Besuch bei Ritter Sport
Wenn ich mit dem Zug am Berliner Hauptbahnhof ankomme, erinnern mich in der Bahnhofshalle übergroße, quadratische Schokoladetafeln an zuhause. Ritter Sport dürfte das bekannteste Unternehmen meines Wahlkreises sein. Ein Besuch beim Unternehmen, das mehr unternimmt, als einfach nur Schokolade zu produzieren.
Waldenbuch ist die Stadt, in der Ritter ansässig ist und sein Unternehmen mehrfach erweitert hat. Die Produktion findet bislang ausschließlich hier statt. Nach dem Aufkauf eines Süßwarenunternehmens in Österreich könnte zukünftig ein Teil der Ritter-Schokolade auch dort hergestellt werden. Das im Jahr 1912 gegründete Familienunternehmen bietet 1.550 Mitarbeitenden Arbeit (inklusive der Beschäftigten auf den betriebseigenen Kakao-Plantagen), vertreibt seine Produkte in 100 Ländern und setzt damit fast eine halbe Milliarde Euro im Jahr um.
Im Gespräch mit Geschäftsführer Andreas Ronken (siehe Foto, 3. von rechts) thematisierten Andreas Schwarz (Fraktionsvorsitzender im Landtag) und ich, begleitet von grünen Kommunalpolitiker*innen aus Waldenbuch und Umgebung sowie Bürgermeister Michael Lutz, insbesondere den Kakaoanbau. Dabei erfuhren wir beispielsweise, dass sich nicht jede Kakaosorte gleichermaßen für jede Schokoladen-Geschmacksrichtung eignet. Es kann aber auch nicht in jedem Anbauland jede beliebige Sorte angebaut werden. So stellt der Klimawandel eine besondere Herausforderung dar. Das bekam Ritter gleich zu Beginn seiner eigenen Anbauaktivitäten zu spüren, weil viele der neu gepflanzten Kakao-Bäume aufgrund der außergewöhnlichen Dürre in Nicaragua vertrockneten. Seit 2018 wird ausschließlich nachhaltig angebauter Kakao verwendet (nicht aus Monokulturen), ab 2024 soll 30 Prozent der benötigten Menge aus eigenem Anbau stammen. Damit möchte Ritter mehr Einfluss auf die Anbaumethoden und den fairen Umgang mit den Arbeitskräften nehmen können. Der Großteil des Kakaos wird aus den gleichen Gründen von Kooperationspartnern und nicht beliebig auf dem Markt eingekauft.
Der Kakao ist der wichtigste Bestandteil in der Schokolade. In einer 100 Gramm-Tafel steckt der Kakao einer ganzen Schote. Was kommt noch in die Tafeln rein – oder nicht rein? Der Ritter-Geschäftsführer betonte, dass seit zwei Jahren keine Aromen mehr eingesetzt würden und auch auf Vanille verzichtet würde. Die Rezepturen würden so einfach wie möglich gehalten.
Leider unzureichend nachgefragt und deswegen eingestellt wurden die Bio-Tafeln. Wesentlich besser verkauft wird vegane Schokolade. Die Hälfte aller Tafeln werden in Deutschland verkauft. Dazu werde auch ich weiterhin meinen Beitrag leisten …
Weitere Themen waren die Verfolgung von CO2-Minderungszielen, die Umweltverträglichkeit des Verpackungsmaterials und die Energieversorgung in der sehr energieaufwändigen Schokoladenproduktion. Ritter betreibt ein eigenes Blockheizkraftwerk, eine Solarstromanlage und kauft den restlichen Strom als Ökostrom bei den Energiewerken Schönau (EWS) im Schwarzwald ein.