Das Impfen wirkt

24.12.2021,ergänzt am 04.01.2022

Ein Blick auf die Zahlen – Impfpflicht?

Regel­mä­ßig fra­ge ich die Kli­ni­ken mei­ner Regi­on, wie sich die Coro­na-Lage ent­wi­ckelt und wie vie­le der dar­an Erkrank­ten mit bzw. ohne Imp­fung auf den „Nor­mal-“ bzw. Inten­siv­sta­tio­nen lie­gen. Die Ant­wor­ten fal­len immer gleich aus und spre­chen eine kla­re Spra­che.

Dem­nach sind Geimpf­te auf den Nor­mal­sta­tio­nen signi­fi­kant unter­re­prä­sen­tiert und auf den Inten­siv­sta­tio­nen ist dies noch deut­li­cher. Jedoch sind die­se Aus­sa­gen nicht zwin­gend reprä­sen­ta­tiv, zumal die Fall­zah­len hier­zu zu gering sind. Wie sieht es „im Gro­ßen“ aus? Ich habe mir die jüngs­ten Zah­len des RKI ange­schaut. Der jüngs­te Wochen­be­richt sagt zu den Impf­durch­brü­chen zunächst aus: „Für die COVID-19-Impf­kam­pa­gne in Deutsch­land wer­den meh­re­re COVID-19-Impf­stof­fe ver­wen­det, für die sowohl aus den Zulas­sungs­stu­di­en als auch wei­te­ren epi­de­mio­lo­gi­schen Beob­ach­tungs­stu­di­en eine hohe bis sehr hohe Schutz­wir­kung (Schutz vor Infek­ti­on, sym­pto­ma­ti­scher Erkran­kung, schwe­rer Erkran­kung und Tod) ermit­telt wur­den. Da kein Impf­stoff eine Impf­ef­fek­ti­vi­tät von 100 % auf­weist, ist auch bei voll­stän­dig geimpf­ten Per­so­nen mit soge­nann­ten Impf­durch­brü­chen zu rech­nen.“ Der Bericht lie­fert auch kon­kre­te Zah­len:

Bei den 18- bis 59-Jäh­ri­gen ver­fü­gen 76 Pro­zent über eine abge­schlos­se­ne Grund­im­mu­ni­sie­rung (ohne Auf­fri­schung). Unter den Covid 19-Fäl­len in den Kli­ni­ken nimmt die­se Per­so­nen­grup­pe jedoch einen Anteil von 31 Pro­zent ein, auf den Inten­siv­sta­tio­nen sogar von nur 21 Pro­zent. Unter den Ver­stor­be­nen liegt deren Anteil bei 16 Pro­zent. Bei den ab 60-Jäh­ri­gen ver­fü­gen 85 Pro­zent über eine abge­schlos­se­ne Grund­im­mu­ni­sie­rung (ohne Auf­fri­schung). Unter den Covid 19-Fäl­len in den Kli­ni­ken nimmt die­se Per­so­nen­grup­pe jedoch einen Anteil von 46 Pro­zent ein, auf den Inten­siv­sta­tio­nen von 39 Pro­zent. Unter den Ver­stor­be­nen liegt deren Anteil bei 40 Pro­zent. Zwi­schen­fa­zit I: Es kommt häu­fig zu Impf­durch­brü­chen. Doch auch bei den­je­ni­gen, deren Imp­fun­gen län­ger zurück lie­gen, kommt es signi­fi­kant sel­te­ner zu schwe­ren Erkran­kun­gen oder auch Todes­fäl­len.

Bei den 18- bis 59-Jäh­ri­gen ver­fü­gen 34 Pro­zent über eine Auf­frisch­imp­fung. Unter den Covid 19-Fäl­len in den Kli­ni­ken nimmt die­se Per­so­nen­grup­pe jedoch einen Anteil von 2 Pro­zent ein, auf den Inten­siv­sta­tio­nen sogar von nur 1 Pro­zent. Unter den Ver­stor­be­nen liegt deren Anteil bei 4 Pro­zent. Bei den ab 60-Jäh­ri­gen ver­fü­gen 71 Pro­zent über eine abge­schlos­se­ne Auf­frisch­imp­fung). Unter den Covid 19-Fäl­len in den Kli­ni­ken nimmt die­se Per­so­nen­grup­pe einen Anteil von 10 Pro­zent ein, auf den Inten­siv­sta­tio­nen von 7 Pro­zent. Unter den Ver­stor­be­nen liegt deren Anteil bei 11 Pro­zent. Zwi­schen­fa­zit II: Die Auf­frisch­imp­fung ver­bes­sert den Schutz erheb­lich.

Das RKI kommt ange­sichts die­ser Zah­len zu fol­gen­der Inter­pre­ta­ti­on (gekürzt): „Die Inzi­den­zen nach Impf­sta­tus bele­gen die aus­ge­präg­te Wirk­sam­keit der COVID-19-Imp­fung in Bezug auf die Ver­hin­de­rung einer sym­pto­ma­ti­schen COVID-19-Erkran­kung sowie einer mit COVID-19 asso­zi­ier­ten Hos­pi­ta­li­sie­rung. In der geimpf­ten Bevöl­ke­rung (mit Grund­im­mu­ni­sie­rung oder Auf­frisch­imp­fung) lag sowohl die Inzi­denz der sym­pto­ma­ti­schen Fäl­le als auch die Hos­pi­ta­li­sie­rungs­in­zi­denz in allen dar­ge­stell­ten Alters­grup­pen und zu jedem Zeit­punkt deut­lich unter der jewei­li­gen Inzi­denz der unge­impf­ten Bevöl­ke­rung. (Es ist) ein deut­li­cher Anstieg der COVID-19-Inzi­denz sowohl unter Geimpf­ten als auch unter Unge­impf­ten in allen Alters­grup­pen zu beob­ach­ten. Dies kann mit einem Nach­las­sen des Impf­schut­zes ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Ver­hin­de­rung mil­der Krank­heits­ver­läu­fe jedoch einem anhal­tend hohen Impf­schutz gegen­über schwe­ren Krank­heits­ver­läu­fen erklärt wer­den. Die deut­lich nied­ri­ge­re Inzi­denz sym­pto­ma­ti­scher Fäl­le in der Bevöl­ke­rung mit Auf­frisch­imp­fung zeigt die Wir­kung der Auf­frisch­imp­fung.“

Quel­le:

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-12–23.pdf?__blob=publicationFile

Ergän­zung vom 04.01.2022:

Mich erreich­ten in den letz­ten Tagen Mails von Bürger*innen, die auf den Wochen­be­richt des RKI von Ende 2021 ver­wie­sen. Dort wur­den Zah­len ver­öf­fent­licht, wie vie­le geimpf­te und unge­impf­te Men­schen mit Omi­kron hos­pi­ta­li­siert wur­den. Dem­nach wären weit über­pro­por­tio­nal vie­le geimpf­te Men­schen betrof­fen gewe­sen. Statt die Rich­tig­keit der offen­kun­dig nicht plau­si­blen Zah­len zu hin­ter­fra­gen (wie es dann, wenn einem die Zah­len nicht in die eige­ne Welt­an­schau­ung pas­sen, ja auch stän­dig gemacht wird), wur­de mehr­fach geschluss­fol­gert, dass die Imp­fung kei­nen Sinn hät­te, ja sogar schäd­lich sei. Das RKI hat eini­ge Tage spä­ter – auch auf mei­ne Nach­fra­ge – ein­ge­räumt, dass eini­ge Zah­len falsch wie­der­ge­ge­ben wor­den waren. Es wur­de eine Kor­rek­tur vor­ge­nom­men. Dem­nach sind immer noch vie­le von Omi­kron Betrof­fe­ne geimpft (gewe­sen). Eine Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen “Nor­mal­sta­ti­on” und “Inten­siv­sta­ti­on” fehlt lei­der, wäre aber sicher­lich hilf­reich für die Ein­ord­nung der Schwe­re der Erkran­kun­gen. Das RKI teil­te mir auf Anfra­ge fol­gen­de Erklä­rung mit, wes­halb rela­tiv vie­le geimpf­te Men­schen wegen Omi­kron hos­pi­ta­li­siert wur­den: “Unter den Geimpf­ten sind viel mehr Men­schen aus den Alters­grup­pen, die bei einer SARS-CoV-2-Infek­ti­on ein erhöh­tes Risi­ko einer Erkran­kung haben, die einer Hos­pi­ta­li­sie­rung bedarf – den­ken Sie dar­an, dass ein gro­ßer Anteil der bis­lang unge­impf­ten Bevöl­ke­rung auch Kin­der und Jugend­li­che sind, die sel­ten einer Hos­pi­ta­li­sie­rung bedür­fen.” Dies bedeu­tet also, dass die Antei­le Geimpfter/Ungeimpfter kei­nen reprä­sen­ta­ti­ven Quer­schnitt durch die Bevöl­ke­rung abbil­den. Man müss­te die sta­tis­ti­schen Über­sich­ten stär­ker dif­fe­ren­zie­ren. Ich gehe davon aus, dass dies mit der wei­te­ren Aus­brei­tung der Omi­kron-Vari­an­te gesche­hen wird und dann – auf Basis höhe­rer und damit reprä­sen­ta­ti­ver Zah­len – der “Nut­zen” des Imp­fens, in die­sem Fall näm­lich die viel­fa­che Ver­mei­dung schwer­wie­gen­der Krank­heits­ver­läu­fe, wie­der deut­li­cher ersicht­lich wird.

—- Ende der nach­träg­li­chen Ergän­zung —-

Kommt die allgemeine Impfpflicht?

Nach­dem die Impf­pflicht für Per­so­nal in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen beschlos­sen wur­de, läuft die poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Dis­kus­si­on wei­ter, ob es einer all­ge­mei­nen Impf­pflicht bedarf. Die mutier­ten Viren erfor­dern eine höhe­re Impf­quo­te als noch vor eini­gen Mona­ten ange­nom­men wor­den war, wenn wir die Infek­ti­ons­ket­ten durch­bre­chen, die Pan­de­mie spür­ba­rer ein­gren­zen und eine fünf­te Wel­le ver­hin­dern oder zumin­dest deut­lich abschwä­chen wol­len. Ich bin für eine all­ge­mei­ne Impf­pflicht, wenn sich die Impf­quo­te in aller­nächs­ter Zeit nicht erheb­lich erhö­hen soll­te. Ab wel­chem Alter die­se dann gel­ten könn­te, ist völ­lig offen und ich bin dies­be­züg­lich noch nicht fest­ge­legt.