Nach dem Schulbesuch in Frickenhausen ging es ins Jugendhaus Neuffen
Im Jahr 2014 wurde aus der Grund- und Werkrealschule die Gemeinschaftsschule Frickenhausen. Vor Ort habe ich mich bei Lehrern, Schülern und Eltern erkundigt, wie sie sich seither entwickelt hat.
Auf der Homepage der Schule mit 500 Schülerinnen und Schülern (270 davon ganztags) wird der pädagogische Ansatz wie folgt beschrieben: „Als Gemeinschaftsschule möchten wir allen Kindern und Jugendlichen eine Lernumgebung bieten, in der sie Leistungen zeigen und individuelle Bestleistungen erzielen können. Die kontinuierliche Reflexion des eigenen Lernens und die schrittweise Hinführung zum selbständigen Arbeiten sind zwei wichtige Elemente unserer Schule.“
Mein Besuch begann in der provisorischen Mensa in der Sporthalle. Beim Mittagessen gingen Bürgermeister Blessing und Schulleiter Hensler auf die Vorgeschichte ein und erklärten mir die laufenden und die geplanten Erweiterungsbauten auf dem Schulgelände. Und natürlich ging es beim Essen auch um das Essen: 200 Mahlzeiten werden pro Tag von einem hauptamtlichen Küchenteam zubereitet – derzeit in der Hallenküche, künftig in der neuen Schulküche. Umgerechnet drei Vollzeitstellen wurden dafür geschaffen. Es wird so viel wie möglich frisch zubereitet, diesmal beispielsweise das Gemüse und der Kartoffelbrei. Dass es nahezu jeden Tag Fleisch gibt, sorgt bei Eltern immer wieder für Kritik – die Eltern bestellen widersprüchlicherweise aber gerade diese Menüs gerne für ihre Kinder. Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, um eine bessere Internetversorgung anzumahnen. Ich verwies darauf, dass mit „Jamaika“ die Chance dafür bestanden hätte, statt weiter auf Kupfer zu setzen endlich bundesweit massiv in Glasfaser zu investieren. Auch Mittel für die Digitalisierung der Schulen waren Konsens zwischen den vier Parteien. Mal sehen, was jetzt geschieht …
Der Schulleiter begleitete mich anschließend in die 8. Klasse. Sie ist die „älteste“ Gemeinschaftsschulklasse, da die 9. Klasse noch nach dem Konzept der Werkrealschule Unterrichtet und zum Schulabschluss geführt wird. Hier bekomme ich von den Schülerinnen und Schülern die Berichtsbögen vorgestellt und einige exemplarische Aufgabenblätter gezeigt, die es alle nach den drei Anspruchsgraden „Hauptschule“, „Realschule“ und „Gymnasium“ gibt. Jede Schülerin, jeder Schüler kann sich immer wieder neu selber einschätzen. Auf meine Frage, wer für sich meist die einfachere Variante wählt, meldete sich niemand. Hingegen gingen alle Hände hoch, als ich fragte, wer meist das Niveau wählt, mit dem man an die eigenen Grenzen kommt. Wir sprachen noch über Berufsvorbereitung und ‑praktika, dann ging es für mich weiter in eine Runde mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern.
Ein Vater mit zwei Kindern in der Gemeinschaftsschule berichtete davon, dass die Kinder unbedingt auf diese Schule wollten und er positive Erfahrungen gemacht habe. Die Mitter eines Sechstklässlers führte aus, dass sie ihr Kind nicht in das dreigliedrige Schulsystem einsortieren wollte und sich die Kinder an der Gemeinschaftsschule ausprobieren und orientieren könnten. Sie bemängelte allerdings die Ihrer Ansicht nach unzureichende Lehrerversorgung. Eine Lehrerin bestätigte diese Einschätzung und wies auf Überstunden und Engpässe vor allem bei Krankheitsausfällen hin. Eine andere Lehrerin kritisierte die Klassengröße von häufig 28 Schülerinnen und Schüler. Hingegen sei die Schulgröße mit ihrer Zwei- und zunehmenden Dreizügigkeit optimal. Die Schulsozialarbeiterin antwortete auf meine Frage, wie denn die 70 Minuten lange Mittagspause gestaltet wird, dass zwar die Aufsicht gesichert sei und auch einzelne betreute Angebote wie Tennis und Fußball möglich seien, dies aber nicht ausreiche. Und ein Schüler der 6. Klasse lobt: „Wenn man beim Lernen Probleme hat, kann man seine Mitschüler fragen.“ Und das Lerncoaching durch die Lehrerinnen und Lehrer sei „richtig gut“.
Zumindest für die Schülerinnen und Schüler war nach der Gesprächsrunde „Feierabend“. Mich brachte die Tälesbahn noch nach Neuffen.
Das Jugendhaus wurde gerade neu in ehemaligen Schulräumen aufgebaut. Der Jugendhausleiter David Homola hat mir das Konzept vorgestellt. Anschließend habe ich mit Jugendlichen über Schule und Schulpolitik, Naturschutz und die schwierige Regierungsbildung in Berlin diskutiert.