Am Feinstaub-Brennpunkt

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14.03.2017

Mit Fein­staub-Klä­gern am Stutt­gar­ter Neckar­tor

Vie­le Men­schen, Umwelt­ver­bän­de und die Auto­mo­bil­in­dus­trie schau­en nach Stutt­gart: Was wird dort alles aus­pro­biert, um die hohen Fein­staub- und Stick­oxid­wer­te zu drü­cken? Ein Besuch vor Ort.

Bereits zum zwei­ten mal habe ich mich mit Klä­gern gegen die Stadt mit ihren hohen Schad­stoff­wer­ten getrof­fen. Erst zum Gespräch, dann zum Spa­zier­gang ent­lang von Neckar­stra­ße und Am Neckar­tor. Vie­les wur­de schon aus­pro­biert, um die Schad­stoff­be­las­tung zu sen­ken: Umwelt­zo­nen wur­den ein­ge­rich­tet, Durch­fahrts­ver­bo­te für Lkw aus­ge­wie­sen, zahl­rei­che Ver­bes­se­run­gen für den öffent­li­chen Nah­ver­kehr und den Rad­ver­kehr umge­setzt. Und seit eini­gen Mona­ten wird der Fein­staub­alarm aus­ge­ru­fen, wenn die Wit­te­rungs­ver­hält­nis­se auf einen gerin­gen Luft­aus­tausch hin­wei­sen. Dann gilt der frei­wil­li­ge Appell, das Auto ste­hen zu las­sen und auf öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel umzu­stei­gen. Bus und Bahn kön­nen an die­sen Tagen zum hal­ben Preis genutzt wer­den. Zur Ein­hal­tung der Grenz­wer­te hat all dies nicht geführt. Daher sol­len ab Janu­ar 2018 Fahr­be­schrän­kun­gen kom­men. Ob mit oder ohne blaue Pla­ket­te ist noch nicht sicher. Die Klä­ger erken­nen die­se Anstren­gun­gen an, wol­len aber mehr. Eini­ge von Ihnen wol­len bei­spiels­wei­se, dass alle Die­sel­au­tos aus­ge­sperrt wer­den und nicht nur die, die nicht Euro­norm 6‑Standards erfül­len. Und auch die Kri­tik, dass die Poli­tik erst unter dem Druck von gericht­li­chen Ver­glei­chen und dro­hen­den Urtei­len wei­ter­ge­hen­de Maß­nah­men anpackt, ist zu hören.

Wir machen uns auf zu Fuß ent­lang der Neckar­stra­ße, auf der vor weni­gen Jah­ren ein Schutz­strei­fen für den Rad­ver­kehr ange­legt wur­de. Obwohl – zumin­dest außer­halb der Haupt­ver­kehrs­zei­ten – der Ver­kehr schnell fließt, sind eini­ge Rad­fah­ren­de unter­wegs. Die Luft, man merkt es schnell, ist ent­lang die­ser lebens­feind­li­chen Asphalt­pis­te nicht son­der­lich gut. Am Neckar­tor erbli­cken wir die wohl bekann­tes­te Luft­mess­sta­ti­on Deutsch­lands. Die Tür steht offen, zwei Mit­ar­bei­ter der Lan­des­an­stalt für Umwelt und Mes­sun­gen in Karls­ru­he sind vor Ort, um die Anla­ge zu prü­fen. Wir kön­nen einen Blick hin­ein wer­fen und uns die Tech­nik erläu­tern las­sen. Einer der Män­ner zeigt uns zwei Staub­pro­ben­samm­ler für Fein­staub (PM 2,5 – die­se Fein­staub­par­ti­kel sind so win­zig, dass sie bis in die Lun­gen­bläs­chen gelan­gen kön­nen), einer frisch und einer nach 24 Stun­den im Ein­satz. Der Unter­schied ist deut­lich – und erschre­ckend.

Wir lau­fen wei­ter ent­lang der Stra­ße “Am Neckar­tor”. Dort befin­den sich ein Stu­den­ten­wohn­heim und meh­re­re alt­ehr­wür­di­ge Wohn­ge­bäu­de mit schö­nen Ver­zie­run­gen an den Tür­bö­gen. Alle Woh­nun­gen in den Gebäu­den, die sich etwa 1,5 Meter von der vier­spu­ri­gen Fahr­bahn befin­den, sind offen­bar bewohnt. Um die­se Men­schen geht es zuvor­derst. Sie haben den Anspruch auf eine Luft, die kei­ne Schad­stof­fe in gesund­heits­ge­fähr­den­der Höhe ent­hält.

Die Ver­güns­ti­gun­gen von Fahr­schei­nen an Tagen des Fein­staub­alarms haben lei­der kei­ne signi­fi­kan­ten Umstei­ge­ef­fek­te vom Auto auf Bus­se und Bah­nen bewir­ken kön­nen. Dies macht deut­lich: Um die Grenz­wer­te ins­be­son­de­re bei den Stick­oxi­den ein­zu­hal­ten, müs­sen der Aus­bau von Alter­na­ti­ven zum moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehr mit kon­kre­ten Maß­ah­men für des­sen Ein­schrän­kung ein­her­ge­hen.