Gespräch mit Handwerkskammer
Die Bundespolitik gestaltet gerade in vielen Bereichen. Eine Broschüre der Handwerkskammer in der Region Stuttgart macht dies exemplarisch deutlich. Diese wurde unter anderem an die Mitglieder des Bundestages versandt. Da zwischen dem Redaktionsschluss und dem Versandtermin die Gesetzentwürfe für das Gebäudeenergiegesetz, für das Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildung sowie das Fachkräfteeinwanderungsgesetz bekannt wurden, erhielt die Broschüre drei Ergänzungen per Loseblättern. Zur Situation des Handwerks war vorbereitend auf das Gespräch zu lesen: „Während Klimahandwerke in den nächsten Jahren gute Geschäftsaussichten haben, steht das Kfz-Gewerbe infolge der durch Elektromobilität und Digitalisierung ausgelösten Transformation in der Automobilwirtschaft vor einem gewaltigen Umbruch“. Entsprechend fehlte es in unserem Gespräch mit dem Präsidenten der Handwerkskammer in der Region Stuttgart, Rainer Reichhold, zu dem ich von Mitgliedern der grünen Landesarbeitsgemeinschaft Wirtschaft begleitet wurde, auch nicht an Themen.
Der weiter entwickelte Gebäudeenergie-Gesetzentwurf wurde in der erwähnten Broschüre auch dafür gelobt, dass er an eine kommunale Wärmeplanung gekoppelt wird. Im Gespräch wurde aber auch die Schwierigkeit in der Umsetzung angesprochen, nämlich der Mangel an ausreichend Fachkräften, um die Anforderungen in den vorgegebenen Zeiträumen umsetzen zu können.
Ein eher kleines, wie ich finde aber nicht ganz unwichtiges Thema stellen die Balkonkraftwerke dar. Diese wurden mit dem Entfall der Mehrwertsteuer bereits attraktiver gemacht und weitere Schritte befinden sich in Umsetzung. Von der Handwerkskammer kam der Hinweis, dass bei aller Vereinfachung die Sicherheit sowohl für die installierende Person als auch in Bezug auf ein angemessenes Leitungssystem zu gewährleisten ist.
Zur Transformation im Mobilitätssektor hatte die Handwerkskammer darauf verwiesen, dass Studien zufolge eine starke Abnahme der Beschäftigtenzahlen zu erwarten ist. Diese soll in den Verwaltungsbereichen deutlich stärker ausfallen als in den Werkstätten. Im Gespräch wurde deutlich, dass es sich um ein vielschichtiges Thema handelt, bei dem auch sich verändernde Vertriebsstrukturen seitens der Autobauer eine Rolle spielen.
Einen breiten Raum in unserem Gespräch nahm die Fachkräfte-Frage ein. Das vom Bundestag beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz wurde positiv bewertet. Besonders findet die Regelung Zustimmung, wonach Geflüchtete im Asylverfahren die Ausbildungsduldung in eine Aufenthaltserlaubnis umwandeln können. Verschiedene Handwerksberufe entwickeln sich bei Bedarf und abgeschlossenen Ausbildungsverträgen recht unterschiedlich. Während bei den Kfz-Mechatronikern der Bedarf mittelfristig sinken dürfte, steigt er bei allen Berufen rund um „Energie“. Im Elektrohandwerk gibt es zunehmend mehr besetzte Ausbildungsplätze. Als attraktiv unter jungen Leuten gilt, wenn die Digitalisierung sichtbar wird. Besonders stark fehlen angehende Fachkräfte in den Bäckereien und Fleischereien. Hingegen machen die aktuelle wirtschaftliche Verunsicherung und die gestiegenen Zinsen für die Baufinanzierung der Bauwirtschaft (Hochbau) Schwierigkeiten, was sich zeitverzögert auch auf die Gewerke im Innenausbau auswirken wird. Der Boden sei eben nicht überall im Handwerk golden, so der Handwerkspräsident. Dafür gebe es im Handwerk vielfach unterschätzte Aufstiegschancen durch Betriebsübernahmen und Neugründungen.