17.09.2016
In der Projektwerkstatt für Elektromobilität an der Hochschule Esslingen wird an der alltagsnahen Mobilität der Zukunft geforscht. Für zwei Objekte habe ich mich bei einem Besuch besonders interessiert: Für sehr leichte Falt-Pedelecs und „selbstfahrende“ Tretroller. Die Falterräder sehen ungewöhnlich aus: Sie sind klein und der Sattel und der Lenker befinden sich an einer Stange. Der Rahmen ist dreiecksförmig aufgebaut. Das Rad wiegt mit Akku und Motor 9,8 Kilogramm, was vor allem an der leichten Antriebskette liegt. Es bietet sich weniger für Langstrecken als vielmehr für den Weg zur nächsten Bushaltestelle oder zum nächsten Bahnhof an. Und weil es zusammengeklappt als Gepäckstück gilt, kann es in jedem öffentlichen Verkehrsmittel zuschlagsfrei mitgenommen werden. Nach Einschätzung des Projektbegleitenden Professors könnte das Rad für rund 1.000 Euro auf den Markt kommen.
Vom Zweck her vergleichbar ist der Tretroller, der in Esslingen und Stuttgart für Forschungszecke zwei Jahre lang in einer Auflage von 50 Stück auf Gehwegen gefahren werden darf. Das 6,5 Kilogramm schwere Gefährt darf dann sechs Stundenkilometer „schnell“ fahren. Dafür muss ein Knopf am Lenker durchgehend gedrückt werden. Es bestehen keine Versicherungs- und Kennzeichenpflicht. Wenn man leicht zutritt, kommt man mit dem Roller etwa fünf Kilometer weit. Es gibt zwei Bremsen: Die für Tretroller übliche, indem das hintere Schutzblech auf das Rad gedrückt wird und zusätzlich eine elektrische mit Rekuperation, die per Handgriff bedient wird. Die Idee der Forscher: Der Roller sollte auf 10 bis 12 Stundenkilometer begrenzt und generell für die Fahrt auf Gehwegen zugelassen werden, dann aber mit Sensoren ausgestattet werden, die den Roller automatisch auf 6 km/h abbremsen, sobald Fußgänger in die Nähe kommen. Das Land Baden-Württemberg unterstützt dieses Forschungsprogramm.
Schneller, aber immer noch elektrisch und auf zwei Rädern kann man in Stuttgart unterwegs sein: Hier ging in der zweiten Septemberwoche „Stella-Sharing“ an den Start. Wer sich einmalig anmeldet und seinen Führerschein vorlegt, kann sich im Kernstadtbereich einen E‑Roller der Marke Emco ausleihen. In einer Helmbox befinden sich zwei Helme unterschiedlicher Größe und Hygienehauben. Aktuell sind 15 Roller im Umlauf, im kommenden Jahr ist eine Ausweitung auf 75 Exemplare vorgesehen. Abgestellt werden können die Roller im Kernstadtbereich, nächstes Jahr im gesamten Stadtgebiet. Mittels App kann der nächste Roller lokalisiert und reserviert werden. Die Leihgebühr bewegt sich in der Mitte zwischen den üblichen Preisen für Leih-Pedelecs und Car2Go. Die Reichweite der Akkus liegt bei etwa 20 Kilometern. Die durchschnittliche Fahrtstrecke liegt bei 5–10 Kilometern. Mit dem Akkuaustausch vor Ort wurde der Lastenrad-Logistiker Velocarrier beauftragt. Nähere Infos über Velocarrier hier: https://www.matthias-gastel.de/besuche-bei-akteuren-des-radverkehrs/#.V92ZOU3ynIU
Bisher haben sich 900 Nutzer registriert. Die meisten Ausleihen erfolgen abends und an Wochenenden. Betrieben wird das Angebot von den Stadtwerken, die sich für die App eines Kooperationspartners bedienen.