Beim „Thementag“ gehe ich einer mir selber aufgegebenen Fragestellung nach. Bei meinen letzten Thementage ging es beispielsweise um unsere Ernährung, die Wirtschaft der Region, das religiöse Leben und den Tierschutz. Diesmal stand der Radverkehr in der Region im Mittelpunkt meiner Unternehmensbesuche.
Erste Station bei der „Radkutsche“ in Mössingen
Der Hersteller von Lastenrädern feiert in diesen Tagen sein Zehnjähriges. Und zu feiern gibt es viel, denn die Geschäfte laufen gut. Begonnen hat das Unternehmen mit dem Bau von Rikschas. Inzwischen werden überwiegend Lastenräder für den Gütertransport gebaut. Die Fahrräder mit den drei Rädern und der Elektrounterstützung werden in modularer Bauweise gebaut. Am besten läuft das Lastenrad mit der geschlossenen Box. Diese kann mit Waren auf einer Europalette beladen werden. Das maximale Zuladungsgewicht liegt bei 250 Kilogramm. In Berlin werden mit diesen Rädern u. a. Gastronomiebetriebe beliefert. Das habe ich mir vor Ort schon mal angeschaut. In der Schweiz verleihen Supermärkte die Lastenräder von Radkutsche an ihre Kunden, damit diese ihre Einkäufe nach Hause transportieren können. Im Bereich des Personentransports gehören u. a. Kitas, viele davon in den Niederlanden, zu den Kunden. Bis zu 12 (!) Kinder finden auf den Aufbauten Platz. Der Geschäftsführer schaut recht entspannt in die Zukunft. Die Nachfrage im laufenden Jahr liegt um das sechsfache über der des Vorjahres. Zugleich sieht er den Markt aber in Bewegung. Wegen der hohen Nachfrage nach Lastenrädern erwartet er, dass die großen Hersteller eines Tages in die Produktion von Lastenrädern einsteigen werden. Bisher liegt die Lastenradproduktion noch fest in der Hand kleiner, handwerklicher Unternehmen.
Zweite Station bei „Quantor“ in Denkendorf
„Jeder bekommt das Rad, das er will – Individualität statt Massenware“ – so das Motto der Fahrrad-Manufaktur. Angefangen hat das Unternehmen mit dem Handel von Fahrradteilen. Vor wenigen Jahren kam der Bau eigener Mountain- und Trekkingräder hinzu. Inzwischen besteht das Angebot aus fünf Modellen. Zwei davon sind Pedelecs. Die Teile, so auch die Alu-Rahmen, stammen überwiegend aus der Region oder zumindest aus Deutschland. Im laufenden Jahr wurden bereits 140 der in handwerklicher Arbeit gefertigten Räder verkauft. Die Kunden sind überwiegend Sportler, aber auch Berufspendler sind darunter. Eine Besonderheit der Räder ist, dass diese nicht mit Ketten, sondern mit Riemen angetrieben werden. Diese sind zwar teurer, dafür aber langlebiger als Ketten und müssen nicht geölt werden. Der Vertrieb läuft nicht über den Fachhandel, sondern über den eigenen Laden in Denkendorf und online. Dass dies funktioniert zeigt die Tatsache, dass die Räder inzwischen sogar bis in die Schweiz verkauft werden.
Dritte Station bei „Synapticon“ in Filderstadt
Mit der Firma „Synapticon“ habe ich an meinem Wohnort in Filderstadt ein ebenso junges (gegründet im Jahr 2010) wie erfolgreiches Unternehmen besucht. Die rund 30 MitarbeiterInnen, fast alle mit Ingenieursstudium, beschäftigen sich mit Robotik und Automatisierung für vier Bereiche: 1. Industrie, 2. Verbraucher (u. a. sich selbst steuernde Rasenmäher), 3. Professionelle Service-Roboter, die beispielswiese den Patienten in Krankenhäusern das Essen in die Zimmer bringen (über den Sinn dieser Technik haben wir kontrovers diskutiert) und 4. Die E‑Mobilität. Für E‑Bikes und Elektro-Roller (mit maximal fünf Kilowatt Leistung, daher nicht für E‑Autos) wird die Steuerung von Elektromotoren und das verbindende Element zwischen Antrieb, Batteriesystem, Benutzer- und Serviceschnittstelle entwickelt und als Gesamtpaket an Software (inkl. Know-how und die Chips mit der Software) geliefert. Die Geschäfte laufen gut. Nur wenig mehr als ein halbes Jahr nach Einzug in neue Räumlichkeiten wird es bereits wieder eng. Einige neue Stellen sind bereits ausgeschrieben, weitere sollen folgen.