Wo sich Schiff, Bahn und Lkw begegnen
Der Hafen Stuttgart ist ein trimodales Güterverkehrszentrum, in dem die Verkehrsträger Binnenschiff, Eisenbahn und Straße verbunden werden. Hier werden pro Jahr gut 3,5 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen.
Ich habe den Hafen in Stuttgart besucht und mich im Gespräch und bei einer Rundfahrt im Hafen informiert. Mit Carsten Strähle, dem Geschäftsführer der Hafengesellschaft Stuttgart, habe ich mich unter Anderem über die Situation des Hafens, die Situation der Binnenschifffahrt im Allgemeinen und auf dem Neckar im Besonderen unterhalten.
Der Hafen Stuttgart ist nicht nur ein Binnenschiff-Hafen, vielmehr sieht er sich als trimodaler Standort, an dem die drei Verkehrsträger Wasser, Schiene, Straße verbunden werden. Das heißt, der Umschlag findet nicht nur vom Schiff auf den LKW und umgekehrt statt, sondern auch zwischen Bahn und LKW. Die Hafengesellschaft betreibt als Eisenbahninfrastrukturunternehmen ein eigenes Netz mit 32 Kilometern Gleis.
Im Jahr 2015 wurden zwischen Schiff und LKW 1,062 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen; der bahnseitige Güterumschlag lag bei 2,477 Millionen Tonnen. Im Jahr 2016 konnte nach Aussage von Strähle der wasserseitige Umschlag um 4 Prozent gesteigert werden, der bahnseitige Umschlag um 11 Prozent.
Jährlich kommen in Stuttgart über 1.000 Binnenschiffe an. Diese transportieren vor allem Baustoffe wie Erdaushub oder Sand, Schrott und zunehmend auch Container. Über die Bahn wird vor allem Benzin, Diesel und Heizöl in das Tanklager am Stuttgarter Hafen gebracht.
Die Größe der Schiffe, die Stuttgart anfahren, wird durch die Abmessungen der Schleusen auf dem Neckar festgelegt. Um vom Hafen Stuttgart in den Rhein zu gelangen muss ein Schiff 23 Schleusen passieren. Momentan ist die Länge der Schiffe dadurch auf 110 Meter begrenzt. Der Geschäftsführer des Hafens sprach sich für eine Verlängerung der Neckar-Schleusen auf 135 Meter aus, wofür ich mich schon seit einiger Zeit einsetze. Ein Schiff dieser Länge kann je nach Ladegut bis zu 130 LKW ersetzen. Es benötigt von Stuttgart aus etwa 18 Stunden nach Mannheim und 52 Stunden bis Antwerpen oder Rotterdam.
Als Perspektiven des Stuttgarter Hafens sieht Hafenchef Strähle den Containerverkehr. Derzeit gibt es in Stuttgart ein bimodales Terminal der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße, an dem von der Bahn auf den LKW umgeschlagen wird und umgekehrt. Außerdem besitzt die Hafengesellschaft ein trimodales Terminal, an dem zwischen allen drei Verkehrsträgern umgeschlagen werden kann. Dieses Terminal, so die Pläne, soll in Zukunft vergrößert werden. Außerdem könnte ein weiteres Umschlagsterminal eingerichtet werden.
Schon heute werden in Stuttgart pro Jahr fast 50.000 Container verladen. Ein großer Kunde hierbei ist der Autobauer Daimler, der von seinem Werk in Untertürkheim, das nur wenige Kilometer entfernt ist, Motoren mit dem Schiff oder mit dem Zug in alle Welt transportiert.
Auf einer Rundfahrt durch die drei Hafenbecken mit der „Stadt Stuttgart“, dem Schiff der Hafengesellschaft, konnte ich mir einen Überblick über den Hafen und die dort ansässigen Unternehmen machen. Die „Stadt Stuttgart“ wird im Hafen auch als Eisbrecher und im Notfall auch zur Brandbekämpfung eingesetzt. Diesen Winter war das Schiff zweimal als Eisbrecher im Einsatz.