Stand 05.01.2014, aktualisiert am 19.01.2014
30 Jahre Privatfernsehen: Grell, schnell, wenig aktuell – Feiert ohne mich!
30 Jahre Privatfernsehen – ein Grund zum Feiern? Einen solchen kann ich nicht erkennen, wohl aber verspüre ich das Bedürfnis, die medialen und gesellschaftlichen Veränderungen zu kommentieren. Wie einfach früher doch alles war: Zwei Programme plus das Dritte, den Landessender. Und nachts das Pausenzeichen. Manchmal tat es richtig gut zu wissen, dass man abends ausschalten kann ohne befürchten zu müssen, etwas zu verpassen. Und am nächsten Tag auf dem Schulhof war klar, dass die Mitschülerinnen und ‑schüler entweder die gleiche Sendung wie man selber angeschaut hatten oder aber eben gar nichts. Man hatte meist ein gemeinsames Diskussionsthema. All das ist aber pure Nostalgie und noch kein Grund, das heutige Fernsehen zu kritisieren. Vor 30 Jahren war in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen über die Zulassung privater Fernsehsender häufig von „Vielfalt“ die Rede. Das klang gut und klingt auch heute noch gut. Nur konnte und kann ich davon nicht viel erkennen. Grelle und schnelle Bilder, Krawall, Geschrei, Skandalisierungen, belanglose und sinnfreie Dialoge, die ständige Suche nach Tabubrüchen und neue Stars, die nach wenigen Wochen schon niemand mehr kennt, Menschen, die sich der Lächerlichkeit preisgeben oder durch den Kakao gezogen werden. Gesendet wird, was eine möglichst hohe Quote bringt und Werbeeinnahmen sprudeln lässt. Vielfalt stelle ich mir anders, das eigene Leben bereichernd, den eigenen Horizont erweiternd, vor. Ich wünsche mir Information vor Unterhaltung und Qualität vor Quote. Stattdessen wird man bei den Privaten mit jeder Werbeunterbrechung daran erinnert, dass die Sendung, die man anschauen möchte, nur der lukrativen Werbevermarktung wegen ausgestrahlt wird. Marcel Reich-Ranicky hatte recht, als er einmal sagte: „Das Fernsehen macht die Klugen klüger und die Dummen dümmer.“ Dass auch nicht alle Beiträge der öffentlich-rechtlichen Sender klüger machen, muss noch hinzugefügt werden. Ich jedenfalls lebe gut ohne die Privaten. Wie auch immer: Wichtig ist, dass wir in einem freien Land leben. Wir dürfen die Privaten kritisieren. Wir müssen sie aber nicht schauen.