01.09.2018
Ausbaufähige Idee gegen Stau
Seit Mai fährt in Konstanz probeweise eine Wasserbuslinie zwischen dem Bodenseeforum und dem Hafen. Der Wasserbus bietet Platz für 250 Fahrgäste und fährt im Halbstundentakt, allerdings ausschließlich samstags. Hintergrund für das Angebot ist der starke Einkaufs- und Freizeitverkehr in der Stadt und das Bemühen, diesen von den Straßen weg zu verlagern. Die Busse sind stark ausgelastet und stehen häufig im Stau. Ich machte, begleitet durch den Verkehrsplaner der Stadt und zwei Grüne aus Konstanz, den Praxistest.
Das neue Angebot, das sich als Teil des öffentlichen Nahverkehrs versteht und mit einer Busfahrkarte genutzt werden kann, verbindet das Bodenseeforum mit dem Hafen im Zentrum der Stadt. Das Bodenseeforum ist auf kürzesten Weg mit dem Auto von der Schweizer Seite aus erreichbar, ohne dass die Stadt unmittelbar tangiert wird. Dort befinden sich 500 Stellplätze und es wird dort ein Mobilitätspunkt mit Carsharing und Leihfahrrädern geplant. In kaum mehr als 10 Minuten ist man – mit dem Erlebniseffekt einer Schifffahrt – im Zentrum.
Befristet und auf die Sommermonate beschränkt ist das Projekt vor allem deswegen, weil es naturschutzrechtliche Bedenken gibt und die wasserrechtliche Genehmigung (zunächst) nur bis zum 15. September erteilt wurde. Außerdem wird die Zeit genutzt, um zu evaluieren, wie der Wasserbus angenommen wird.
Sowohl bei meiner Internetrecherche im Vorfeld als auch direkt vor der Fahrt und im Gespräch mit einem Vertreter der Stadtverwaltung wurde deutlich, dass das Marketing für dieses neue Angebot noch stark verbesserungswürdig ist. So taucht es beispielsweise auf der Seite der Stadtwerke, wo die Fahrpläne für Busse und Fähren abrufbar sind, überhaupt nicht auf. Auch an den Anlegestellen finden sich nur bescheidene Hinweise. Das Schiff selber ist nicht als Wasserbus erkennbar. Wir haben zwei Fahrten unternommen, bei denen alles bestens funktioniert hat. Allerdings war das Schiff schwach ausgelastet.
Eingesetzt wird das 50 Jahre alte Dieselschiff “MS Reichenau”. Sollte das Projekt über den Probebetrieb hinaus verlängert werden, soll es möglicherweise durch ein Elektroboot mit Solarmodulen und Brennstoffzelle ersetzt werden.