Stuttgart – Berlin ist erstes Angebot
Seit viele Anbieter vom Markt verschwunden sind und der Marktführer Flixbus nahezu alleine den ganzen Fernbusmarkt bedient, ist es ruhig um dieses Mobilitätsangebot geworden. Es hat sich schlichtweg nichts Aufregendes mehr getan. Nun will ein neues Unternehmen in der Premiumklasse und mit neuen Ideen den Markt aufmischen. Gemeinsam mit zwei grünen Gemeinderatsmitgliedern habe ich mir den ersten Bus des Start-Ups „Roadjet“ auf dem Gelände einer Werkstatt in Herrenberg (Landkreis Böblingen) angeschaut und mit einem der beiden Geschäftsführer gesprochen.
Der Bus war schon aus der Ferne gut zu erkennen: Er ist – außer dem türkisen Schriftzug – komplett in schwarz lackiert und beeindruckt durch seine Größe. Der Doppeldecker der Marke Scania (gebaut in Spanien) weist mit 15 Metern eine Überlänge auf. Innen riecht es noch neu. Die breiten Sessel sind mit Leder bezogen, lassen sich zum Entspannen zurückklappen und bieten eine Massagefunktion. An jedem Platz befindet sich ein Monitor, auf dem Entertainment-Angebote genutzt oder de eigenen Endgeräte angeschlossen werden können. Die Abstände sind größer als üblich, wodurch sich auf den beiden Ebenen insgesamt nur 44 Sitzplätze unterbringen ließen. Auf der unteren Ebene befinden sich ein Kaffee- und ein Snackautomat sowie ein WC und ein Waschraum. Diese Räume werden mittels UV-Licht desinfiziert. Zwei Sitze nahe des hinteren Eingangs können herausgenommen werden, um Platz zu schaffen für Menschen im Rollstuhl. Diese gelangen über eine Rampe in den Bus. Allerdings ist ein Anmeldevorlauf von drei Tagen erforderlich. Am Eingang gibt es ein „intelligentes Kamerasystem“, das die Temperatur der zusteigenden Fahrgäste misst und mahnt, wenn jemand keine Maske trägt. Gespeichert werden die Daten jedoch nicht, wie das Unternehmen betont. Auffallend ist auch die Größe des Gepäckraums. Allerdings gibt es zumindest zunächst noch keine Fahrradmitnahme (außer von Falträdern). Perspektivisch denkt das Unternehmen daran, in den Transport von Paketen einzusteigen. Interessant ist auch, dass sich der Motor erst starten lässt, wenn der Fahrer in eine Messeinrichtung gepustet und damit nachgewiesen hat, dass er keinen Alkohol konsumiert hat.
Der Verbrauch der Busse – ein zweiter soll in den nächsten Tagen ausgeliefert werden – liegt lt. Geschäftsführer Muhammed Simsek bei etwa 27 Liter. Wenn jeder zweite Platz belegt ist, liegt der Verbrauch also bei rund 1,2 Litern pro Fahrgast.
Der Start des neuen Angebotes ist am 03. August vorgesehen. Zweimal am Tag geht es in 8,5 Stunden von Stuttgart (Flughafen) über Nürnberg und Leipzig nach Berlin (Messe) und zweimal in umgekehrter Richtung. Die Preise sollen sich an der 2. Klasse der Deutschen Bahn orientieren. Die Fahrt von Stuttgart nach Berlin soll für 40 bis 50 Euro möglich sein. Weitere angedachte Strecken sind München – Berlin, München – Hamburg, Köln – Berlin und Stuttgart – Hamburg.