Viel unproduktive Zeit auf der Schiene
Nach dem Besuch im Rangierbahnhof in Mannheim ging es in der Lok eines Güterzuges weiter. Dieser transportierte 25 Wagen nach Kornwestheim. Vom sehr erfahrenen Lokführer erfuhr ich viel über seine Arbeit.
Die Fahrt begann mehr als holprig – und gewährte mir einen Einblick in die traurige Realität des Schienengüterverkehrs. Zunächst konnte dem Lokführer keine Lok zugewiesen werden, weil die EDV streikte. Mit etwas Verzögerung liefen wir dann zur schließlich doch noch zugewiesenen Lok. Dort konnte jedoch keine Verbindung zum Server hergestellt werden. Damit fehlte der Fahrplan. Mit einem Neustart der Technik klappte es schließlich. Die Lok konnte einige Meter bewegt werden. Innerhalb des Rangierbahnhofs stand dann ein Signal auf „Rot“. Ein Grund hierfür war nicht zu erkennen. Ein Anruf im Stellwerk brachte die Erklärung: „Störung im Stellwerk“. Nun konnten wir die Güterwagen anhängen. Bis zur Abfahrt verging aber wieder viel Zeit. Wir mussten warten, bis wir auf die Strecke konnten. Vor uns waren zwei andere Güterzüge an der Reihe. Die Streckenkapazität ist immer stark eingeschränkt und derzeit wegen einer Baustelle noch mehr. Eine „Vorbereitungszeit“ (Fußweg zur Lok, Einrichten der Lok, Bremsprobe etc.) von Dienstbeginn bis zur Abfahrt ist nach Auskunft des Lokführers völlig normal. Im konkreten Fall dauerte es 2:16 Stunden, bis der Güterzug endlich auf der Strecke war. Die „offizielle“ Verspätung lag bei 70 Minuten. Dieser hohe Anteil unproduktiver Zeit macht den Güterverkehr teuer und unzuverlässig, da sich keine Ankunftszeiten auch nur halbwegs verlässlich voraussagen lassen. Zurück zu meiner Mitfahrt: Auf der Strecke lief es überraschend gut, der als „Verspätung“ definierte Zeitverlust konnte abgebaut werden. Lediglich in Mühlacker musste eine Überholung abgewartet werden. Die Fahrt des 1.036 Tonnen schweren und 449 Meter langen Gütertransportes endete in Kornwestheim.