Im Rahmen einer Klausur der grünen Bundestagsfraktion habe ich gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen das Unternehmen „European Energy Exchange AG“ (EEX) besucht, das einst als „Strombörse“ startete und häufig auch heute noch so genannt wird. Mehrheitseigentümerin ist die Deutsche Börse in Frankfurt. Die EEX handelt nicht selber mit Energie, sondern bietet den Markt für Kauf und Verkauf von Strom, Gas, CO2-Zertifikaten und zunehmend auch von Wasserstoff. Hier finden also Verkäufer und Käufer zusammen und hier wird durch Angebot und Nachfrage der Preis gebildet. Im Grundsatz können alle bei EEX ihren Strom kaufen und verkaufen. Wegen des damit verbundenen hohen Aufwands und erforderlicher Kenntnisse werden lediglich rund 800 Energiekonzerne, Betreiber größerer Windparks und Industrieunternehmen mit größeren Stromangeboten und ‑bedarfen tätig. EEX ist mit 1.200 Mitarbeitenden global tätig. Allein in Europa wird in 20 Ländern der Handel ermöglicht. In Leipzig wird Strom kurz- und langfristig in Zeiträumen von mindestens fünf Minuten (Spotmarkt) bis zu maximal 10 Jahren gehandelt. Die Börse stellt den Handelsplatz dar und sorgt für die Absicherung von Lieferung und Bezahlung.
Dieser Beitrag fokussiert sich auf den Strommarkt. Ein wichtiges Thema unseres intensiven Gesprächs war die Frage, wie die Marktpreise für Strom gebildet werden und wie sich der Ausbau der erneuerbaren Energien auswirkt.
Der Preis wird immer anhand der Kosten für die zuletzt entsprechend der Nachfrage erzeugten Kilowattstunden festgelegt (Merid-Order-Prinzip der Grenzkosten). Zunächst werden die preiswertesten Stromerzeuger, die erneuerbaren Energien und allen voran der Solarstrom, genutzt. Es folgen Kohle- und schließlich (am teuersten) die Gaskraftwerke. Der Ausbau der Erneuerbaren führt dazu, dass es immer häufiger Tage gibt, in denen diese vollständig die Nachfrage decken können, was zu niedrigen und teils sogar (bei mangelnder Nachfrage) negativen Preisen führt. Der Atomausstieg hat zu keinen höheren Strompreisen geführt, da sich Erzeuger und Handel lange genug im Voraus darauf einstellen konnten. Nach den Zeiten starker Verunsicherung in Folge des Ukraine-Krieges sind die Strom- und Gaspreise wieder gesunken, liegen aber noch etwas über dem Vorkrisenniveau. Die Marktteilnehmer rechnen langfristig mit einem weiteren leichten Preisrückgang (Strom) bzw. Preisstabilität (Gas).
Der Strommarkt ist längt ein europäischer Markt. Es wird entsprechend der Nachfrage Strom gekauft, wo dieser am günstigsten angeboten wird. Gäbe es ausreichend Übertragungsnetze und damit keine Engpässe, würde überall der gleiche Preis gelten (zuzüglich nationaler Steuern und Abgaben). Hilfreich für niedrigere Preise wäre zudem eine stärkere angebotsorientierte Flexibilisierung der Nachfrage. Umso seltener die teuren Kraftwerke zugeschaltet werden müssen, umso seltener treten Preisspitzen auf.
Zur Erreichung der Klimaneutralität unterstützt die EEX die CO2-Bepreisungs als „verlässliches Instrument“.
Exkurs: Was hat die Politik gemacht, um die Strompreisentwicklung zu dämpfen?
Die Politik hat die EEG-Umlage abgeschafft und die Stromsteuer zunächst bis einschließlich 2025 gesenkt. Besonders wichtig, dies wurde bei EEX deutlich: Die Bundespolitik sorgt für den schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Umso dezentraler bzw. näher an den großen Verbrauchern der Ausbau gelingt, umso weniger muss in große und teure Übertragungsnetze investiert werden. EON-Chef Birnbaum drückte dies im Interview so aus: „Erneuerbare machen die Stromerzeugung günstiger. Gleichzeitig steigen die Kosten für (deren) Integration (…).“ Quelle: N‑TV vom 29.02.2024