15.06.2019
Hausbesuche und Präsenzen in Fußgängerzonen nicht nur in Wahlzeiten
Bei der Europawahl bekam die AfD im Nürtinger Roßdorf rund 25 Prozent der Stimmen. Daher habe ich mir diesen Stadtteil – wie bereits im Vorjahr – für meine Hausbesuche ausgewählt. Damit wollte ich ein Dialogangebot unterbreiten und mehr über die Stimmung in diesem Stadtteil erfahren. Doch dies erwies sich, wie ebenfalls schon im vergangenen Jahr, als äußerst schwierig. Die 20 Haustürgespräche waren überwiegend sehr kurz und meist hörte ich ein „bin zufrieden“ und „habe keine Kritik an der Politik und keine Wünsche“. Einige wenige konkretere Aussagen gab es natürlich dennoch: Ein Mann wünschte sich die Sanierung und den Ausbau der Straßeninfrastruktur. Ein älteres Paar aus Russland, das schon 20 Jahre im Rossdorf lebt, bedauerte, dass eine Wiese mit Flüchtlingscontainern zugebaut wurde und seither der Zirkus nicht mehr komme, den sie mit ihrem Enkel früher immer so gerne besucht hätten. Mit den Flüchtlingen gebe es höchstens das Problem, dass diese zu wenig Rücksicht auf Fußgänger nehmen würden, wenn diese mit ihren Fahrrädern unterwegs seien. Eine jüngere Frau erklärte ihren abwesenden Mann als für Politik zuständig, verriet aber dennoch, dass sie „50:50“ mit der Politik (un)zufrieden sei, ohne dies ausführen zu wollen. Eine ältere Dame hatte für sich einen besonderen Weg gefunden: „In der Politik haben alle versagt. Ich glaube nur noch an Gott.“ Erneut macht ich die Erfahrung, dass so gut wie niemand mich an der Tür schroff zurück wies. Fazit: Erstaunlich, dass so wenige Menschen das Gesprächsangebot wirklich wahrnehmen und sich lapidar als zufrieden äußern, dann aber doch so viele von ihnen mit der Wahl der AfD ihre Unzufriedenheit ausdrücken.
Bürgersprechstunden
In Filderstadt (4 Gespräche/7 Personen), Nürtingen (2) und Kirchheim (0) bot ich auch Bürgersprechstunden an. Eingeladen wurde über die Tagespresse und die sozialen Netzwerke. Mangels Nachfrage konnten nicht alle der möglichen Termine vergeben werden. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass ich immer wieder Bürgersprechstunden anbiete – entweder, indem ich über die Medien dazu einlade oder indem ich Bürger*innen, die sich mit einem Anliegen an mich wenden, ein Gespräch anbiete. In den Gesprächen ging es um Verkehr (Ausbau öffentlicher Nahverkehr, Wunsch nach Zurückfahren Straßenneubau, Ausstattung von Bushaltestellen, Stuttgart 21), Klimaschutz, Wohnungsbau, Hochwasserschutz und die Verhinderung der Abschiebung von erwerbstätigen Flüchtlingen.
Präsenz auf Wochenmärken
In Filderstadt-Bonlanden, Kirchheim unter Teck und Nürtingen war ich auf den Wochenmärkten präsent – und verteilte meinen kleinen Bilanz-Flyer. Einige Bürgerinnen und Bürger kamen gezielt, weil sie zuvor die Ankündigungen gesehen hatten. Vorab: Überall spürte ich eine positive Grundstimmung meiner Person und der grünen Partei gegenüber. Und doch war ich immer wieder überrascht, wie viele Leute sagten oder auf andere Weise zu erkennen gaben, sie hätten „kein Interesse“. In Bonlanden standen verschiedene Verkehrsthemen wie der Ausbau der S‑Bahn nach Neuhausen, die gerade vor dem Europäischen Gerichtshof gescheiterte CSU-Maut und Stuttgart 21 im Mittelpunkt. Außerdem wurde ich auf die AfD und die wirtschaftliche Lage in Ostdeutschland angesprochen. In Kirchheim war es ähnlich. Zu den Verkehrsthemen kam noch der Kohleausstieg und die Arbeitsmarktpolitik hinzu. Die angesprochenen Themen unterschieden sich auch in Nürtingen nicht wesentlich: Neben Stuttgart 21 (das in diesen Tagen gerade wieder wegen der mangelnden Eignung für den integralen Taktfahrplan für Schlagzeilen gesorgt hatte) diskutierten wir auch über Pflegepolitik. Oft, und das freut mich ganz besonders, bekam ich zu hören, „ich lese immer wieder von Ihnen.“
Die vielen Gespräche waren anstrengend, aber für meine politische Alltagsarbeit sehr, sehr wertvoll.