Über Sparen in Wohnung und Mobilität diskutiert
Energie effizient zu nutzen und Energieverschwendung zu vermeiden, das schont endliche Ressourcen, schützt das Klima und entlastet den eigenen Geldbeutel. Daher habe ich mit Fachleuten im öffentlichen Videoformat darüber gesprochen, was die/der Einzelne zuhause und in der Mobilität unternehmen kann, um das Sparpotential bestmöglich ausschöpfen zu können.
Nach einer langen Phase vergleichsweise geringer fossiler Rohstoffpreise gab es in den letzten Monaten starke Entwicklungen nach oben. Auch wenn die Preise teilweise jüngst wieder etwas nachgelassen haben, muss davon ausgegangen werden, dass die Preise ihr altes Niveau nicht wieder erreichen. Der Druck, sparsam mit Benzin, Diesel, Heizöl, Erdgas und Strom umzugehen, wird also hoch bleiben. Sparpotentiale gibt es viele. Manche lassen sich technisch heben, indem auf Energieeffizienz gesetzt wird. Andere Sparpotentiale auszuschöpfen setzt hingegen einen bewussteren Umgang mit Energie voraus. Über beides haben wir gesprochen.
Als Experten waren eingeladen der Energieberater Günter Merkel von der Verbraucherzentrale Berlin e. V. sowie Rainer Zeltwanger, Fahrschullehrer in Stuttgart und Vorstand im Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmen.
Einsparungen im Haushalt
Günter Merkel (Verbraucherzentrale) wies zunächst darauf hin, dass alle Energiepreise gestiegen seien und in diesem Ausmaß selbst Experten überrascht gewesen seien. Beim Strom sei es derzeit keine gute Idee, den Anbieter zu wechseln. Aktuell seien Bestandskunden der Grundversorger oftmals besser dran als diejenigen, die aus Spargründen zu einst günstigeren Wettbewerbern gewechselt seien. Seine Empfehlungen, hier in Stichworten: Glühlampen und Halogenbeleuchtungen sollten gegen LED ausgetauscht werden. Das Licht auch für kurze Momente der Abwesenheit auszuschalten würde bereits Strom sparen helfen, die Anzahl elektrischer Geräte sollte begrenzt und, obwohl hier der Verbrauch durch den Gesetzgeber reduziert wurde, Stand-By-Betrieb sollte (ggf. unter Einsatz einer Steckdosenleiste mit Ein-/Aus-Schalter) vermieden werden. Gerade bei Kühlschränken sollte auf die Verbrauchswerte geachtet werden, evtl. könnte ein Ersatz von Altgeräten sinnvoll sein. Sinnvoll sein könne eine eigene Solarstromanlage. Beim Heizen käme es auf die Raumtemperatur, das Lüften, die Dämmung des Gebäudes und die Heizungsanlage an. Mehr als 21 Grad seien in tagsüber bewohnten Räumen nicht erforderlich, in Schlafzimmern weniger. Nachts und bei längerer Abwesenheit könne die Heizung zurückgedreht werden. Es müsse jedoch eine Auskühlung der Räume bzw. der Wände vermieden werden, weil sonst später umso mehr Energie aufgewandt werden müsse und Schimmelbildung drohe. Umso besser das Haus isoliert sei, umso geringer sei das Risiko einer Auskühlung. Beim Lüften gehe es darum, einmal die Luft auszutauschen, am besten durch Durchzug. Dazu würden im Winter wenige Minuten ausreichen. Auch hier gelte: Nicht auskühlen lassen. Die Türen zwischen mehr und weniger geheizten Räumen sollten geschlossen gehalten werden. Viele Heizungen seien auf zu hohe Mengen und zu hohe Temperaturen eingestellt und sollten daher auf den Bedarf hin optimiert werden. Letztlich werde die Heizung am besten auf erneuerbare Energien umgestellt. Der Staat gewähre eine Förderung von 35 bis 45 Prozent. Die Verbraucherzentralen böten Beratung hierzu an. Dasselbe gelte für Wärmedämmung. Auch auf das Einsparpotential beim Verbrauch von Wasser ging er kurz ein. So könne ein Duschsparkopf sich als sehr hilfreich erweisen.
Mobilität
Vorab mal ein paar Informationen und Daten: Die Kosten des Autos werden häufig unterschätzt. Dasselbe gilt fürs Einsparpotential je nach Fahrzeugtyp und Fahrverhalten. 50 bis 60 Prozent aller Autofahrten finden auf Distanzen von bis zu 10 Kilometer statt. Häufig werden auch nur 2 oder 5 Kilometer zurückgelegt und damit Distanzen, die häufig auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad/Pedelec bewältigt werden könnten. Die durchschnittliche Fahrleistung eines Autos beträgt 30 Kilometer am Tag. Das sind Entfernungen, die selbst mit „schlechten“ E‑Autos problemlos bewältigt werden können. 40 Prozent der Pkw werden seltener als einmal am Tag bewegt. Zu Spitzenzeiten sind nie mehr als 10 Prozent aller Autos gleichzeitig unterwegs. In Metropolen verfügen 42 Prozent der Haushalte über keinen Pkw. Im ländlichen Raum verfügen weit mehr Haushalte über ein Auto, aber auch über mehr Pedelecs als die in Städten. Quelle: „Mobilität in Deutschland“, Bundesverkehrsministerium
Der Fahrlehrer Rainer Zeltwanger, der schon im Jahr 1984 erste Spritsparkurse angeboten hatte[1], berichtete zunächst über sich selber, für kürzere Strecken meist das Fahrrad zu nutzen und auf langen Strecken die Bahn. Gerade auf Kurzstrecken liege der Verbrauch von Verbrennerfahrzeugen, insbesondere von Diesel, extrem hoch (rechnerisch bei 40 bis 50 Litern auf 100 Kilometer). Man solle auch im Winter nie den Motor warmlaufen lassen, zumal der Motor Schaden nehmen könne. Vermeidbares Gewicht, bspw. durch unnötige Ladung, solle vermieden werden. Dachträger sollten abmontiert werden, wenn diese nicht gebraucht würden, da diese den Luftwiderstand erhöhten. Wichtig sei auch vorausschauendes Fahren, da unnötiges Bremsen und anschließendes Beschleunigen vermieden werde. Es solle bei der Beschleunigung so früh wie möglich hochgeschaltet und im Bereich von 1.400 bis 1.600 Umdrehungen gefahren werde. Zu achten sei auch auf einen hohen Reifendruck zu Reduzierung des Widerstandes. Auf der Autobahn maximal Tempo 130 zu fahren helfe ebenfalls, Energie zu sparen. Zeltwanger ist eindeutiger Befürworter der batterieelektrischen Antriebe. Seine Fahrschule habe nahezu ausschließlich E‑Autos im Einsatz. Deren Betriebskosten seien nur halb so hoch wie der Verbrenner. Darauf hatte zuvor schon Herr Merkel aus seinen eigenen Erfahrungen verwiesen. Ein Reichweitenproblem könne er – auch für private Nutzungen – nicht erkennen.
Die Anfragen aus dem Publikum konnten nahezu alle im Laufe der Veranstaltung geklärt werden; einige wenige im Nachgang. Mein Fazit: Es gibt jede Menge Einsparpotential. Steigende Energiepreise müssen nicht zwangsläufig zu (gleichermaßen) höheren Belastungen führen, wenn man Technik und Verhaltensweisen optimiert.
[1] In den 1990er-Jahren hatte ich für den Filderstädter Ortsverband der Grünen einen solchen für die Öffentlichkeit organisiert. Dabei wurden die Verbräuche vorher/nachher gemessen. Die meisten Teilnehmenden waren überrascht, wie viel sich durch die Fahrweise einsparen lässt.