Wöhr Autoparksysteme stellt automatische Parkanlagen her
Wohin mit Autos und bei zunehmendem Radverkehr mit den Fahrrädern in Städten? Ich habe die Firma Wöhr in Friolzheim (Enzkreis) besucht. Sie bietet platzsparende mechanische und automatische Parksysteme an.
Die Firma Wöhr Autoparksysteme GmbH ist nach eigenen Angaben weltweit einer der führenden Hersteller von Auto-Parksystemen. Im Jahr 1902 als Schlosserei gegründet, konstruiert und installiert das Unternehmen seit mehr als 60 Jahren, als die Zahl der Autos rapide zu wachsen begann, Parksysteme. Mehr als 500.000 Stellplätze in 53 Ländern hat das Unternehmen mit seinen inzwischen 250 Beschäftigten seither installiert. Parklifter ermöglichen das Parken zwei- oder auch dreifach übereinander. Größere Systeme stapeln Fahrzeuge auch auf bis zu acht Ebenen übereinander. Vollautomatische Systeme befördern die Fahrzeuge in „Parkregale“. Vorteil: Es kann die Hälfte an Fläche eingespart werden. Dadurch wird der Parkraum (pro Stellplatz rund 20.000 Euro) nicht teurer, sondern eher günstiger als in einer „normalen“ Tiefgarage.
In den letzten Jahren kamen Parksysteme für Fahrräder hinzu. So lagert das automatische Fahrradparkhaus „Bikesafe“ „sicher und schnell“ (so die Herstellerangabe) mehr als hundert Fahrräder ein. Dafür gibt es die Turm- oder Schachtvariante oder eine Kombination aus beidem. Alle gängigen Fahrradmodelle inklusive E‑Bikes können auf 4, 6 oder 8 Parkebenen aufbewahrt werden. Die Außenfassaden werden standardmäßig in Aluminium angeboten, können aber auch in anderen Materialien erstellt und mit Werbung und/oder Bepflanzung versehen werden. Die Referenzanlage befindet sich seit März 2017 auf dem Gelände des Schulzentrums in Rutesheim (Landkreis Böblingen). Auf acht Etagen (Turmhöhe 11,80 Meter) finden 122 Fahrräder Platz. Die Anlage konnte ich mir anschauen, ausgiebig testen und auch „hineinschauen“. Das Fahrrad wird auf einer Radschiene im Übergabebereich abgestellt, gewogen und vermessen (um sicherzustellen, dass sich keine Person mehr darauf befindet und das Fahrrad nicht zu groß ist) und dann automatisch Greifertechnik in den Vertikallift gezogen, um sicher und trocken eingelagert zu werden. Die Herausgabe des Fahrrades erfolgt durchschnittlich binnen 16 Sekunden. Die Schülerinnen und Schüler können die platzsparende Abstellanlage – sie ist rund um die Uhr verfügbar – mit einem Chip bedienen. Vorteil: In konventionellen, platzsparenden Abstellanlagen benötigt ein Fahrrad eine Fläche von mindestens 1,8 Quadratmetern (was natürlich deutlich weniger als bei einem Auto ist!). In einer Anlage wie der hier erwähnten liegt der Flächenbedarf pro Fahrrad bei nur 0,31 Quadratmeter (Herstellerangaben). Je nach dem örtlichen Bedienkonzept sind technisch folgende Zugangs- und Bezahlsysteme möglich: Chipkarten, bargeldlos mittels EC-/Kreditkarte, Bargeldbezahlung sowie per Smartphone. Solche Fahrradparkhäuser können sich außer für Schulen auch in Stadtzentren, an Bahnhöfen und in Gewerbegebieten anbieten – eben immer dann, wenn platzsparend sichere Abstellmöglichkeiten geschaffen werden sollen.
Entwicklung der Parksysteme
Gemeinsam mit Stefanie Seemann (MdL) habe ich mir auch die Entwicklung und die Produktion der automatischen Parksysteme angeschaut. Der Unternehmenssitz befindet sich in Friolzheim (Enzkreis). Wir konnten eine Testanlage des Modells „Bikesafe“ sehen. Diese ist vierstöckig und bietet 58 Fahrradabstellplätze. Um die Stabilität der Anlage zu testen, ist diese so programmiert, dass sie durchgehend vollautomatisch Fahrräder ein- und ausgelagert. Bisher wurden rund zwei Millionen Parkvorgänge simuliert, was einer Lebenszeit von 20 und mehr Jahren gleichkommt. Ähnliche Versuchsanlagen fürs automatische Autoparken waren ebenfalls zu sehen.
Produktion und Beschäftigte
Die Metallplatten aus Stahl oder Aluminium werden aus verschiedenen Ländern angeliefert und bei Wöhr geschnitten, gefalzt und geschweißt. Gearbeitet wird mal im Zwei‑, mal im Dreischicht-Betrieb an fünf bis sechs Tagen pro Woche. Damit soll der Einsatz von Zeitarbeitskräften auch bei guter Auftragslage so gering wie möglich gehalten werden.
Ein Großteil der Beschäftigten arbeitet mit gewerblichen Qualifikationen (z. B. Schweißer), gefolgt von Ingenieuren und Technikern. Wöhr beschäftigt 20 Auszubildende. Gerade im Ingenieursbereich, so bekommen wir zu hören, ist es nicht einfach, freie Stellen zu besetzen. Um sich als attraktiven Arbeitgeber zu behaupten, werden Kita-Zuschüsse gezahlt, Fitnessstudio-Besuche ermöglicht und Weiterbildungen angeboten.