Die AfD: Männlich, älter und pessimistisch

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Ortsausgangsschild Miteinander24.11.2015, ergänzt am 24.01.2016

Inter­es­sant, wie sich die AfD und ihre Wäh­ler­schaft ver­än­dert haben und ver­mut­lich auch wei­ter ver­än­dern wer­den: Es han­delt sich zuneh­mend um eine Par­tei älte­rer, pes­si­mis­tisch ein­ge­stell­ter Män­ner. Dies ist das Ergeb­nis einer For­sa-Umfra­ge im Auf­trag der Frank­fur­ter Sonn­tags­zei­tung. Damit, so schluss­fol­gern die Demo­sko­pen, tra­ge die AfD die “typi­schen Merk­ma­le einer rechts­ra­di­ka­len Par­tei”.

Zwi­schen Mai 2014 und Novem­ber 2015 hat sich die sozia­le Struk­tur der AfD-Anhän­ge­rIn­nen deut­lich ver­än­dert. Waren von ein­ein­halb Jah­ren noch 18 Pro­zent derer, die mit der AfD lieb­äu­gel­ten im Osten der Repu­blik wohn­haft, sind es nun 28 Pro­zent. Das Bil­dungs­ni­veau ist gesun­ken, der Anteil der über 45-Jäh­ri­gen gestie­gen und das AfD-Publi­kum wur­de männ­li­cher. Im Emnid-Sonn­tags­trend von Janu­ar 2016 erhielt die AfD unter den Män­nern 17 Pro­zent, wäh­rend von den Frau­en ledig­lich 2 Pro­zent ihr Kreuz­chen dort set­zen wür­de.

Beson­ders auf­fäl­lig ist der Pes­si­mis­mus: Hat­ten im ver­gan­ge­nen Jahr noch 55 Pro­zent eine nega­ti­ve Wirt­schafts­er­war­tung, so sind es nun 78 Pro­zent. Und die poli­ti­sche Selbst­ver­or­tung im rech­ten Spek­trum hat von 28 auf 38 Pro­zent zuge­nom­men. Soweit die Umfra­ge mit ihren Ergeb­nis­sen, die nicht wei­ter über­ra­schen, nun aber quan­ti­fi­zier­bar sind.

Schaut man sich mal auf den Inter­net­sei­ten der Par­tei um, die sich als die „Alter­na­ti­ve“ bezeich­net, wird deut­lich, in welch popu­lis­ti­scher Wei­se die­ses Publi­kum ange­spro­chen wird: Da wer­den bei­spiels­wei­se die Flücht­lin­ge dafür ver­ant­wort­lich gemacht, dass es nicht mehr Geld für Infra­struk­tur, Ren­ten und Fami­li­en­för­de­rung gibt. Auf ent­spre­chen­dem Niveau fällt ein Groß­teil der Kom­men­ta­re aus. Kon­zep­te dafür, wie die­se Par­tei bei­spiels­wei­se die Anzahl der zu uns kom­men­den Flücht­lin­ge im Ein­klang mit der Ver­fas­sung und inter­na­tio­na­ler ver­trag­li­cher Ver­pflich­tun­gen ver­rin­gern möch­te, sucht man ver­geb­lich.

Zu den aktu­el­len Sonn­tags­fra­gen

In Baden-Würt­tem­berg liegt die AfD bei 6 Pro­zent, in Bay­ern bei 8 Pro­zent. Die­se Umfra­gen, die bei­de aus dem Novem­ber 2015 stam­men, machen ein­mal mehr deut­lich: Dort, wo eine „bür­ger­li­che“ Par­tei, die sich sel­ber in der „Mit­te“ ver­or­tet, pene­trant und laut­stark nach Asyl­rechts­ver­schär­fun­gen ruft und sich dabei auch popu­lis­ti­scher Paro­len bedient, wird die Par­tei, die in die­ser Fra­ge als „das Ori­gi­nal“ wahr­ge­nom­men wird, gestärkt. Der Ton macht die Musik. Und der Ton ent­schei­det auch dar­über, von wem die Musik wei­ter gespielt wird.

AfD nicht unnö­tig auf­wer­ten

Wäh­rend die Lan­des-CDU mal mehr und mal weni­ger glaub­wür­dig jede Zusam­men­ar­beit mit der AfD nach der Land­tags­wahl aus­schließt, übt sich die Jun­ge Uni­on immer wie­der mit Annä­he­rungs­ver­su­chen. So wur­den Ver­tre­ter der “Jun­gen Alter­na­ti­ve”, der Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on der AfD, mehr­fach zu Fes­ten der JU ein­ge­la­den. Dies wer­tet die AfD unnö­ti­ger­wei­se auf und sug­ge­riert, dass die­se eine “nor­ma­le” Par­tei wäre. Dass dem nicht so ist, wur­de aus der Beschrei­bung oben deut­lich. Nähe­re Infor­ma­tio­nen über die “Pro­gram­ma­tik” der AfD hat­te ich bereits vor eini­ger Zeit hier zusam­men gestellt: https://www.matthias-gastel.de/afd/