Das Neun-Euro Ticket kommt

14.05.2022

Gastbeitrag für „Pro Bahn“

Die Lebens­hal­tungs­kos­ten für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sind in Fol­ge des Angriffs­krie­ges von Putins Trup­pen auf die Ukrai­ne deut­lich gestie­gen. Die Ampel­ko­ali­ti­on hat daher umfas­sen­de Ent­las­tungs­pa­ke­te für die Men­schen geschnürt. Der FDP waren nied­ri­ge­re Sprit­prei­se wich­tig. Uns hat das nicht über­zeugt und wir woll­ten dem etwas für die bis­he­ri­gen wie auch zukünf­ti­gen Nutzer*innen des ener­gie­ef­fi­zi­en­ten öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehrs (ÖPNV) ent­ge­gen­set­zen. Dabei ent­stand die Idee des Neun-Euro-Tickets. Für neun Euro im Monat sol­len im Juni, Juli und August bun­des­weit Bus und Bahn im Nah­ver­kehr genutzt wer­den kön­nen. Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sol­len in Zei­ten stei­gen­der Prei­se von (Mobilitäts)Kosten ent­las­tet wer­den. Das Spar­ti­cket ist also nicht als ver­kehrs­po­li­ti­sche Maß­nah­me und nicht als Bei­trag zur erfor­der­li­chen Ver­kehrs­wen­de ent­stan­den. Es kann aber wich­ti­ge Erkennt­nis­se und Bei­trä­ge für die­se leis­ten.

Ins­be­son­de­re Neu­kun­den soll­ten gegen Ende des drei­mo­na­ti­gen Akti­ons­zeit­raums mög­lichst pass­ge­naue Anschluss­an­ge­bo­te erhal­ten. Aus der Akti­on sol­len sich Ange­bo­te für die dau­er­haf­te Kun­den­ge­win­nung erge­ben. Dazu ist eine umfas­sen­de wis­sen­schaft­li­che Beglei­tung der Tarifak­ti­on erfor­der­lich.

Vor­ran­gig bleibt der Aus­bau der Ange­bo­te im öffent­li­chen Nah­ver­kehr. Es geht um dich­te­re Tak­te, die bes­se­re Abstim­mung von Bus und Bahn, die Siche­rung der Anschlüs­se und vie­les mehr. In länd­li­chen Räu­men müs­sen wir end­lich über die Schmal­spur­an­ge­bo­te der Schul­ver­keh­re hin­aus­kom­men. Im Koali­ti­ons­ver­trag haben wir ver­ein­bart, Qua­li­täts­stan­dards zu defi­nie­ren, wie dies bei­spiels­wei­se in Baden-Würt­tem­berg mit der Mobi­li­täts­ga­ran­tie und einem stünd­li­chen Grund­an­ge­bot begon­nen wird.

Als Verkehrs(wende)politiker hof­fe ich auf die Tarif­ver­bün­de und set­ze auf die Unter­stüt­zung von Bund und Län­dern, dass die­ses Expe­ri­ment kein Stroh­feu­er bleibt, son­dern der mar­kan­te Start­punkt einer Offen­si­ve für dau­er­haf­te Ver­bes­se­run­gen bei Mobi­li­täts- und Tarif­an­ge­bo­ten im Bereich des öffent­li­chen Nah­ver­kehrs wird.

PS: Manch­mal wird bemän­gelt, dass der Gel­tungs­zeit­raum für die Neun-Euro-Tickets in die Haupt­ur­laubs­zeit hin­ein fällt. Das passt doch! Denn ein star­kes Drit­tel der mit dem Auto gefah­re­nen Kilo­me­ter ent­fal­len auf den Frei­zeit­ver­kehr. Die Bah­nen und Auf­ga­ben­trä­ger soll­ten sich auf eine ver­mut­lich stei­gen­de Nach­fra­ge ein­stel­len und ver­su­chen, auf den tou­ris­tisch beson­ders belieb­ten Rela­tio­nen die Kapa­zi­tä­ten zu erhö­hen.

Mat­thi­as Gastel MdB, Mit­glied des Ver­kehrs­aus­schus­ses

Ergän­zend dazu (Nach­trag): Es wird eine Eva­lua­ti­on geben, die vom Ver­band Deut­scher Ver­kehrs­un­ter­neh­men (VDV) durch­ge­führt wird. Bedeu­ten­der als die Nut­zen­den­zah­len sind mög­li­che Umstei­ge­ef­fek­te. Unser Ziel ist ja nicht, um jeden Preis Bus­se und Bah­nen zu fül­len, son­dern erfolg­reich Anrei­ze zum Umstieg weg vom Auto zu set­zen. Ent­schei­dend ist, wie geschrie­ben, dass nach den drei Mona­ten nicht alles vor­bei ist. Wir kämp­fen in der Koali­ti­on um mehr Mit­tel (Regio­na­li­sie­rungs­mit­tel), um es den Län­dern ein­fa­cher zu machen bzw. zu ermög­li­chen, Tarif­an­ge­bo­te ein­fa­cher und attrak­ti­ver gestal­ten zu kön­nen, vor allem aber die Bus- und Bahn­an­ge­bo­te aus­bau­en zu kön­nen.