Baustellen-Tour an der Schönbuchbahn

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Bei der Orts­be­ge­hung in Holz­ger­lin­gen.

06.06.2018

Ausbau angesichts gestiegener Fahrgastzahlen

Die wech­sel­vol­le Geschich­te der Schön­buch­bahn zeigt, dass ehe­mals auf­ge­ge­be­ne Neben­bah­nen äußerst erfolg­reich betrie­ben wer­den kön­nen.

Die vor etwas über 100 Jah­ren gebau­te, 17 Kilo­me­ter lan­ge Schön­buch­bahn von Böb­lin­gen bis Det­ten­hau­sen, wur­de 1990 still­ge­legt. Weni­ge Jah­re spä­ter wur­de der Zweck­ver­band Schön­buch­bahn gegrün­det, der die Stre­cke für nur eine D‑Mark kauf­te und sanier­te. 1996 wur­de der Betrieb wie­der auf­ge­nom­men. Gegen­über der frü­he­ren Bus­ver­bin­dung haben sich die Fahr­gast­zah­len seit­her mehr als ver­vier­facht. Die frü­he­ren Fahr­gast­pro­gno­sen wur­den weit über­trof­fen – eine Erfolgs­sto­ry! Um die­sen Erfolg fort­set­zen zu kön­nen, wird die Stre­cke der­zeit aus­ge­baut. Auf mei­ne Anre­gung gab es, unter­stützt durch den Land­kreis Böb­lin­gen mit Land­rat Roland Bern­hard an der Spit­ze, eine Bau­stel­len­be­sich­ti­gung mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern aus der Kom­mu­nal­po­li­tik.

In Böb­lin­gen ent­steht gera­de neben Bus­bahn­hof und Bahn­glei­sen ein neu­er Betriebs­hof. Die­ser wird Abstell­flä­chen, eine Werk­statt und eine Wasch­an­la­ge umfas­sen. Der spa­ni­sche Zug­lie­fe­rant CAF wird für die Dau­er von 19 Jah­ren für den Unter­halt der eige­nen Züge zustän­dig sein und daher das Werk­statt­per­so­nal ein­stel­len. Zu den Wagen: Es wur­den 9 jeweils 40 Meter lan­ge Trieb­zü­ge bestellt, die 2021 aus­ge­lie­fert wer­den sol­len. Die Züge sind kup­pel­bar, so dass sie nach­fra­ge­ab­hän­gig auch mit dop­pel­te Platz­ka­pa­zi­tät fah­ren kön­nen. Da, so war vor Ort zu hören, mit wei­ter stei­gen­den Fahr­gast­zah­len gerech­net wird, hat man sich beim Her­stel­ler die Opti­on auf eine Auf­sto­ckung auf 11 Wagen gesi­chert. Bis aber die neu­en Wagen rol­len, wer­den nach der Wie­der­in­be­trieb­nah­me zunächst Leih­zü­ge der DB zum Ein­satz kom­men. Ab 2021 wird nicht nur das neue Wagen­ma­te­ri­al aus Spa­ni­en erwar­tet, son­dern auch der Betrieb, der bis­lang durch die Würt­tem­ber­gi­sche Eisen­bahn­ge­sell­schaft (WEG) erfolgt, wird neu ver­ge­ben.

Zurück zu den Bau­maß­nah­men: Der Land­rat klang zuver­sicht­lich, dass trotz man­cher Pro­ble­me wie den Fund einer alten Flie­ger­bom­be und von Alt­las­ten der Start­schuss für die Eröff­nung der aus­ge­bau­ten Stre­cke im Dezem­ber gege­ben wer­den kann. Bis dahin wird die Stre­cke elek­tri­fi­ziert und auf zwei Abschnit­ten wird sie zwei­glei­sig aus­ge­baut, um wäh­rend der Haupt­ver­kehrs­zei­ten bis Holz­ger­lin­gen eine Ver­dich­tung auf einen 15 Minu­ten-Takt und Höchst­ge­schwin­dig­kei­ten von 100 Stun­den­ki­lo­me­tern zu ermög­li­chen. Eini­ge Bahn­über­gän­ge wer­den ent­fal­len.

Ein behin­der­ten­ge­rech­ter Zugang an der Hal­te­stel­le Holz­ger­lin­gen-Nord wäre nur mit erheb­li­chem Auf­wand mög­lich und zudem mit einer über 100 Meter lan­gen Ram­pe nicht sehr prak­ti­ka­bel gewor­den. Die­ser Hal­te­punkt wird des­halb ver­legt.

Um den Stra­ßen­ver­kehr an der Böb­lin­ger Stra­ße in Holz­ger­lin­gen nicht mehr zu beein­träch­ti­gen, bekommt Holz­ger­lin­gen nun eine „Mini-U-Bahn“. Das heißt, die Stre­cke wird an die­ser Stel­le tie­fer gelegt und ver­läuft in einem Trog. Der Auf­wand für die­se Maß­nah­me beläuft sich auf 15 bis 17 Mil­lio­nen Euro.

Erschwe­rend kam beim Bau des Tro­ges dazu, dass die Bau­stel­le auf einer mas­si­ven Fels­plat­te liegt, an der letzt­lich alle Bag­ger geschei­tert sind. Die nöti­ge Fels­frä­se ver­ur­sach­te dann so viel Staub und Lärm, dass mobi­le Lärm­schutz­wän­de ein­ge­setzt wur­den. Der Geschäfts­füh­rer des Zweck­ver­bands Schön­buch­bahn, Rein­hold Bau­er, berich­te­te, dass Schön­buch­bahn und Land­rats­amt das gan­ze Vor­ge­hen durch inten­si­ve Öffent­lich­keits­ar­beit beglei­tet haben, um die Akzep­tanz bei den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern nicht zu gefähr­den. Dazu gehört auch, dass nicht vor­ge­schrie­be­ne und des­halb nicht zuschuss­fä­hi­ge Lärm­schutz­mat­ten dafür sor­gen sol­len, dass die angren­zen­den Wohn­ge­bäu­de nicht durch Kör­per­schall beein­träch­tigt wer­den.

Ich freue mich über die bis­he­ri­gen und auf die zukünf­ti­gen Erfol­ge der Schön­buch­bahn!