28.08.2016
Bürgerbus-Modell im Wandel
Bürgerbusse (manchmal mehr „Auto“ als „Bus“) sind längst nichts Neues mehr. Aber inzwischen liegen einige wertvolle Erfahrungen vor und so manch ein Modell wird weiterentwickelt. So auch in Meckenbeuren.
Der Energie- und Mobilitätstag in Meckenbeuren, erstmals mit dem Bahnhofsfest zusammengelegt, war für mich Anlass, in die Stadt am Ende der besungenen „Schwäbischen Eisenbahn“ zu reisen. Vor zwei Jahren wurde der Bürgerbus, dort „BürgerMobil“ genannt, ins Leben gerufen. Anfangs sah das Konzept so aus: An den Vormittagen von Montag bis Freitag wurde durch ehrenamtliche Kräfte auf Anforderung eine bestimmte Route mit einem dichten Haltestellennetz abgefahren. Wer mitfahren wollte, musste sich mindestens eine Stunde anmelden. Das Fahrzeug machte sich dann entsprechend eines Fahrplans und einer vorgegebenen Streckenführung auf den Weg. Später wurden noch drei Nachmittage zusätzlich bedient. Die Nachfrage stieg von durchschnittlich 20 auf etwa 30 Fahrgäste pro Woche, überwiegend ältere Menschen, an. Nun, nach zwei Jahren, kommt es zu einer wesentlichen Änderung: Es wird keinen festen Fahrplan mehr geben. Vielmehr werden die Abfahrtszeiten individuell abgesprochen. Beim haltestellengebundenen Modell wird es aber bleiben. Es kommen sogar noch zusätzliche (dann insgesamt 75) Haltestellen hinzu. Der maximale Weg zur nächsten Haltestelle beträgt 300 Meter. Nicht verändert wird: Der Fahrschein kostet 1 Euro, 0,50 Euro für Kinder ab sechs Jahre. Schwerbehinderte sowie alle Zeitkarten-Inhaber des Verkehrsverbundes fahren kostenlos mit. Gefahren wird mit einem E‑Auto von Nissan mit insgesamt fünf Sitzplätzen (inklusive FahrerIn) auf einer konzessionierten Linie. Aktuell stehen 21 Ehrenamtliche bereit, um die Fahrdienste untereinander aufzuteilen. Alle verfügen über einen Personenbeförderungsschein. BürgerMobil sieht sich ausdrücklich nicht als Ersatz und auch nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV. Das Fahrzeug, eines von drei CarSharing-Autos in Meckenbeuren, wird von „E‑Wald“, einem Unternehmen in Bayern, gestellt. Das Unternehmen stellt Leifahrzeuge an bundesweit 100 Stationen bereit und schreibt in seiner Broschüre: „Da sich die Verkehrsnachfrage im ÖPNV im ländlichen Raum oftmals nur schwierig bündeln lässt und insbesondere hinsichtlich Netzdichte und Bedienhäufigkeit große Nachteile im Vergleich zu dicht besiedelten Räumen besteht, gilt es neue flexible Bedienformen anzubieten, die bedarfsorientierte öffentliche Mobilität beinhalten und so zur Attraktivitätssteigerung beitragen.“
Einen recht ausführlichen Beitrag von mir zum Thema „Bürgerbusse“ ist hier zu finden: https://www.matthias-gastel.de/buergerbusse-ergaenzen-den-oepnv/#.V8L9EU3ynIU