Fahrräder sicher über- und nebeneinander parken

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19.12.2017

Wöhr Autoparksysteme stellt automatische Parkanlagen her

Wohin mit Autos und bei zuneh­men­dem Rad­ver­kehr mit den Fahr­rä­dern in Städ­ten? Ich habe die Fir­ma Wöhr in Friolz­heim (Enz­kreis) besucht. Sie bie­tet platz­spa­ren­de mecha­ni­sche und auto­ma­ti­sche Park­sys­te­me an.

Die Fir­ma Wöhr Auto­park­sys­te­me GmbH ist nach eige­nen Anga­ben welt­weit einer der füh­ren­den Her­stel­ler von Auto-Park­sys­te­men. Im Jahr 1902 als Schlos­se­rei gegrün­det, kon­stru­iert und instal­liert das Unter­neh­men seit mehr als 60 Jah­ren, als die Zahl der Autos rapi­de zu wach­sen begann, Park­sys­te­me. Mehr als 500.000 Stell­plät­ze in 53 Län­dern hat das Unter­neh­men mit sei­nen inzwi­schen 250 Beschäf­tig­ten seit­her instal­liert. Park­lif­ter ermög­li­chen das Par­ken zwei- oder auch drei­fach über­ein­an­der. Grö­ße­re Sys­te­me sta­peln Fahr­zeu­ge auch auf bis zu acht Ebe­nen über­ein­an­der. Voll­au­to­ma­ti­sche Sys­te­me beför­dern die Fahr­zeu­ge in „Park­re­ga­le“. Vor­teil: Es kann die Hälf­te an Flä­che ein­ge­spart wer­den. Dadurch wird der Park­raum (pro Stell­platz rund 20.000 Euro) nicht teu­rer, son­dern eher güns­ti­ger als in einer „nor­ma­len“ Tief­ga­ra­ge.

In den letz­ten Jah­ren kamen Park­sys­te­me für Fahr­rä­der hin­zu. So lagert das auto­ma­ti­sche Fahr­rad­park­haus „Bike­safe“ „sicher und schnell“ (so die Her­stel­ler­an­ga­be) mehr als hun­dert Fahr­rä­der ein. Dafür gibt es die Turm- oder Schacht­va­ri­an­te oder eine Kom­bi­na­ti­on aus bei­dem. Alle gän­gi­gen Fahr­rad­mo­del­le inklu­si­ve E‑Bikes kön­nen auf 4, 6 oder 8 Par­kebe­nen auf­be­wahrt wer­den. Die Außen­fas­sa­den wer­den stan­dard­mä­ßig in Alu­mi­ni­um ange­bo­ten, kön­nen aber auch in ande­ren Mate­ria­li­en erstellt und mit Wer­bung und/oder Bepflan­zung ver­se­hen wer­den. Die Refe­renz­an­la­ge befin­det sich seit März 2017 auf dem Gelän­de des Schul­zen­trums in Rutes­heim (Land­kreis Böb­lin­gen). Auf acht Eta­gen (Turm­hö­he 11,80 Meter) fin­den 122 Fahr­rä­der Platz. Die Anla­ge konn­te ich mir anschau­en, aus­gie­big tes­ten und auch „hin­ein­schau­en“. Das Fahr­rad wird auf einer Rad­schie­ne im Über­ga­be­be­reich abge­stellt, gewo­gen und ver­mes­sen (um sicher­zu­stel­len, dass sich kei­ne Per­son mehr dar­auf befin­det und das Fahr­rad nicht zu groß ist) und dann auto­ma­tisch Grei­fer­tech­nik in den Ver­ti­kal­lift gezo­gen, um sicher und tro­cken ein­ge­la­gert zu wer­den. Die Her­aus­ga­be des Fahr­ra­des erfolgt durch­schnitt­lich bin­nen 16 Sekun­den. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler kön­nen die platz­spa­ren­de Abstell­an­la­ge – sie ist rund um die Uhr ver­füg­bar – mit einem Chip bedie­nen. Vor­teil: In kon­ven­tio­nel­len, platz­spa­ren­den Abstell­an­la­gen benö­tigt ein Fahr­rad eine Flä­che von min­des­tens 1,8 Qua­drat­me­tern (was natür­lich deut­lich weni­ger als bei einem Auto ist!). In einer Anla­ge wie der hier erwähn­ten liegt der Flä­chen­be­darf pro Fahr­rad bei nur 0,31 Qua­drat­me­ter (Her­stel­ler­an­ga­ben). Je nach dem ört­li­chen Bedien­kon­zept sind tech­nisch fol­gen­de Zugangs- und Bezahl­sys­te­me mög­lich: Chip­kar­ten, bar­geld­los mit­tels EC-/Kre­dit­kar­te, Bar­geld­be­zah­lung sowie per Smart­phone. Sol­che Fahr­rad­park­häu­ser kön­nen sich außer für Schu­len auch in Stadt­zen­tren, an Bahn­hö­fen und in Gewer­be­ge­bie­ten anbie­ten – eben immer dann, wenn platz­spa­rend siche­re Abstell­mög­lich­kei­ten geschaf­fen wer­den sol­len.

Ent­wick­lung der Park­sys­te­me

Gemein­sam mit Ste­fa­nie See­mann (MdL) habe ich mir auch die Ent­wick­lung und die Pro­duk­ti­on der auto­ma­ti­schen Park­sys­te­me ange­schaut. Der Unter­neh­mens­sitz befin­det sich in Friolz­heim (Enz­kreis). Wir konn­ten eine Test­an­la­ge des Modells „Bike­safe“ sehen. Die­se ist vier­stö­ckig und bie­tet 58 Fahr­rad­ab­stell­plät­ze. Um die Sta­bi­li­tät der Anla­ge zu tes­ten, ist die­se so pro­gram­miert, dass sie durch­ge­hend voll­au­to­ma­tisch Fahr­rä­der ein- und aus­ge­la­gert. Bis­her wur­den rund zwei Mil­lio­nen Park­vor­gän­ge simu­liert, was einer Lebens­zeit von 20 und mehr Jah­ren gleich­kommt. Ähn­li­che Ver­suchs­an­la­gen fürs auto­ma­ti­sche Auto­par­ken waren eben­falls zu sehen.

Pro­duk­ti­on und Beschäf­tig­te

Die Metall­plat­ten aus Stahl oder Alu­mi­ni­um wer­den aus ver­schie­de­nen Län­dern ange­lie­fert und bei Wöhr geschnit­ten, gefalzt und geschweißt. Gear­bei­tet wird mal im Zwei‑, mal im Drei­schicht-Betrieb an fünf bis sechs Tagen pro Woche. Damit soll der Ein­satz von Zeit­ar­beits­kräf­ten auch bei guter Auf­trags­la­ge so gering wie mög­lich gehal­ten wer­den.

Ein Groß­teil der Beschäf­tig­ten arbei­tet mit gewerb­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen (z. B. Schwei­ßer), gefolgt von Inge­nieu­ren und Tech­ni­kern. Wöhr beschäf­tigt 20 Aus­zu­bil­den­de. Gera­de im Inge­nieurs­be­reich, so bekom­men wir zu hören, ist es nicht ein­fach, freie Stel­len zu beset­zen. Um sich als attrak­ti­ven Arbeit­ge­ber zu behaup­ten, wer­den Kita-Zuschüs­se gezahlt, Fit­ness­stu­dio-Besu­che ermög­licht und Wei­ter­bil­dun­gen ange­bo­ten.