09.07.2020
“Anspruchsvolle Ausbildung, aber mein absoluter Traumberuf”
Dominic Ludwig (20, aus Esslingen) absolviert bei der „DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee“ (RAB) eine Berufsausbildung zum Lokführer. Ich sprach mit ihm über seine fast abgeschlossene dreijährige Ausbildung in diesem Beruf, in dem dringend Nachwuchs gesucht wird, und über die Arbeit bei der Bahn.
Frage: Dominic, Du hast bald den Großteil Deiner dreijährigen Ausbildung zum „Eisenbahner im Betriebsdienst“ (Lokführer) bei der Deutschen Bahn absolviert. Wie kamst Du darauf, Lokführer werden zu wollen und würdest Du Dich heute wieder so entscheiden?
Antwort: Der Beruf Lokführer ist seit ich denken kann mein absoluter Traumberuf. Natürlich ist eine Ausbildung auch eine anstrengende Zeit, die Inhalte sind anspruchsvoll. Aber jetzt habe ich sie fast beendet und freue mich, bald alleine unterwegs zu sein! Ob ich mich nochmal dafür entscheiden würde? – Ja, auf jeden Fall!
Früher war das mit dem Lokführer der Traum vieler Jungs. Was macht den Beruf in der heutigen Realität aus neben der Tatsache, dass die Arbeitszeiten nicht immer günstig sind und die Schichten oftmals erst kurzfristig bekannt gegeben werden?
Ja, Schichtdienst können nur die wenigsten. Außerdem hat der Beruf viel mit Verantwortung zu tun, die möglicherweise nicht alle eingehen wollen. Ich bin mir aber sicher, dass man auch wieder mehr junge Leute für den Beruf begeistern kann, indem man ihnen die Vorteile bewusst macht. Gerade in diesen Zeiten wichtig: Es ist ein sicherer Arbeitsplatz. Ich bin mein eigener Herr und die flexiblen Arbeitszeiten bringen auch Vorteile. Zum Beispiel hat man je nach Schichtplan unter der Woche frei.
Kannst Du etwas zu den Lerninhalten sagen? Und wie teilen sich Berufsschule und Praxis auf?
Der Ausbildungsberuf „Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer und Transport“ ist eine Duale Ausbildung. Das bedeutet, dass Du auch zur Schule gehst. Ich bin zum Beispiel ein bis zwei Mal in der Woche in die Schule gegangen, andere Schulen bieten Blockunterricht an. Die Ausbildungsinhalte fangen beim Vorstellen des Unternehmens an. Bei mir war es in dem Fall der DB Konzern (Struktur und Aufbau) sowie mein Ausbildungsbetrieb (DB ZugBus Regionalverkehr Alb Bodensee GmbH). Dann geht es weiter mit dem Betriebsdienst (Rangieren, Signale etc.) und der Fahrzeugtechnik, bis hin zum selbstständigen Fahren, natürlich unter Aufsicht eines Praxisvermittlers bzw. Ausbilders. Energiesparendes Fahren und Ansagetraining gehören auch dazu. Man lernt nicht alles auf einmal, sondern bekommt die Lerninhalte im Laufe der Ausbildung in allen Bereichen (Schule, Betrieb, Trainingszentrum) beigebracht. Vorausgesetzt, man lernt auch regelmäßig …
Als Fahrgast erlebt man nicht gerade selten, dass sich die Weiterfahrt verzögert und es dann heißt “technische Störung am Zug“. Welche Arten von Störungen kann der Lokführer selber beheben?
Der Lokführer kann im Grunde genommen viele Störungen selbst beheben. Klar, für größere Störungen gehen wir in die Werkstatt. Dennoch hat jedes Fahrzeug ein Störungsbuch, wo wir nachschauen können, was zu machen ist. Wenn wir den Fehler nicht beheben können, muss das Fahrzeug in die Werkstatt. Egal was wir tun, die Sicherheit der Fahrgäste steht an vorderster Stelle.
Welche Triebfahrzeuge und welche Loks darfst Du nach Abschluss der Ausbildung fahren?
Ich darf bald die Dieseltriebwagen der Baureihe 612 und 650 fahren, das wird super! Und um die Frage zu klären, ob ich auch ICE fahren darf, oder nicht: Nein, ich persönlich darf das nicht. Aus dem Grund, da ich für jedes einzelne Fahrzeug eine Prüfung ablegen muss und außerdem fehlen mir in diesem Fall auch die Grundlagen für elektrische Triebfahrzeuge.
Wie unterscheidet sich Deine Ausbildung von der zehnmonatigen Qualifizierung zum Lokführer?
Wir haben für unsere dreijährige Ausbildung zum EiB (Eisenbahner im Betriebsdienst) noch mehr Zeit und auf einzelne Themen wird mehr eingegangen.
Wie viel hat ein Lokführer im Personenverkehr mit den Fahrgästen zu tun? Zugbegleiter*innen klagen ja immer wieder darüber, dass es häufiger Probleme mit Fahrgästen gibt, die sich daneben benehmen, ihre Fahrscheine nicht vorzeigen wollen oder aggressiv auftreten. Bekommt man von solchen gesellschaftlichen Entwicklungen auch als Lokführer etwas mit? Wie gehst Du damit um?
Ja, das habe ich schon erlebt, bei mir war es ein aggressiver Fahrgast. Wir haben eine Meldekette und wenn der Zugbegleiter ein Problem hat, meldet er sich bei uns, und wir geben das dementsprechend weiter. Konkret habe ich die Leitstelle informiert. Im Grunde genommen hat der Lokführer aber wenig mit den Fahrgästen zu tun, wenn ein Zugbegleiter dabei ist.
Abschließende Frage: Wo siehst Du Dich beruflich in 10 oder 15 Jahren? Oder anders gefragt: Gibt es Aufstiegschancen?
Wo ich mich in 10 bis15 Jahren sehe? – Auf jeden Fall bei der Eisenbahn! Ich könnte jetzt den Meister Bahnverkehr machen, nachdem ich mindestens zwei Jahre Berufserfahrung habe. Der Meister Bahnverkehr eröffnet mir halt die Möglichkeit, höhere Positionen anzustreben. Eine der Positionen wäre zum Beispiel Teamleiter oder Eisenbahnbetriebsleiter