Design-Preis für Lastenrad aus dem Schwarzwald

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Gemein­sam mit Johan­nes Schwarz (links im Bild) und Andre­as Kubesch von den Cal­wer Grü­nen habe ich die GWW besucht. Tim Bisin­ger (2. von links) ver­ant­wor­tet inner­halb der GWW die Mar­ke “XCYC”.

15.11.2017

Besuch in der Werk­stät­te für Men­chen mit Behin­de­rung in Calw

 

Das in einer Werk­statt für Men­schen mit Behin­de­rung gebau­te Las­ten­fahr­rad „XCYC Pick­up“ wur­de mit einem Design-Preis aus­ge­zeich­net. Grund für mich, die Werk­statt in Calw (Schwarz­wald) zu besu­chen.

Kei­ne Fra­ge, das Las­ten­rad mit sei­nen drei Rädern und den mas­si­ven Rei­fen fällt auf. Und der Cool­ness-Fak­tor lässt sich eben­falls nicht bestrei­ten. Das Las­ten­rad “XCYC Pick­up” wur­de kürz­lich mit dem Design-Preis “Ger­man Design Award 2017” aus­ge­zeich­net. Pro­du­ziert wird es in den “Gemein­nüt­zi­gen Werk­stät­ten und Wohn­stät­ten GmbH” (GWW). Die­se haben ihren Haupt­sitz in Gär­tin­gen (Land­kreis Böb­lin­gen), pro­du­ziert wer­den die Fahr­rä­der in Calw. Gemein­sam mit zwei Orts-Grü­nen habe ich mir die Ein­rich­tung aus­führ­lich vor­stel­len las­sen und mir bei einem Rund­gang die Werk­statt zei­gen las­sen. Sie ist eine von acht Werk­stät­ten des Trä­gers. 1.300 Men­schen mit Behin­de­rung fin­den hier Arbeit. Her­ge­stellt wer­den hoch­wer­ti­ge Fest­zelt­gar­ni­tu­ren und Gas­tro­mö­bel, Palet­ten, Holz­kis­ten, Ver­pa­ckungs-Füll­kis­sen aus Alt­pa­pier, Brenn­holz, Kfz-Schil­der für die Zulas­sungs­stel­len der Land­rats­äm­ter – und eini­ges mehr. Die Werk­statt ist Zulie­fe­rer vie­ler nam­haf­ter Fir­men wie Bosch. Zu den GWW, einer dia­ko­ni­schen Ein­rich­tung, gehö­ren unter ande­rem auch Wohn­hei­me und Berufs­bil­dungs­be­rei­che, in denen Men­schen mit Behin­de­rung mit­tels Schu­lung und Prak­ti­ka selbst­stän­dig und gezielt zu arbei­ten ler­nen. Die Fach­kräf­te, die die Men­schen mit beson­de­rem För­der­be­darf in der Werk­stät­ten und Wohn­ein­rich­tun­gen unter­stüt­zen, sind immer schwe­rer zu fin­den. Der Auf­wand zur Stel­len­be­set­zung mit Arbeits­er­zie­hern, Sozi­al­päd­ago­gen und ande­ren Berufs­grup­pen, so wird mir berich­tet, wird immer grö­ßer.

Zurück zu den Fahr­rä­dern: Sie bestehen zu 80 bis 90 Pro­zent aus Fahr­rad- und zu 10 bis 20 Pro­zent aus Motor­rad- oder Quadtei­len. Alle sind mit Bosch-Moto­ren zur Unter­stüt­zung aus­ge­stat­tet. Im Janu­ar 2016 ging es los. Auf der Euro­bike 2017 wur­den die Ent­wick­lun­gen im Innen- und Außen­be­reich der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt. Die Fahr­rad­mes­se war zugleich der Start­punkt für den Ver­trieb. Dass die Fahr­zeu­ge von Men­schen mit Han­dy­cap gebaut wer­den wird – dem Inklu­si­ons-Gedan­ken fol­gend – nicht kom­mu­ni­ziert. Dem Kun­den ste­hen drei Model­le zur Aus­wahl, die sich durch die Län­ge des Rad­stan­des, die Grö­ße der Lade­flä­che und die Rei­fen­stär­ken unter­schei­den. Mal steht mehr der Show-Effekt im Vor­der­grund und mal der Nut­zen. Alle Räder sind belast­bar bis ins­ge­samt 250 Kilo­gramm (zusätz­lich zum Eigen­ge­wicht von 58 Kilo­gramm). Stan­dard­auf­bau­ten wie Bord­wän­de für mehr Stau­raum wer­den gera­de ent­wi­ckelt. Eine Anhän­ger­kupp­lung, mit der noch ein­mal eine vier­tel Ton­ne gezo­gen wer­den kann, ist mög­lich und soll auf der Euro­bike 2018 vor­ge­stellt wer­den. Die Haupt­ziel­grup­pen wer­den im gewerb­li­chen und indus­tri­el­len Bereich gese­hen. Es lie­gen aber auch bereits Bestel­lun­gen von kom­mu­na­len Bau­hö­fen vor, die damit bei­spiels­wei­se Ein­sät­ze in der Fried­hofs­pfle­ge pla­nen. Aus bereits 24 Län­dern lie­gen Anfra­gen vor. Im kom­men­den Jahr sol­len 300 Stück gefer­tigt wer­den. Ver­kauft wer­den die prä­mier­ten Las­ten­rä­der über einen Online-Shop und per­spek­ti­visch auch über ein Händ­ler­netz.

Klar, dass wir die coo­len Räder auch Pro­be gefah­ren sind. Und ja, es hat Spaß gemacht!