Werksbesuch bei Märklin in Göppingen
Diesmal war Eisenbahn im Kleinen angesagt: Ich war bei Märklin am Stammsitz in Göppingen. Dort habe ich mir die Produktion angeschaut und mit Vertretern des zwischenzeitlich stark gebeutelten Unternehmens gesprochen.
161 Jahre reicht die Geschichte des traditionsreichen Unternehmens zurück. Märklin entwickelte sich von einer kleinen Fabrik für Blechspielwaren wie Spielzeugkinderwagen und Miniaturkutschen zum überall bekannten und führenden Hersteller von Modelleisenbahnen. Der Kundschaft wird die Möglichkeit geboten, bestehende Anlagen und Sammlungen über viele Jahre mit getreu nachgebildeten Lokomotiven und Wagen zu erweitern und systematisch auszubauen. Während zu Beginn des Unternehmens, das von der Frau des früh verstorbenen Unternehmensgründers maßgeblich geprägt worden war, ein breites Sortiment an Spielwaren gefertigt wurde, konzentriert sich das Angebot heute auf “elektrischen Eisenbahnen” in unterschiedlichen Baugrößen, die sich (bezogen auf die Kernmarke „Märklin“) im Maßstab von 1:32 bis zu 1:220 bewegen. Neben der Hausmarke „Märklin“ werden auch „Trix“ und „LGB“, die seit einigen Jahren zu Märklin gehören, produziert und vertrieben.
Am Standort in Göppingen befinden sich neben der Verwaltung auch die Entwicklung sowie der Zinkdruckguß, die Dreherei, die Galvanik, die Farbgebung und teilweise die Endmontage. In Ungarn erfolgen die Gleisfertigung aller Baugrößen sowie die Herstellung von Wagen, Loks und Produkte der Marke LGB und von Teilen der „Märklin“-Züge.
Nachdem das Unternehmen vor knapp 10 Jahren sehr schwierige Zeiten durchlebte, sogar einen Insolvenzantrag stellen musste und schließlich von einem neuen Investor aufgekauft worden war, geht es wieder wirtschaftlich aufwärts. Dazu hatte beigetragen, dass spezielle Angebote für kleinere Kinder geschaffen wurden (so ein erfolgreiches „Jim Knopf-Kinderset“) und dass statt in teure Kataloge und Magazine in Social Media investiert wird. Allerdings müssen die Beschäftigten noch immer Einkommenseinbußen hinnehmen und mehr Wochenstunden arbeiten. Dafür gibt es eine Beschäftigungssicherung für weitere sechs Jahre.
Aktuell arbeiten rund 1.200 Menschen für das Traditionsunternehmen und erwirtschaften einen Umsatz von 120 Millionen Euro.
In der Hochphase der Corona-Pandemie standen beide Werke, in Göppingen wie in Ungarn, für einige Wochen weitgehend still. Die Auftragslage ist jedoch gut und das Unternehmen müht sich, Produktionsrückstände aufzuarbeiten.
Nach der Führung durch die Produktion konnten wir, ich war mit dem Göppinger Landtagsabgeordneten Alex Maier unterwegs, noch die im kompletten Neuaufbau befindliche Ausstellung besichtigen. Diese wird voraussichtlich Ende Oktober eröffnet. Es wird sich für Freundinnen und Freunde der Miniatureisenbahnen lohnen, sich diese anzuschauen …