Besuch im Kehler Hafen

Foto. Vol­ker Molz, Hafen­di­rek­tor (rechts im Bild) und Bernd Met­ten­lei­ter, MdL (links im Bild). Foto­graf: Nor­bert Hen­se

16.12.2022

Siebtgrößter Binnenhafen

Neben der Bahn wol­len wir als Grü­ne auch die Bin­nen­schiff­fahrt stär­ken, um Güter­ver­keh­re auf den Stra­ßen deut­lich zu redu­zie­ren. Im Hafen in Kehl am Rhein habe ich mich über die Situa­ti­on und die Her­aus­for­de­run­gen infor­miert.

Mit mei­nem Land­tags­kol­le­gen Bernd Met­ten­lei­ter und zwei Bun­des­tags­kol­le­gen der FDP schau­te ich mich im Hafen um und wir spra­chen mit dem Hafen­di­rek­tor Vol­ker Molz. Im 320 Hekt­ar umfas­sen­den Hafen Kehl, der durch Rhein, Kin­zig und Bahn­stre­cke begrenzt wird, wur­den zuletzt (in 2021) knapp 3.700 Schif­fe gezählt und was­ser­sei­tig 4,4 Mil­lio­nen Ton­nen umge­schla­gen. Am häu­figs­ten waren dies Eisen- und Stahl­wa­ren (73 Pro­zent, Ten­denz wach­send), gefolgt von Bau­stof­fen (7 Pro­zent, meist Kies und Schla­cke) sowie Mine­ral­öl­pro­duk­ten (5 Pro­zent, zuletzt deut­lich rück­läu­fig). Sofort ins Auge ste­chen die rie­si­gen Ber­ge an Metall­schrott. Die Lager­ka­pa­zi­tä­ten auf dem Hafen­are­al sind zu 98 Pro­zent erschöpft. Im Jahr 2022 hat das Nied­rig­was­ser deut­lich zuge­schla­gen, wodurch sich die umge­schla­ge­nen Men­gen auf maxi­mal 3,5 Ton­nen ver­rin­gert haben dürf­ten. Die Schif­fe kön­nen an allen Anle­ge­stel­len mit Land­strom ver­sorgt wer­den. Eine Ver­pflich­tung, die­sen zu nut­zen, gibt es nicht.

Auf dem Hafen­ge­län­de arbei­ten 4.650 Men­schen in 116 Betrie­ben, so in den Sek­to­ren Indus­trie, Gewer­be, Spe­di­tio­nen und Güter­um­schlag. Das ist ein Beschäf­ti­gungs­zu­wachs um fünf Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. Der Anteil der fran­zö­sisch-deut­schen Grenzgänger*innen hat sich über die Jah­re erheb­lich ver­rin­gert.

Die Trans­port­men­gen sind stark von der Kon­junk­tur sowie den Fahr­was­ser­ver­hält­nis­sen abhän­gig. Bei Hoch- oder Nied­rig­was­ser kön­nen Schif­fe nicht voll­ge­la­den oder gar nicht fah­ren. In jüngs­ter Zeit feh­len vor allem klei­ne­re, 85 Meter lan­ge Schif­fe, die bei Nied­rig­was­ser fle­xi­bler ein­ge­setzt wer­den kön­nen.

Der Hafen Kehl ist der siebt­größ­te Bin­nen­ha­fen der Repu­blik. Güter wer­den nicht aus­schließ­lich was­ser­sei­tig, son­dern auch bei­spiels­wei­se zwi­schen Bahn und Last­wa­gen umge­schla­gen. Schie­nen­sei­tig bestehen eini­ge drin­gen­de Hand­lungs­be­dar­fe. So wur­den in der Mit­te der 1990er-Jah­re 6,5 Kilo­me­ter Ran­gier- und Abstell­glei­se zurück gebaut und Elek­tri­fi­zie­run­gen rück­ab­ge­wi­ckelt. Infol­ge­des­sen müs­sen häu­fi­ger die Loks gewech­selt und län­ge­re Züge kön­nen nicht im Hafen, son­dern müs­sen in Offen­burg oder gar in Mann­heim gebil­det wer­den. Außer­dem fehlt eine Gleis­waa­ge. Die Aus­fahrt auf das Haupt­gleis gelingt wegen der hohen Aus­las­tung teil­wei­se erst nach Stun­den des War­tens. Eine Papier­fa­brik auf dem Gelän­de, so ist zu hören, ver­la­gert Trans­por­te aus die­sen Grün­den ver­mehrt auf die Stra­ße.

Es lau­fen aber auch bereits eini­ge Pla­nun­gen, die den Güter­ver­kehr aller­dings nur teil­wei­se betref­fen: So soll die Stre­cken­ge­schwin­dig­keit zwi­schen Kehl und der Rhein­tal­bahn bei Appen­wei­er von der­zeit 140 auf 160 her­auf gesetzt wer­den. Bei Appen­wei­er ist eine neue Ver­bin­dungs­kur­ve geplant – lei­der jedoch mit einer niveau­glei­chen Ein­bin­dung in die hoch belas­te­te Rhein­tal­bahn-Stre­cke.