Sprinter so schnell wie die Lufthansa, aber auf Schienen?

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28.05.2020

Krise als Chance für Verkehrsverlagerung

Wäh­rend die Flie­ger der Luft­han­sa Coro­na-bedingt am Boden blei­ben, fährt die Deut­sche Bahn (DB) zuver­läs­sig, jedoch mit weit unter­durch­schnitt­li­cher Aus­las­tung wei­ter. Bei­de Unter­neh­men for­dern nun jeweils rund zehn Mil­li­ar­den Euro Staats­hil­fen, um wie­der auf die Bei­ne zu kom­men.

Viel Geld, um ein­fach nur wei­ter­zu­ma­chen wie bis­her. Der Bund, der bei­de Unter­neh­men ret­ten soll, hat zudem Inter­es­se dar­an, dass sie sich bei den Ange­bo­ten ergän­zen und im Sin­ne des Kli­ma­schut­zes koope­rie­ren. Viel­leicht eine Chan­ce, bei­de Sys­te­me zusam­men zu den­ken?

Wir Grü­nen for­dern seit lan­gem die Ver­la­ge­rung von Flug­ver­kehr auf die Schie­ne. Eine Ret­tung in Form von staat­li­chen Mil­li­ar­den­hil­fen ohne Mit­spra­che­recht kommt für uns nicht infra­ge. Ähn­lich wie bei den Kon­di­tio­nen für die Air-France-Ret­tung, sol­len die Staats­hil­fen für die Luft­han­sa und alle wei­te­ren deut­schen Flug­ge­sell­schaf­ten an öko­lo­gi­sche Bedin­gun­gen geknüpft sein.

Die Luft­han­sa muss ihren CO2-Aus­stoß auf inner­deut­schen Flü­gen dem­nach bis 2024 um 50 Pro­zent redu­zie­ren. Hier­für muss zum einen das Ange­bot auf der Schie­ne stim­men, zum ande­ren braucht es Anrei­ze für Rei­sen­de, die auf bestimm­ten Rela­tio­nen im Kurz­stre­cken­be­reich bis­lang geflo­gen sind.

Ber­lin-Mün­chen in gut drei Stun­den

Unse­re Idee: „Die Luft­han­sa auf Schie­nen“. Wie wäre es, wenn die Deut­sche Bahn in Koope­ra­ti­on mit der Luft­han­sa künf­tig inner­deut­sche Non-Stop-Ver­bin­dun­gen zwi­schen den gro­ßen Metro­po­len anbie­tet, die deut­lich schnel­ler sind als die heu­ti­gen ICE- und sogar noch flot­ter als die der­zei­ti­gen ICE-Sprin­ter-Ver­bin­dun­gen?

Die Stre­cke Ber­lin-Mün­chen als die nach­fra­ge­stärks­te inner­deut­sche Flug­be­zie­hung (Quel­le: Sta­tis­ta 03–2019/03–2020) hat beson­ders gro­ßes Poten­zi­al und ist noch längst nicht voll aus­ge­las­tet. Felix Ber­schin von der Nah­ver­kehrs­be­ra­tung Süd­west hat für uns errech­net, dass die Stre­cke in nur drei Stun­den und 13 Minu­ten bewäl­tigt wer­den kann, sobald alle Aus­bau­maß­nah­men abge­schlos­sen sind. Dies könn­te 2030 der Fall sein.

Hier­zu gehört 230 km/h auf der Stre­cke Ber­lin-Hal­le, die Fer­tig­stel­lung der Aus­bau­stre­cke (ABS) Bam­berg-Erlan­gen und die Bahn­hofs­durch­fahrt in Nürn­berg. Heu­te schon wäre eine Fahr­zeit von etwa drei Stun­den und 35 Minu­ten ohne Zwi­schen­hal­te und unter Nut­zung des bestehen­den Stre­cken­po­ten­zi­als mög­lich.

Aktu­ell braucht der ICE-Sprin­ter vier Stun­den mit drei Zwi­schen­hal­ten (bezie­hungs­wei­se vier mit Ber­lin-Süd­kreuz) und etwas Puf­fer für Ver­spä­tun­gen. Seit die Neu­bau­stre­cke (NBS) Hal­le-Erfurt-Nürn­berg in wei­ten Tei­len fer­tig­ge­stellt ist, hat das Pas­sa­gier­auf­kom­men auf der Schie­ne deut­lich zuge­nom­men. Aller­dings hat es in der Luft nicht abge­nom­men[1]. Es wur­de also ver­mut­lich Mehr­ver­keh­re gene­riert, die gewünsch­te Ver­la­ge­rung fand bis­lang nicht statt.

Kun­den könn­ten der Mar­ke Luft­han­sa treu blei­ben

Wie errei­chen wir also die Kun­den der Air­lines, die oft mit der DB frem­deln? Eine Auf­tei­lung „Luft­han­sa-Flie­ger auf mitt­le­ren und lan­gen Distan­zen, Luft­han­sa in Koope­ra­ti­on mit der Deut­schen Bahn auf der Kurz­stre­cke mit bis zu vier Stun­den Fahr­zeit“ wür­de einen rui­nö­sen Wett­be­werb ver­mei­den und den Kli­ma­schutz vor­an­brin­gen. Denn die Kun­den kön­nen bei Ihrer Mar­ke, dem gewohn­ten Ticke­ting, dem Ser­vice oder den Loun­ges blei­ben.

Der Bahn­sek­tor pro­fi­tiert ins­ge­samt von einem neu­en Ser­vice- und Geschwin­dig­keits-Niveau. Ein Anreiz für Air­lines, ihre Ver­keh­re tat­säch­lich auf die Schie­ne zu ver­la­gern, könn­te die Anre­chen­bar­keit von „Flü­gen auf Schie­nen“ auf ihre CO2-Bilanz sein.

Oft ist es der Föde­ra­lis­mus, der hier­zu­lan­de schnel­le Bahn­ver­bin­dun­gen bremst. Bei Schnell­zü­gen, auf dem neben dem DB- auch das Kra­nich-Logo prangt, dürf­te es Lan­des­her­ren ver­mut­lich leich­ter ver­mit­tel­bar sein, dass ein­zel­ne, den D‑Takt ergän­zen­de Fern­zü­ge in ihrer Lan­des­haupt­stadt nicht hal­ten. Denn die Luft­han­sa-Flie­ger von Ber­lin nach Mün­chen, die der DB-Luft­han­sa-Sprin­ter dann tat­säch­lich ersetzt, machen ja heu­te auch kei­ne Zwi­schen­lan­dung in Erfurt.

[1] https://munich-airport.de/_b/0000000000000008934700bb5e9eb9ac/statistischer-jahresbericht-2019-kompr.pdf