Die Österreicher haben das Geschäft der DB übernommen
Im Dezember 2016 endete bei der Deutschen Bahn eine Ära: Das Nachtzuggeschäft mit Schlaf- und Liegewagen wurde nach vielen Jahrzehnten wohl endgültig eingestellt. Zum Glück haben die Österreicher zumindest ein Teil davon gerettet.
Unter dem Namen „ÖBB Nightjet“ betreiben die Österreichischen Bundesbahnen beispielsweise die „deutschen“ Linien von Innsbruck über München nach Hamburg und von Zürich nach Berlin. Die Deutsche Bahn hat derweil ihr ICE- und IC-Angebot in den Nachtstunden ausgebaut. Die DB sagt, sie habe in diesen neuen Angeboten mehr Fahrgäste als früher in ihren Nachtzügen mit den Schlaf- und Liegewagen. Und die ÖBB berichten von hohen Auslastungen ihrer von der DB übernommenen Zügen und gehen von einem zumindest knapp wirtschaftlichen Betrieb aus. Früher war das eine Angebot ein Minusgeschäft und jetzt sollen zwei Angebote plötzlich rentabel gefahren werden? Wie kann das sein? Bei einem Fachgespräch im Bundestags-Verkehrsausschuss zum Thema „Nachtzüge“ ging es auch um diese Fragen.
Seitens der ÖBB war zu hören, dass der Schlafwagen ein „Selbstläufer“ sei, der sich einer hohen Nachfrage und guter Zahlungsbereitschaft seitens der Fahrgäste erfreue. De ÖBB machten bereits vor der Übernahme der DB-Nachtreisezüge 17 Prozent ihres Umsatzes im Nachtverkehr. Als Begründung führte das Unternehmen an, dass Wien nicht ans Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen sei. Reisezeiten seien daher länger als die in Deutschland mit dem ICE oder die in Frankreich mit dem TGV. Dies verschaffe dem Nachtreisezug innerhalb des Systems Schiene eine starke Position. Außerdem laufe die Kooperation mit der DB, die u. a. als Vertriebspartner auftrete und auch der Schweizer SBB sehr gut. Für die DB habe sich, so deren Vertreter, der Nachtzug als Nischenprodukt nicht „wirtschaftlich produzieren“ lassen.
Es gibt auch Positives für die Zukunft zu berichten: Die ÖBB werden ab Dezember 2017 vermutlich die Abfahrts- und Ankunftszeiten ihrer Nachtzüge verändern (die Ankunft um 6 Uhr in Berlin kommt gerade für die meisten Geschäftsreisenden zu früh). Außerdem bestätigten die ÖBB entsprechende Presseberichte, wonach Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe vorgesehen sind. So wollen die Österreicher die DB-Studie für den Einbau von „Mini-Suits“ in Angriff nehmen. Denn die Liegewagen stoßen zunehmend (so war es auch schon bei der DB) auf Akzeptanzprobleme, da sich die Fahrgäste immer seltener gemeinsam mit fremden Personen im Abteil zur Ruhe legen wollen.