie entwickelt sich die Armut in unserem Land? Dieser Frage ging ich bei einem Gespräch im Tafelladen in Böblingen nach.
Der Böblinger Tafelladen wird von der evangelischen Kirche getragen. Wobei: Getragen wird er eigentlich von 60 Ehrenamtlichen und zwei hauptamtlichen Teilzeitbeschäftigten. Eine von ihnen berichtete mir von einer stark anwachsenden Kundschaft. 150 bis 170 Personen und damit doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren kaufen täglich im Laden, der montags bis freitags geöffnet hat, ein. Rund die Hälfte davon sind inzwischen Flüchtlinge. Wegen der geringen Ladenfläche muss der Zustrom teilweise gesteuert werden. Zum Monatsende, wenn vielen das Geld zu Neige zu gehen droht, ist immer besonders viel los.
Ist die Institution der Tafelläden ein Beitrag zur Linderung von Armut oder wird Armut damit eher noch zementiert? Auch diese Fragen haben wir diskutiert. Die Meinung der stellvertretenden Tafelleiterin: Tafelläden können helfen, „Durststrecken“ in schwierigen Lebenslagen zu überwinden. Mit Sorge sehe sie aber, dass vielfach Familien bereits in dritter Generation von Transferleistungen abhängen und in den Tafelladen kommen. Der Tafelladen bleibe damit für zu viele Menschen keine „Übergangslösung“ in bestimmten Lebenslagen, sondern sei eine dauerhaft beanspruchte Einrichtung.