Engpass an nördlichem Zulauf zum Hauptbahnhof Stuttgart weiter ignoriert

Hinweis: Dieser Beitrag ist schon älter und wurde möglicherweise noch nicht in das neue Format umgewandelt.

So vie­le Spu­ren wie auf der par­al­lel ver­lau­fen­den Bun­des­stra­ße ste­hen der Bahn zwi­schen Zuffen­hau­sen und Feu­er­bach lei­der nicht zur Ver­fü­gung. Das führt schon heu­te zu Pro­ble­men. Die gewünsch­ten Zuwäch­se auf der Schie­ne und die not­wen­di­gen Fahrt­zeit­ver­kür­zun­gen zwi­schen Mann­heim und Stutt­gart las­sen sich mit der bestehen­den Infra­struk­tur nicht bewäl­ti­gen. Es braucht einen Aus­bau in die­sem Bereich!

02.06.2018

Anders als bei Straßen keine stundengenaue Belastungsbetrachtung

An der nörd­li­chen Zulauf­stre­cke zum Stutt­gar­ter Haupt­bahn­hof geht es schon heu­te eng zu. Doch die Bun­des­re­gie­rung will weder heu­te noch in Zukunft einen Eng­pass erken­nen.

Zwi­schen Zuffen­hau­sen und Feu­er­bach ste­hen den S‑Bahnen einer­seits und dem Regional‑, Fern- und Güter­ver­kehr ande­rer­seits jeweils zwei Glei­se zur Ver­fü­gung. Die Fern­zü­ge, die von der Neu­bau­stre­cke aus Mann­heim kom­men, müs­sen auf­grund der Gleis­la­ge früh­zei­tig und noch eini­ge Kilo­me­ter vor dem Haupt­bahn­hof ihre Geschwin­dig­keit deut­lich dros­seln. Es geht also eng zu und die Züge ver­trö­deln Zeit. Die Zeit wie­der­um fehlt für einen inte­gra­len Takt­fahr­plan, da die Fahrt­zeit zwi­schen Mann­heim und Stutt­gart heu­te 37 Minu­ten beträgt. Um opti­ma­le Umstei­ge­be­din­gun­gen bie­ten zu kön­nen, müss­te die­se mög­lichst nah an die 30 Minu­ten gedrückt wer­den.

Durch eine neu­er­li­che Anfra­ge an die Bun­des­re­gie­rung wur­de lei­der ein­mal mehr bestä­tigt: Das Bestehen eines Eng­pas­ses wird hart­nä­ckig geleug­net. Ein­ge­räumt wird hin­ge­gen, dass die Ver­kehrs­pro­gno­sen für die Schie­nen­we­ge kei­ne tages­zeit­li­che Dif­fe­ren­zie­rung ken­nen. Indem Züge von den Tages- in die Nacht­stun­den ver­scho­ben wer­den, wer­den die Eng­päs­se aus­ge­blen­det. Bei den Stra­ßen bestehen stun­den­ge­naue Betrach­tun­gen. Dadurch wer­den bei den Stra­ßen in gro­ßem Aus­maß Eng­päs­se loka­li­siert, bei den Schie­nen­we­gen jedoch igno­riert, obwohl in der Spit­zen­stun­de eine Aus­las­tung von 119 Pro­zent vor­liegt.

In der Fach­pres­se war über die Erkennt­nis­se aus unse­rer Anfra­ge zu lesen: “Die Bun­des­re­gie­rung räumt indi­rekt ein, dass bei den Grund­la­gen für den Bun­des­ver­kehrs­we­ge­plan 2030 Nach­fra­ge­spit­zen tags­über nicht berück­sich­tigt wor­den sind. (…) Das BMVI (Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um, M. G.) ver­weist in sei­ner Ant­wort dar­auf, dass die Aus­las­tung in sei­ner Bewer­tung nicht stun­den­scharf ermit­telt wor­den ist, son­dern in „Zeit­schei­ben“ – von 6 bis 22 tags­über und von 22 bis 6 Uhr nachts. Auf die­ser Basis sei kei­ne Über­las­tung erkenn­bar.”

Mein Kom­men­tar:

“Die Bun­des­re­gie­rung setzt ihre Stra­te­gie der Ver­ne­be­lung, der Rechen­tricks und des sich Unwis­send­stel­lens fort. Damit ver­folgt sie nur ein Ziel: Näm­lich den offen­sicht­li­chen Eng­pass an der nörd­li­chen Stutt­gar­ter Zulauf­stre­cke zu kaschie­ren. Dabei ist längst klar, dass der Schie­nen­ver­kehr drin­gendst grö­ße­re Kapa­zi­tä­ten braucht. Er braucht die­se nicht irgend­wann, son­dern so schnell wie mög­lich. Er braucht ihn nicht nachts, son­dern tags­über, wenn die Men­schen in pünkt­li­chen und gut ver­tak­te­ten Zügen zur Arbeit kom­men müs­sen.”