Über Deutschlandtakt und Wettbewerb diskutiert
Umso schneller und tiefgreifender sich Dinge verändern (müssen), umso wichtiger ist es, auf vielfältigen Sachverstand zurückgreifen zu können. Das gilt auch für die (Bahn-)Politik. Auf meine Initiative hat sich eine Gruppe „Grüne Eisenbahner*innen“ gegründet.
37 Beschäftigte der Deutschen Bahn und von Wettbewerbsbahnen sowie von Infrastrukturunternehmen, der Bahnindustrie und Angebotsplaner aus Ministerien und von Nahverkehrsgesellschaften waren zum Gründungstreffen nach Berlin gekommen. Der neu aufgebaute Verteiler enthält noch weitaus mehr Personen. Damit haben wir nun einen Pool an fachlicher Expertise, die immer wieder mal um Rat gefragt werden kann. Ganz neu ist eine derartige Struktur nicht. Bereits im Jahr 1999 hatte sich ein sehr ähnlicher Arbeitskreis gegründet. Damals war in der Presseerklärung zu lesen: „… forderte Verkehrsminister Müntefering und den designierten DB-Aufsichtsratsvorsitzenden Vogel auf, bei der Besetzung von Vorstandspositionen (…) verstärkt auf eisenbahntechnisches Knowhow und kollegiale Führungsfähigkeit zu achten.“ Dieser Appell hat auch viele Verkehrsminister später leider nichts an Aktualität eingebüßt. Auch die Ziele, die mit der Einbindung der parteiinternen Expertise verfolgt wurden, gelten weiter: Es geht um die Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel „in Angebot, Infrastruktur und Effizienz“ und die fachkundige Beratung grüner Verkehrspolitik. Die Gruppe damals hatte sich sogar ein Statut gegeben. Dieses konnte jedoch nicht verhindern, dass die Arbeit irgendwann versandete.
Das Gründungstreffen an diesem Montag begann mit einer Vorstellungrunde. Dabei wurde schnell deutlich, dass sehr viele, aber längst nicht alle bei der Deutschen Bahn arbeiten. Die Gründungsmitglieder kamen aus den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern. Mit der Vorstellung der Deutschlandtakt-Studie der Bundestagsfraktion durch das Beratungsunternehmen kcw wurden zentrale Fragen aufgerufen, die im Anschluss für eine bisweilen kontroverse Diskussion sorgte: Der Umgang der Grünen mit Wettbewerbsfragen sowie die Rolle des Staates bei der Gewährleistung von Angeboten sind als erstes zu nennen. So wurde einmal die Frage gestellt, ob das „knappe Gut Lokführer“ im Konzessionsmodell effizient eingesetzt werden kann, während ein anderer darauf verwies, der Wettbewerb habe im Nahverkehr einiges Positives bewirkt. Immer wieder wurde die Frage aufgeworfen, welches Marktmodell innovationsfreundlicher sei. Es ging aber auch um die Notwendigkeiten für den Ausbau der Infrastruktur und das Personal bei den Eisenbahnunternehmen. Bereits im Vorfeld, aber auch in der Diskussion um die Studie zum D‑Takt wurde immer wieder die Frage nach der Trennung der Infrastruktur- von den Verkehrssparten, die noch unter dem Dach der DB-Holding geführt werden, aufgeworfen.
Abschließend sagte ich zu, weitere Treffen oder auch Austauche per Mail vorzusehen, um den parteiinternen Sachverstand in Zukunft besser einzubinden.