Briefe an Ding, Naldo und VHB

16.04.2023

Ticket-Vertrieb sollte einfacher werden

Die Nut­zung öffent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel muss ein­fa­cher wer­den. Mit dem Deutsch­land­ti­cket, das ab Mai kommt, wird es für die­je­ni­gen unter den Fahr­gäs­ten, die regel­mä­ßig Bus & Bahn nut­zen, ein­fa­cher und preis­wer­ter. Doch für eher gele­gent­li­che Fahr­gäs­te blei­ben man­cher­orts Hür­den, die nicht sein müss­ten.

In Baden-Würt­tem­berg las­sen sich die Fahr­kar­ten eini­ger Tarif­ver­bün­de nicht über den DB Navi­ga­tor erwer­ben. Ins­be­son­de­re für Fahr­gäs­te, die immer wie­der mal an ver­schie­de­nen Orten unter­wegs sind, aber nicht häu­fig genug, dass sich das Deutsch­land­ti­cket zum Preis von 49 Euro im Monat rech­net, ist der Navi­ga­tor beson­ders wert­voll. Er ermög­licht mit einer App nahe­zu für über­all Fahr­kar­ten erwer­ben zu kön­nen. Doch wer bei­spiels­wei­se vom neu­en Bahn­hof in Mer­k­lin­gen auf der Schwä­bi­schen Alb nach Ulm fah­ren möch­te, hat das Nach­se­hen. Der Donau-Iller-Nah­ver­kehrs­ver­bund (DING) koope­riert nicht mit dem Ver­triebs­sys­tem der Deut­schen Bahn. Der Fahr­gast muss sich erst mal die DING-App her­un­ter laden. Genau­so ergeht es Rei­sen­den, die in den Tarif­ver­bün­den Neckar-Alb-Donau (Nal­do) oder Hegau-Boden­see (VHB) unter­wegs sein wol­len.

Gemein­sam mit Abgeordneten-Kolleg*innen aus dem Bun­des- und dem Land­tag habe ich alle drei genann­ten Tarif­ver­bün­de ange­schrie­ben und gebe­ten, auch den Ver­triebs­weg über den DB Navi­ga­tor zu nut­zen. Alle drei hat­ten geant­wor­tet und auf (ver­bes­ser­te) eige­ne Ver­triebs­we­ge und teil­wei­se auch auf die aus ihrer Sicht ungüns­ti­gen Pro­vi­si­ons­re­ge­lun­gen der DB ver­wie­sen. Mehr­fach hat­te ich mich mit der Deut­schen Bahn sowie eini­gen Tarif­ver­bün­den, die mit der DB im Ver­trieb koope­rie­ren, in Ver­bin­dung gesetzt. Ergeb­nis: Die Deut­sche Bahn hat Inter­es­se, die Tickets wei­te­rer Tarif­ver­bün­de in ihr Ange­bot auf­neh­men zu kön­nen. 45 von rund 60 rund Tarif­ver­bün­den bun­des­weit ver­trei­ben ihre Tickets bereits über den DB-Navi­ga­tor. Von den Tarif­ver­bün­den ist zu hören, dass sie dies als vor­teil­haft für sich sehen, da sich dadurch Ver­kaufs­zah­len erhö­hen las­sen. Die Ver­bün­de erschlie­ßen sich also ein zusätz­li­ches Fahr­gast­po­ten­ti­al für die Bus­se und Bah­nen. Die Höhe der Ver­triebs­kos­ten hängt auch von der Grö­ße des jewei­li­gen Tarif­ver­bunds bzw. der Anzahl ver­kauf­ter Fahr­schei­ne ab.

Ins­be­son­de­re für gele­gent­li­che Nut­ze­rin­nen und Nut­zer des öffent­li­chen Nah­ver­kehrs ist es eben deut­lich ein­fa­cher, mit einer App nahe­zu über­all unter­wegs sein zu kön­nen, statt sich für ein­zel­ne Fahr­ten erst die App des jewei­li­gen Tarif­ver­bun­des suchen und instal­lie­ren zu müs­sen.

Mit­tel­fris­tig stellt sich die Fra­ge nach dem Sinn klei­ne­rer Ver­bün­de. Die Men­schen bewe­gen sich zuneh­mend über Ver­bund­gren­zen hin­aus und Ver­triebs­we­ge las­sen sich in grö­ße­ren Ver­bün­den preis­wer­ter in Rela­ti­on zu den ver­kauf­ten Kar­ten orga­ni­sie­ren.

Ich ver­wei­se an die­ser Stel­le auf Infos zum Deutsch­land­ti­cket: https://www.matthias-gastel.de/das-deutschland-ticket-kommt/

Klei­ner Exkurs: Wo DB Ver­trieb in Zukunft ange­sie­delt ist

Die Deut­sche Bahn ist gera­de dabei, wesent­li­che Tei­le von DB Ver­trieb in DB Fern­ver­kehr zu inte­grie­ren. Dazu zählt auch der DB Navi­ga­tor. Von Wett­be­werbs­bah­nen wird die­ses Vor­ge­hen kri­ti­siert, denn die Buchungs­platt­form weist eine markt­be­herr­schen­de Posi­ti­on auf. Ich kann die Kri­tik nach­voll­zie­hen und sehe gute Argu­men­te, den Ver­trieb in die neue, gemein­wohl­ori­en­tier­te Infra­struk­tur­ge­sell­schaft zu inte­grie­ren.