Fahrrad-Trends auf der Eurobike 2017

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02.09.2017

Der Fahr­rad­markt steht zuneh­mend unter Strom

Als der für die Rad­ver­kehrs­po­li­tik zustän­di­ge Abge­ord­ne­te der Grü­nen im Bun­des­tag habe ich mir auch im Wahl­kampf die Euro­bike in Fried­richs­ha­fen nicht ent­ge­hen las­sen.

1.400 und damit so vie­le Aus­stel­ler wie noch nie haben ihre Pro­dukt­neu­hei­ten und Ideen vor­ge­stellt. Von Kin­der- und Sport­fahr­rä­dern über Moun­tain­bikes und neu­es­te E‑Bike-Model­le bis hin zu Hel­men und Sport­klei­dung gab es wie­der alles zu sehen. Immer deut­li­cher wird, dass das Fahr­rad im Trend liegt und auch ein immer wich­ti­ge­rer Wirt­schafts­fak­tor wird. Im Jahr 2016 ist zwar die Gesamt­zahl der in Deutsch­land ver­kauf­ten Räder um sie­ben Pro­zent auf 4,05 Mil­lio­nen Stück gesun­ken, bei den E‑Bikes hin­ge­gen war ein deut­li­ches Plus um 13 Pro­zent auf 605.000 Stück zu ver­zeich­nen. Der Trend: Klei­ner, leich­ter, intel­li­gen­ter. Und: Jedes 40. in Deutsch­land ver­kauf­te E‑Bike ist inzwi­schen ein Las­ten­rad. Dies alles führt dazu, dass der Umsatz der Bran­che steigt.

Wäh­rend mei­nes gut vor­be­rei­te­ten Rund­gangs war ich vor allem bei vier Aus­stel­lern, bei denen ich mich zuvor ange­mel­det hat­te.

Die Rad­kut­sche pro­du­ziert in Mös­sin­gen (Land­kreis Tübin­gen) E‑Lastenräder. Mit dem Geschäfts­füh­rer, den ich bereits von einem Unter­neh­mens­be­such kann­te, habe ich mich über die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen unter­hal­ten. Die Absatz-Ent­wick­lung ist dem­nach gut und wird durch die Kauf­prä­mie des Lan­des (50 Pro­zent, maxi­mal 2.000 Euro) noch­mals ange­kur­belt. 60 Pro­zent der Kun­den sind Gewer­be­trei­ben­de wie Post­dienst­leis­ter und Hand­werks­be­trie­be. 40 Pro­zent der Las­ten­rä­der wer­den an Pri­va­te ver­kauft, die damit ihre Kin­der in die Kita fah­ren und Ein­käu­fe erle­di­gen. Die Prei­se sind leicht sin­kend, was mit sin­ken­den Akku­kos­ten und der zuneh­men­den seri­el­len Fer­ti­gung bzw. Stan­dar­di­sie­rung zusam­men hängt. Beein­druckt hat mich die Infor­ma­tio­nen, dass qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Las­ten­rä­der bis zu 100.000 Kilo­me­ter fah­ren kön­nen. Neu für mich war auch die Info, dass in der Schweiz Las­ten­rä­der zuneh­mend für den kom­bi­nier­ten Ver­kehr mit der Bahn zum Ein­satz kom­men, damit also Güter zur Bahn gebracht bzw. von dort abge­holt wer­den (ers­te und letz­te Mei­le).

Cycle Uni­on stellt die vier Mar­ken vsf fahr­rad­ma­nu­fak­tur, ebm e‑bike manu­fak­tur, Kreid­ler und Raben­eick her. Ab 2018 wer­den sich auch Las­ten­rä­der im Pro­gramm des Unter­neh­mens mit sei­nen 170 Beschäf­tig­ten befin­den. Als beson­ders stark wird der Trend zum E‑Mountainbike beschrie­ben. Die E‑Bikes machen im Unter­neh­men inzwi­schen mehr als die Hälf­te des Umsat­zes und 30–35 Pro­zent der ver­kauf­ten Räder aus. Auf mei­ne Nach­fra­ge, wie sich der Markt für die sog. „S‑Pedelecs“, also die E‑Bikes mit einer elek­tri­schen Unter­stüt­zung bis 45 Stun­den­ki­lo­me­ter ent­wi­ckeln, wur­de mir gesagt, dass sich die­se Nische nur lang­sam ent­wi­ckelt. Dies habe vor allem zwei Grün­de: Das Stra­ßen­ver­kehrs­recht ver­bie­tet die Nut­zung von Rad- und Feld­we­gen. Und bei der Besteue­rung von Dienst­rä­dern gibt es recht­li­che Hür­den. Hier wird deut­lich, dass die Poli­tik gefor­dert ist! Denn S‑Pedelecs kön­nen dazu bei­tra­gen, so man­che Auto­fahr­ten zu ver­mei­den, da sie län­ge­re Wege ermög­li­chen.

Bei Bosch ging es mir gleich um zwei The­men. Ich woll­te wis­sen, wohin die Ent­wick­lung bei Akkus und Moto­ren für E‑Bikes geht. Mir wur­den die Trends wie folgt beschrie­ben: Die Akkus wer­den zuneh­mend unauf­fäl­lig im Rah­men „ver­senkt“. Eine gro­ße Ent­wick­lung auf Grund­la­ge der Lithi­um-Ionen-Tech­no­lo­gie wird nicht mehr erwar­tet (bei glei­chem Gewicht wird es zu kei­ner deut­li­chen Leis­tungs­ver­dich­tung mehr kom­men). Dafür wird es von 500 künf­tig zuneh­mend zu 600 Watt und damit zu einer grö­ße­ren Kapa­zi­tät mit ent­spre­chend ver­bes­ser­ter Reich­wei­te gehen. Wie in den Vor­jah­ren auch bekam ich kei­ne ver­läss­li­che Ant­wort auf mei­ne Fra­ge, was mit den ein­ge­sam­mel­ten alten Akkus geschieht. Offen­bar ist die Stück­zahl noch so gering, dass es dafür noch kein gere­gel­tes Recy­cling­ver­fah­ren gibt.

Zusam­men mit dem Brem­sen­her­stel­ler Magu­ra (Bad Urach) hat Bosch ein ABS-Sys­tem für Fahr­rä­der ent­wi­ckelt. Damit soll ver­hin­dert wer­den, dass das Vor­der­rad auf Splitt oder nas­sem Laub blo­ckiert und die Fahrerin/der Fah­rer stürzt. Die Tech­nik wiegt etwa 500 Gramm.

Die Fir­ma Velo­ca­te mit Sitz in Hoch­dorf (Land­kreis Ess­lin­gen) hat einen Dieb­stahl­schutz per GPS ent­wi­ckelt. Genau­er gesagt: Es kann per App nach­voll­zo­gen wer­den, wo sich ein gestoh­le­nes Fahr­rad befin­det. Inte­griert ist das Sys­tem in ein Seri­en­rück­licht. In Nür­tin­gen sei­en in die­ser Woche auf die­sem Wege zwei gestoh­le­ne Räder ihren Besit­zern zurück­ge­ge­ben wor­den.

Außer­dem war ich an den Stän­den von „Elfit“, dem Fil­der­städ­ter Her­stel­ler eines drei­räd­ri­gen E‑Bikes und von Velo­traum, einem Her­stel­ler indi­vi­du­ell zuge­schnit­te­ner Fahr­rä­der mit Sitz in Weil der Stadt (Land­kreis Böb­lin­gen). Bei­de Unter­neh­men habe ich schon vor Ort besucht.