Flugverkehr hat Grenzen – Kurzstreckenflüge vermeiden

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14.06.2019

Flüge auf Bahn verlagern

Der Flug­ver­kehr wächst. Welt­weit. Auch in Stutt­gart. Selbst im Kurz­stre­cken­be­reich.

Der Sta­tus quo im Flug­ver­kehr ist unter Gesichts­punk­ten des Kli­ma­schut­zes als hoch­pro­ble­ma­tisch zu bewer­ten. Ers­tens wir­ken Emis­sio­nen in der Atmo­sphä­re stär­ker als auf der Erde. Zwei­tens ist kei­ne Dekar­bo­ni­sie­rungs­stra­te­gie ersicht­lich. Drit­tens weist der Flug­ver­kehr welt­weit enor­me Wachs­tums­ra­ten auf: Die Ver­kehrs­leis­tung der Flug­ge­sell­schaf­ten ist mit +6,5 Pro­zent im Jahr 2018 gewach­sen, im Vor­jahr sogar um 7,6 Pro­zent. Inso­fern ist die anhal­ten­de Vor­ge­hens­wei­se vie­ler Air­lines, Flug­ti­ckets für zehn Euro auf den Markt zu wer­fen, öko­lo­gisch unver­ant­wort­lich und zeigt ein­drucks­voll auf, dass im Flug­ver­kehr etwas grund­le­gend schief läuft.

Der Flug­ha­fen­ver­band ADV for­dert ange­sichts der Zuwäch­se die „Wei­ter­ent­wick­lung der Flug­ha­fen­in­fra­struk­tu­ren“ und meint damit wohl den Aus­bau der Flug­hä­fen. Die­sem Ansin­nen ertei­len wir eine kla­re Absa­ge. Kon­kret auf den Flug­ha­fen Stutt­gart bezo­gen heißt dies: Es bleibt bei der einen Start- und Lan­de­bahn und bei den Nacht­flug­be­schrän­kun­gen. Ein am Wachs­tum des Flug­ver­kehrs ori­en­tier­ter Aus­bau der Infra­struk­tur wür­de die Kli­ma­zie­le tor­pe­die­ren.

Um den Flug­ver­kehr zu redu­zie­ren, sind meh­re­re Maß­nah­men erfor­der­lich:

  1. eine Besteue­rung der Tickets wie im Bahn­ver­kehr und damit die Been­di­gung der Bevor­zu­gung des Flug­ver­kehrs
  2. eine Besteue­rung des Flug­ben­zins wie bei den Kraft­stof­fen fürs Auto
  3. die Ein­be­zie­hung des Flug­ver­kehrs in den Emis­si­ons­han­del
  4. die Been­di­gung der Sub­ven­ti­on von Regio­nal­flug­hä­fen

Die Ver­la­ge­rung des Flug­ver­kehrs auf die Bahn muss dabei zen­tra­les Instru­ment wer­den: In Stutt­gart gel­ten mehr als eine Mil­li­on Flü­ge als mehr oder weni­ger pro­blem­los auf die Bahn ver­la­ger­bar. Das wäre jeder zehn­te Flug. Es han­delt sich um die Flü­ge nach Frank­furt, Mün­chen, Paris, Zürich und Düs­sel­dorf, bei denen die Rei­se­zei­ten mit der Bahn bei maxi­mal rund drei Stun­den lie­gen.

Han­no­ver mit einer Fahr­zeit von vier Stun­den liegt an der Schwel­le des­sen, was von Bahn­rei­sen­den akzep­tiert wird. Dafür wer­den vor allem zwei Aspek­te als ent­schei­dend ange­se­hen:

  1. Der Min­dest-Zeit­auf­wand für einen Flug liegt bei 1,5 Stun­den, eher bei 2 Stun­den.
  2. Die Zie­le der Rei­sen­den lie­gen zumeist in den Innen­städ­ten, die per Bahn direk­ter als per Flie­ger erreicht wer­den.

Die Bahn ist wie­der­um gefor­dert, für attrak­ti­ve­re Ver­bin­dun­gen zu sor­gen. Das gilt aus Stutt­gar­ter Per­spek­ti­ve vor allem für die Zie­le Han­no­ver und Ber­lin. Auf letz­te­re Rela­ti­on ent­fie­len im ver­gan­ge­nen Jahr 10,5 Pro­zent aller Flü­ge.

In der Rela­ti­on Ber­lin – Stutt­gart wer­den sich die Fahr­zei­ten im Fern­ver­kehr auf der Schie­ne in den nächs­ten Jah­ren nur unwe­sent­lich ver­än­dern. Mit der Inbe­trieb­nah­me neu­er Leit- und Siche­rungs­tech­nik (ETCS) zwi­schen Bit­ter­feld und Hal­le wird die Stre­cken­ge­schwin­dig­keit in besag­tem Abschnitt auf 200 km/h erhöht, so dass die Fahr­zei­ten im Fern­ver­kehr ab 2024 um ledig­lich zwei bis drei Minu­ten gerin­ger aus­fal­len. Auch die Been­di­gung der Bau­ar­bei­ten im Kno­ten Hal­le wird ab 2022 nur Fahr­zeit­ver­kür­zun­gen im Minu­ten­be­reich brin­gen. Spür­ba­re Fahr­zeit­ver­kür­zun­gen kön­nen erst erzielt wer­den, wenn die Neu­bau­stre­cke Frank­furt – Mann­heim sowie die Ausbaustrecke/Neubaustrecke Hanau – Geln­hau­sen – Ful­da – Ger­s­tun­gen in Betrieb gehen. Aus heu­ti­ger Sicht wird dies aber frü­hes­tens Anfang der 30er-Jah­re der Fall sein. Dann wird auch die Ein­rich­tung von Sprin­ter­ver­bin­dun­gen in der Rela­ti­on Ber­lin – Frank­furt – Stutt­gart neu zu bewer­ten sein. Auf­grund der hohen Belas­tun­gen im Kno­ten Stutt­gart sowie der hohen Aus­las­tung der Stre­cke Frank­furt – Mann­heim sieht die Deut­sche Bahn für der­ar­ti­ge Ange­bo­te der­zeit kei­nen Spiel­raum. Hier wer­den wir wei­ter auf eine mög­lichst früh­zei­ti­ge Umset­zung drän­gen.