Ausbau B 27: Flächensparende Varianten prüfen

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

07.01.2018

Brief an den Lan­des­ver­kehrs­mi­nis­ter

Aus­bau der B 27 zwi­schen Aich­tal und dem Ech­ter­din­ger Ei

Sehr geehr­ter Herr Minis­ter Her­mann,

der Aus­bau der B 27 zwi­schen der Anschluss­stel­le Aich­tal-Aich und dem Ech­ter­din­ger Ei wur­de bekannt­lich in den Vor­dring­li­chen Bedarf des Bun­de­fern­stra­ßen­aus­bau­ge­set­zes auf­ge­nom­men. Das Land hat mit der Pla­nung begon­nen. Ich gehe davon aus, dass in die­sem Zusam­men­hang auch die Alter­na­ti­ven bzw. Vari­an­ten unter­sucht wer­den. Genau die­se sind der Grund mei­nes Schrei­bens. Ich zweif­le nicht an der gene­rel­len Sinn­haf­tig­keit und Not­wen­dig­keit des Aus­baus. Viel­mehr glau­be ich, dass eine leis­tungs­fä­hi­ge­re Bun­des­stra­ße die Ver­drän­gung von Ver­keh­ren in Orts­durch­fahr­ten, vor allem der von Fil­der­stadt-Bern­hau­sen, unter­bin­den und damit die Belas­tung der dort leben­den Men­schen deut­lich redu­zie­ren hel­fen kann. Ande­rer­seits darf nicht über­se­hen wer­den, dass die Fil­der bereits sehr stark zer­sie­delt sind und mit dem Aus­bau noch­mals wert­vol­le Flä­chen ver­lo­ren gehen. Daher bit­te ich im Rah­men der Alter­na­ti­ven-/Va­ri­an­ten­prü­fun­gen zu unter­su­chen, wie eine ver­gleich­ba­re ver­kehr­li­che Wir­kung mit gerin­ge­rem Flä­chen­ver­brauch erreicht wer­den kann. Kon­kret den­ke ich an fol­gen­de Vari­an­ten, die es näher zu betrach­ten gilt:

1. Fahr­bahn­brei­te an zuläs­si­ger Höchst­ge­schwin­dig­keit bemes­sen

Nach mei­ner Infor­ma­ti­on wird der Aus­bau der B 27 ent­spre­chend der Vor­ga­be des Bun­des nach der Ent­wurfs­klas­se 2 für auto­bahn­ähn­li­che Bun­des­stra­ßen geplant. Nach die­ser Vor­ga­be wird für die Bemes­sung der Fahr­bahn­brei­te im Regel­fall kei­ne Geschwin­dig­keits­be­gren­zung zugrun­de gelegt. Da auf der B 27 im Bal­lungs­raum auch in Zukunft von einer Geschwin­dig­keits­be­gren­zung auf maxi­mal 120 Stun­den­ki­lo­me­ter aus­zu­ge­hen ist, soll­te die Brei­te der Fahr­spu­ren dar­an ange­passt wer­den. Ich bit­te das Land, dies dem Bund ent­spre­chend vor­zu­schla­gen, um Flä­che und Kos­ten zu spa­ren.

2. Aus­bau nur in Fahrt­rich­tung Stutt­gart

Die Staus ent­wi­ckeln sich über­wie­gend in der mor­gend­li­chen Haupt­ver­kehrs­zeit in Fahrt­rich­tung Stutt­gart. Dann kommt es zu Ver­drän­gun­gen von Ver­keh­ren ins­be­son­de­re nach Bern­hau­sen hin­ein. Es soll­te geprüft wer­den, ob ledig­lich in Fahrt­rich­tung Stutt­gart eine drit­te Rich­tungs­fahr­spur für die Ver­kehrs­ent­las­tung aus­reicht.

Denk­bar ist auch, dass eine der dann fünf Fahr­spu­ren im Wech­sel­be­trieb frei gege­ben wird (mor­gens in Fahrt­rich­tung Stutt­gart, nach­mit­tags in Fahrt­rich­tung Tübin­gen). Einen sol­chen Vor­schlag hat kürz­lich auch der Fil­der­städ­ter Ober­bür­ger­meis­ter Chris­toph Traub unter­brei­tet.

3. Aus­bau auf den Bereich Fil­der­stadt-Ost bis Ech­ter­din­ger Ei begren­zen

Da sich die eigent­li­chen Eng­stel­len und die den Ver­kehrs­fluss beein­träch­ti­gen­den Zu- und Abfahr­ten erst im Ech­ter­din­ger Ei sowie im direk­ten Zulauf dar­auf befin­den, könn­te ein Aus­bau auf einen kür­ze­ren Stre­cken­ab­schnitt begrenzt wer­den. Even­tu­ell könn­te der Aus­bau auch in zwei Pla­nungs- und Bau­ab­schnit­te auf­ge­teilt wer­den und zunächst ein­mal nur der nörd­li­che Abschnitt – dann aber mit Hoch­druck – zur Rea­li­sie­rung gebracht wer­den, um die Wir­kung in der Pra­xis zu beob­ach­ten und dann zu klä­ren, ob es auch des zwei­ten (süd­li­che) Aus­bau­ab­schnit­tes bedarf.

4. Den Aus­bau beschleu­ni­gen und zunächst Bus­spur vor­se­hen

Die kürz­lich bekannt gewor­de­ne vor­aus­sicht­li­che betrieb­li­che Unter­bre­chung der S‑Bahn zwi­schen Fil­der­stadt und Ech­ter­din­gen für den Bau der Sta­ti­on „3. Gleis“ am Flug­ha­fen wirft die Fra­ge auf, wie die Fahr­gäs­te mög­lichst ver­läss­lich mit Bus­er­satz­ver­keh­ren an ihr Ziel oder die nächs­te S‑Bahnstation gebracht wer­den kön­nen. Daher ist zu klä­ren, ob der Aus­bau zumin­dest auf dem nörd­li­chen Abschnitt und in Fahrt­rich­tung Stutt­gart so früh­zei­tig vor­ge­nom­men wer­den und (zumin­dest vor­läu­fig) aus­schließ­lich dem Bus­ver­kehr zur Ver­fü­gung gestellt wer­den kann. Der Bau­be­ginn an der B 27 könn­te nach Aus­kunft des Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­ums Baden-Würt­tem­berg unter opti­ma­len Bedin­gun­gen im Jahr 2025 erfol­gen. Über den Zeit­punkt der Betriebs­un­ter­bre­chung bei der S‑Bahn zwi­schen Ech­ter­din­gen und Fil­der­stadt gibt es der­zeit kei­ne ver­bind­li­chen Infor­ma­tio­nen. Aber viel­leicht erlaubt es die Pla­nung, die S‑Bahn nicht bereits im Jahr 2022, wie jüngst berich­tet, son­dern erst spä­ter zu unter­bre­chen. Wenn man die Aus­sa­gen der Deut­schen Bahn inter­pre­tiert, könn­ten die Bau­maß­nah­men im Plan­fest­stel­lungs­ab­schnitt 1.3b zwi­schen 2021 und 2028 erfol­gen.

Ich freue mich, Ihre Ein­schät­zun­gen zu mei­nen Ideen für einen leis­tungs­fä­hi­gen Aus­bau der B 27 mit gerin­ge­rem Flä­chen­ver­brauch zu hören.

Mit freund­li­chen Grü­ßen

Mat­thi­as Gastel, MdB