Verspätungsstatistik mit einigen Lichtblicken
Zugverspätungen sind für die Fahrgäste der Bahn eines der größten Ärgernisse und schaden dem Image der Bahn als modernes, verlässliches Verkehrsmittel.
Die Antworten auf unsere Kleine Anfrage erbrachten teilweise überraschende Ergebnisse. Wir hatten die Verspätungsentwicklungen und ‑ursachen vom Jahr 2012 bis April 2018 abgefragt. Die Gesamtverspätungsminuten der Züge von DB Fernverkehr sind demnach relativ stabil. Rückläufig sind die netzbedingten Verspätungsminuten (ihr Anteil an den Gesamtverspätungsminuten liegt bei unter 20 Prozent), sie bleiben jedoch die häufigsten Verspätungsursachen. Langsamfahrstellen sind deutlich seltener ursächlich für Verspätungen (0,1 bis 0,2 Prozent, in früheren Jahren noch ein Prozent). Überraschend ist, dass Baustellen mit vier Prozent nur noch halb so häufig den Grund für Verspätungen darstellen. Dasselbe gilt fürs Warten auf Anschlusszüge (knapp drei, in früheren Jahren noch fünf bis sechs Prozent). Bei Störungen an der Leit- und Sicherungstechnik gibt es kaum Veränderungen (für sieben bis acht Prozent ursächlich). Zunahmen gibt es hingegen bei der verspäteten Bereitstellung der Züge (von 0,8 auf deutlich über zwei Prozent) und bei den Störungen an Fahrzeugen und Lokomotiven (von knapp 10 auf 11 bis 12 Prozent Anteil an allen Verspätungsminuten). Dies sind Indikatoren für den bekannten Mangel an Fahrzeugen und deren unzureichende Wartung.
Die Verspätungsminuten bei DB Regio zeigen sich zwischen den Jahren 2014 (ältere Daten liegen nicht vor) und Juni 2018 relativ stabil. Bei DB Cargo hingegen zeichnet sich für das laufende Jahr eine dramatische Verschlechterung der Pünktlichkeitswerte ab.
Fazit:
Immer weniger sind Signale und klemmende Weichen die Ursache für Verspätungen, und es gehen die Verspätungen aus Baustellen und sogenannten Langsamfahrstellen deutlich zurück. Stattdessen fehlen immer häufiger Züge, die rechtzeitig in den Betrieb gehen können.
Es ist gut, dass die Störungen im Bahnnetz zurückgehen. Das heißt aber leider noch nicht, dass die Verspätungen zurückgehen. Die Störungen im Bahnbetrieb werden zu einem echten Problemfall. Deshalb muss die Bahn nun dringend neue Züge beschaffen und die Wartung verbessern. Sonst wird das Ziel, über 80 Prozent der Fernzüge pünktlich zu fahren, nicht mehr zu schaffen sein.
Die Große Koalition muss sich endlich ehrlich machen und verraten, wie sie angesichts der knapp werdenden Züge die Fahrgastzahlen im Bahnverkehr verdoppeln will. Außer markigen Sprüchen habe ich von CSU-Verkehrsminister Scheuer noch nichts vernommen!